Kapitel 11

2.7K 366 12
                                    

Ich war verwirrt. Eigentlich sollte ich aufstehen, mich fertig machen und in den verdammten Bus steigen, in dem die Chance zu fünfzig Prozent besteht, dass ich sie wieder sehe.

Layla war anders, ich hatte es gewusst. Ich hatte nur nicht erahnen können, wie anders, wie sehr sie sich ein Ende wünschte. Während ich an die trostlos weiße Decke meines Zimmers starrte, dachte ich an unser letztes Wiedersehen zurück. Wer versicherte mir, dass sie noch am Leben war? Sie hatte zwei Tage, in denen ich sie nicht gesehen hatte, da hätte alles Mögliche passieren können. Wir hatten an diesem Tag lange auf dem Feld gesessen, einfach nur geschwiegen und nebeneinander auf dem aufgewärmten Boden gelegen. Sie hatte gewollt, dass ich am nächsten Tag wieder komme. Hat behauptet, sie würde mich brauchen.

Ich hasste meine Eltern in gewisser Weise dafür, dass sie mich zu meinen Großeltern mitgenommen hatten. Statt für den wundervollsten Menschen da zu sein, hatte ich also das langweiligste Wochenende meines Lebens verbracht. Ich hätte für sie da sein sollen, sie hatte mich gebraucht.

Langsam setzte ich mich auf und sah nun stattdessen zu meinem Computer herüber. Layla hatte nicht verraten wollen, was in ihrem Leben so unheimlich schief gelaufen war. Sie wollte auch am Abend nicht, dass ich sie nach Hause bringe. Etwas war dort los, so viel hatte ich mir erdenken können. Doch solange Layla nicht darüber sprechen wollte, würde ich wohl auch nicht erfahren was los war.

Mit einem seufzen stand ich auf und begann mich für die Schule fertig zu machen.

Im Bus geschah etwas, dass ich niemals erwartet hätte. In den letzten Wochen hatte Layla jedes Mal auf Diskretion bestanden, wir waren Fremde für unser Umfeld. Als ich allerdings grade an ihr vorbei gehen wollte, griff sie nach meiner Hand und ihre Finger schlossen sich um meine. Etwas verwirrt und definitiv überrumpelt von der Situation, ließ ich mich auf den leeren Platz neben ihr Fallen und sah sie schweigend an.

Layla lächelte gequält und lies meine Finger los. »Guten Morgen.«, wisperte sie und das Lächeln erstarb. Ich wollte wieder ihre Finger an meiner Hand spüren. Ihre Hände waren kalt, aber es war beruhigend, sie zu sehen.

»Es tut mir so leid, dass ich nicht für dich da war.«, flüsterte ich, doch sie schüttelte den Kopf. Sie trug die blonden Haare offen und ich schluckte schwer um dem Drang zu widerstehen, ihr die Haare aus dem Gesicht zu streichen. Hollywood tat es jedes Mal. Sie Haare hinters Ohr, der Augenkontakt und schließlich der Kuss.

Mit einem Ruck machte ich mich von ihren Augen los und sah auf meine Hände.

»Simon, du hast in dieser kurzen Zeit mehr für mich getan als irgendjemand sonst auf diesem trostlosen Planeten.« Steve Rogers hat es bereut, niemals den ersten Schritt bei Agent Carter zu wagen. Und dann, über fünfzig Jahre später, ist es zu spät gewesen.

»Und du bist der erste Mensch, der mich mit solcher Vorfreude aus der Reserve locken konnte. Inzwischen will ich nichts anderes mehr am Tag erreichen.« Meine Worte lockten ihr ein Lächeln hervor und Layla sah wieder aus dem Fenster.

»Kann ich dich um etwas bitten?«

»Kommt ganz drauf an.« Sie sah vom Fenster weg und richtete ihren Blick zu den Einsteigenden Personen. Auch Paul war unter ihnen doch als er meinen Blick bemerkte, grinste er bloß schelmisch und ging weiter bis zum Ende des Busses. Ich stieß erleichtert die Luft aus meinen Lungen und sah dann wieder Layla an. Sie hielt den Blick nach vorn Gerichtet und ich erinnerte mich an unser erstes Treffen, ihr Profil, die Haare. Ihr ganzes Erscheinungsbild war mir schon damals magisch vorgekommen und jetzt wusste ich, dass Layla wirklich vieles vor der Außenwelt verbarg. Sie war jemand der alles in sich hineinfraß, statt mit jemandem zu sprechen.

»Ich schwänze oft die Schule, im Grunde bemühe ich mich nicht einmal mehr darum gute Noten zu erzielen.« Sie sah mich für einen kurzen Moment an, ehe sie wieder nach vorne starrte. »Ich will nicht alleine sein, aber ich will auch nicht zur Schule.«

Ich sah zu der Anzeige an der Decke des Busses, an der nächsten Haltestelle müssten wir raus gehen. Zu lügen fiel mir nicht sonderlich leicht, doch was mir leicht fiel, war mich in ihren Augen verlieren zu können. Layla hatte davor nie mit mir in der Öffentlichkeit gesprochen, außer als ich ihr Buch kaputt gemacht hatte. Dass zwischen uns war immer ein Geheimnis gewesen, wobei ich nicht einmal wusste, was da zwischen uns war.

Kurz bevor der Bus an der Haltestelle halten würde, stand ich auf um Layla durch zu lassen. Sie stand dicht bei mir und sah unschlüssig zu mir hoch. Ich wollte instinktiv handeln und beantwortete ihre Frage noch nicht. Ich war allerdings nicht sonderlich überrascht, als ich zusammen mit ihr den Bus verließ. Ich war auch nicht überrascht, als ich Pauls fragenden Blick durchs Fenster sah.

Die Sonne strahlte durch die Wolkendecke auf uns herab, ich war froh den Regen für einen Moment los zu werden. Laylas Haare glänzten im Sonnenlicht, sie sah so friedlich aus, während der Regen mich nur an ihren Schmerz erinnerte. Wobei ja eigentlich die Sonne geschienen hatte, als ich sie auf dem Lavendelfeld fand. Ich sah sie von der Seite an. Layla knetete ihre Finger und sah zu Boden. Sie schien meinen Blick gar nicht zu bemerken, ich fühlte mich wie bei unserer ersten Begegnung. Sie war so schön, in den künstlich beleuchtetem Bus schien sie gar nicht rein gepasst zu haben.

»Willst du heute zum Essen rüberkommen?« Die Frage war mir rausgerutscht noch bevor ich mir mögliche Antworten ihrerseits durch den Kopf gehen lassen konnte. Ich schluckte schwer, als sie zu mir aufsah. Sie lächelte leicht und nickte.

Erleichtert stieß ich Luft aus meinen Lungen und lächelte ebenfalls. »Natürlich nur, wenn deine Eltern nichts dagegen haben.«, murmelte sie noch hastig hervor.

»Quatsch, die werden sich schon freuen.«, sagte ich. Bei meinen Worten zuckte sie leicht zusammen und heftete den Blick wieder auf ihre Füße. »Alles okay?«, fragte ich sie und betrachtete ihre Profil noch immer.

Sie nickte erst, dann runzelte sie die Stirn. »Was soll ich überhaupt anziehen?« Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit und brachte mich zum Lachen.

»Etwas in dem du dich wohl fühlst.«, erwiderte ich bloß. »Meine Eltern achten nicht wirklich auf Feinheit.«

Sie schien nicht wirklich begeistert von meiner Antwort zu sein, nickte allerdings und schweigend erreichten wir endlich unseren Zufluchtsort.

TUT MIR LEID

Ich befinde mich in einer abgefuckten Phase, in der ich nichts kreatives auf die Reihe kriege. Ich bin verdammt wütend auf mich selbst, weil ich das schreiben liebe und nun für ziemlich genau einen Monat fast VOLLKOMMEN damit aufgehört habe. Sowas ist scheiße, es tut mir leid. Ich tue mich schon selbst Leid. Ich wünschte, ich könnte euch sagen, dass es jetzt wieder regelmäßige Updates gibt, aber nein: Ich fahre in den Urlaub, weiß nicht mal ob ich Internet habe *Kotz* stattdessen aber täglich um die 40° *Doppelkotz*, aus der Phase taste ich mich langsam aber sicher wieder raus und ich hoffe sehr, dass ihr bald wieder öfters von mir hört.

Liebe Grüße

Euer Kotzbrocken 

Paty

Wo der Lavendel blühtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt