Mein Wecker klingelt am nächsten Morgen um sechs Uhr. Ich stöhne etwas, aber ich weiß, dass mir die sportliche Betätigung guttun wird. Ich schlüpfe in Leggins, in ein Sportshirt und meine Sportschuhe. Der leichte Nieselregen draußen stört mich überhaupt nicht. Nachdem ich eine Banane gegessen habe, mache ich mich auf den Weg nach draußen. Immerhin finde ich den Ausgang mittlerweile. Ich schaue mich kurz um und beschließe, mich in die Richtung des kleinen Wäldchens und den See zu halten. Am Anfang ist mein Körper noch ganz schön angespannt. Langsam werden meine Muskeln weicher, meine Bewegungen lockerer und ich beginne das Joggen zu genießen. Ich laufe etwas durch den Wald zum See. Dort ist sogar eine kleine Anlegestelle für Boote und ein Steg. Ich freue mich darauf, diesen mit Salma zu erkunden. Da kann man sicher auch ein super Picknick drauf machen. Ich laufe einmal um den See herum und schlage dann einen anderen Rückweg ein. Glücklicherweise ist um das ganze Anwesen herum ein Zaun errichtet, so dass ich mit meinem mangelnden Orientierungssinn nicht total verirren kann. Schließlich sehe ich die Umrisse des Hauses vor mir und beschließe, einen Sprint zu machen. Völlig außer Atem erreiche ich schließlich den Eingang. Die Handläufe der Treppe kommen mir gerade recht. Ich lege mein Bein darauf ab und beginne mich zu dehnen. Kurz darauf kommt das zweite Bein. Mein Shirt klebt mittlerweile an meinem Oberkörper. Es ist durchtränkt von dem mittlerweile doch recht kalten Nieselregen. Schnell dehne ich noch meinen Schultern und Rückenmuskulatur. Nun freue mich auf die Dusche. Ich stehe vor der Tür, als mir auffällt, dass ich ja noch gar keinen Schlüssel besitze. Beziehungsweise wahrscheinlich gibt es hier nur irgendeinen Schlüsselcodeoder so was. Verdammt. Mir ist mittlerweile ziemlich kalt. Was mache ich denn jetzt? Irgendwie will ich so meinen Chefs wirklich nicht unter die Augen treten. Vielleicht macht mir ja jemand vom Personal auf. Hier draußen weiter zu verweilen, macht auf jeden Fall keinen Sinn. Da werde ich nur krank. Und das, möchte ich auf jeden Fall vermeiden! Also drücke ich zähneknirschend den Klingelknopf. Meine matschigen Schuhe ziehe ich bereits aus. Es dauert nicht lange, bis sich energische Schritte nähern und die Tür aufgerissen wird. Sebastian, der mittlere Bruder öffnet sie und schaut mich, mit nach oben gezogenen Augenbrauen, von oben nach unten an. „Fräulein Sieverts?"„Ich war joggen!", verteidige ich mich. „Und ich habe keinen Schlüssel!"„Kommen Sie herein. Sie holen sich so ja den Tod!", ordnet er an und zieht mich sanft an meinem Handgelenk nach drinnen. Ich schaue ihn nur an. „Sie sind eiskalt!" Sein vorwurfsvoller Blick trifft mich. Seine eleganten Finger halten immer noch mein Handgelenk umklammert. Fast so, als würde er meinen Puls messen. „Wenn Sie mich loslassen würden, dann könnte ich duschen gehen und meinen Dienst pünktlich antreten!", sage ich betont und schaue auf seine Hände. „Ja, natürlich! Ich lasse Ihnen einen Schlüssel zukommen!" Damit lässt er mich los und betrachtet seine etwas schmutzige Handfläche. Ich muss lachen. „Das steht Ihnen!", rutscht mir heraus. Er schaut mich irritiert an. Ich glaube, er weiß nicht, ob er das unverschämt oder lustig finden soll. Ich grinse ihm nochmal zu und laufe dann leichtfüßig die Treppe nach oben. In meinem Apartment angekommen öffne ich die Tür, werfe meine schmutzigen Kleider auf den Boden und steige in die Dusche. Das heiße Wasser tut irre gut. Dann schlüpfe ich in eine Jeans und Kapuzenpulli und föhne meine Haare. Wieder erwische ich mich dabei, dass ich mich etwas sorgfältiger zurechtmache. Ich zucke gegenüber meinem Spiegelbild die Schultern und schaue auf die Uhr. Es ist kurz vor 8. Höchste Zeit, Salma zu wecken. Als ich vor meine Tür schaue, stehen dort meine Chucks von gestern. Allerdings makellos. Wann ist denn das passiert? Ich schlüpfe hinein und laufe dann hinüber zu Salma. Bei dem Gedanken, gleich auf ihre drei Onkel beim Frühstück zu treffen, überläuft mich eine Gänsehaut.
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Cinderella in Chucks
RomanceDiese Geschichte steht für sich alleine und hat (bisher) keinen Querbezug zu meinen anderen Geschichten. Ina ist frisch gebackene Erzieherin und hat gerade ihre Abschlussfeier überstanden. Wenige Tage später erhält sie eine rätselhafte E-mail der Ge...