Kapitel 17

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Ich laufe langsam durch den Garten auf den früheren Personaleingang zu. Nachdem ich die quietschende Tür geöffnet habe, fällt mir ein Lichtschein aus dem Keller auf. Ist dort jemand unten? Langsam gehe ich die uralten Treppen herunter. „Hallo?", rufe ich leise. Ich bekomme keine Antwort. Wahrscheinlich hat nur einer der Bediensteten, beim Wein heraufholen, das Licht angelassen. Ich drücke auf den Lichtschalter, jedoch tut sich nichts. Das Licht ist immer noch an – es flackert. Sonderbar. Meine Neugier ist geweckt. Ich laufe leise durch den Gang in den hinteren Bereich des Gewölbekellers. In einer Wandhalterung steckt eine Fackel – das ist ja wie im Mittelalter. Daher auch das Flackern. Als ich um die Ecke schaue, stockt mir der Atem. Ich presse beide Hände vor den Mund, um nicht laut auszurufen. Der Raum vor mir ist indirekt ausgeleuchtet. Hunderte Kerzen sind in Gläsern auf dem Boden verteilt. Im Raum verteilt sind verschiedene Möbelstücke, die, bis auf ein großes, massives Himmelbett, rein gar nichts gemütliches haben. Ein massives Kreuz aus Balken mit verschiedenen Ösen ist an der Wand angebracht. Ein langer Tisch steht zentral im Raum, allerdings sind keine Stühle zu sehen. Ich trete in den Raum und sehe links von mir an der Wand unterschiedliche Schlaginstrumente. Mir wird abwechselnd heiß und kalt, als mir langsam klar wird, was das hier ist. Ein moderner Folterkeller, in einem antiken Gewölbekeller. Ein hysterisches Kichern steigt in mir auf. Wo bin ich hier nur hinein geraten? Ich, ich muss hier raus – dringend! Ich drehe mich zur Tür und erstarre. Fuck! Jakob steht in seinem Anzug lässig in der Tür und mustert mich intensiv. Ich spüre, wie mir abwechselnd heiß und kalt wird. Ein intensives Kribbeln in den Fingern und eine Einschränkung meines Sichtfeld zeigen mir an, dass ich wohl langsam wieder normal atmen sollte. Dementsprechend lasse ich langsam die angestaute Luft wieder heraus. Was mache ich denn jetzt? Mein Gehirn funktioniert nur noch in Ansätzen. Ich blinzle, vielleicht habe ich ja nur schlecht geträumt? Doch es ändert sich nichts und Jakob steht immer noch in der gleichen Pose an der Tür. Okay. Ich muss hier irgendwie raus. Ich straffe meine Haltung und drücke meine Schultern nach unten. Mein Herz rast und mein Kopfkino verselbstständigt sich. Langsam laufe ich zur Tür. Ich spüre Jakobs Dominanz an meinem ganzen Körper. Meine Knie sind weich. „Ich wollte nur kurz schauen, wo das Licht herkommt!", sage ich so nonchalant wie möglich. Doch das Zittern in meiner Stimme kann ich nicht unterdrücken. Er steht genau in der Tür, so dass ich ohne ihn zu berühren, nicht aus diesem verdammten Raum herauskomme – aber drin bleiben ist auch keine Option. Ich meine, er hat das ja für irgendjemanden so vorbereitet. Und derjenige bin nicht ich. Ich versuche den Stich, der mir diese Klarheit beschert, nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen und beschließe, jetzt einfach an ihm vorbeizulaufen. Ich trete durch den uralten Türsturz, als ich gegen einen Gegenstand auf Höhe meines Schoßes stoße. Ich schaue herunter. Es ist ein Rohrstock. Jakob hält diesen in der Hand, ohne eine Miene zu verziehen. Ich drücke testweise etwas dagegen. Doch ich habe keine Chance, zumal ich das Kleid ja auch nicht ruinieren möchte. Ich schaue nach oben und sehe in Jakobs Augen. Darin ist nun nichts mehr Ruhiges zu sehen. Im Gegenteil. Ein Feuer lodert darin und zwar keines der angenehmen Sorte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 01 ⏰

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