Kapitel 17

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Ich war sowas von verknallt in Layla, diese Erkenntnis traf mich, als ich ihr beim Abwasch half. Ihren Bruder hatte sie aufs Zimmer geschickt und Stille hatte sich zwischen uns ausgebreitet. Als ich sie sanft an der Schulter berührte zuckte sie zusammen und kniff die Augen zu.

»Simon... Ich... Es tut mir leid, ich kann das nicht.«, murmelte sie und räumte die Teller ein.

»Was kannst du nicht?«

»So tun als wäre nichts oder dich an lügen, aber die Wahrheit ist viel zu schrecklich, als das ich sie dir sagen könnte.« Layla seufzte und ich versuchte verzweifelt ihre Worte zu verstehen.

»Aber ist es nicht mindestens genauso schrecklich, alleine damit klar kommen zu müssen?«

»Simon...« Sie lachte frustriert in sich hinein und zog die Nase hoch. Ihre Augen ruhten auf meinen Händen und als ich mich ihr dieses Mal näherte, zuckte sie nicht zurück, sondern klammerte sich an meinen Fingern fest, als würde sie ertrinken. »Selbst wenn du verstehen würdest, was hier abgeht... Du könntest nichts dagegen tun, es wäre wie bei Moulin Rouge

»Kannst du aufhören in Beispielen zu reden? Ich kenne kein Moulin Rouge.«, murmelte ich frustriert. Meine Stimme war kaum mehr als ein Wispern.

»Du würdest wissen, was ich für dich empfinde, würdest aber trotzdem rasen vor Wut.« Ihre Stimme klang so sanft wie immer. Unsere Gesichter waren sich so Nahe und ich wünschte mir so sehr, sie einfach küssen zu können. »Gut, Christian war tierisch eifersüchtig auf den Duke, aber im Endeffekt würde es auf dasselbe hinaus laufen.«

»Und Geheimnisse sind da so viel besser?«

»Nun ja... Sie wollten Satine ja nur beschützen...«

»Layla, ich verstehe kein Wort.«, gab ich zu. Ihr Blick wanderte zu mir nach oben, ihre Augen waren mit Tränen gefüllt.

»Simon, ich werde niemals so sein, wie ich sein sollte. Ich werde niemals, normal werden. Ich werde wohl bis in alle Ewigkeiten vor Berührungen wegzucken, bevor ich realisiere, dass du mir gar nichts tun willst. Und ich werde vermutlich noch viele lange Jahre in dieser Hütte festsitzen, meinen Bruder großziehen und kochen.«

Und grade als ich realisierte, was hier vor sich ging, wurde die Haustür im Flur aufgerissen. »Layla!«

Layla sackte in sich zusammen, ihre Augen verloren jeglichen Glanz, der ihre Tränen hätte verraten können und sie blickte erschrocken auf. Für eine halbe Sekunde standen wir regungslos in der Küche, ehe sie mich mit der einen Hand am Kragen packte und mit der anderen die Vorratskammer aufschloss. Sie stieß mich achtlos hinein und eilte dann in den Flur um den Eingetroffenen zu begrüßen.

»Papa, du bist früh zu Hause.« Ich schob die Tür einen Spaltbreit auf, damit noch frische Luft hinein wehen konnte und hielt gebannt die Luft an.

»Freust du dich etwa nicht?« Laylas Vater hatte ein tiefes, raues Lachen, welches mir eine Gänsehaut über meine Arme jagte. »Wo ist das Essen?«

Die beiden kamen in die Küche und Mr Westhold lehnte sich an den Tresen, wo vor wenigen Sekunden noch ich gestanden hatte. »Hier, Vater.« Layla hastete zu den Herdplatten, drehte sich nochmals auf um die Mahlzeit etwas aufzuwärmen.

Doch zum Essen sollte es wohl niemals kommen. An manchen Tagen fragte ich mich, wie viel bereits vorhergesehen war für die vierundzwanzig Stunden und ob der Mensch an sich irgendetwas ändern könnte. Während ich in der Vorratskammer hockte und sah, wie der Mann Layla am Arm packte und zu sich zog, fragte ich mich, ob es hervorbestimmt war, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt im Haus der Westholds befinden würde. Laylas Vater drehte die beiden um und presste seine Tochter nun gegen die Arbeitsfläche. Über seine Schulter hinweg trafen sich unsere Blicke, langsam schüttelte sie den Kopf.

Wo der Lavendel blühtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt