𝟎𝟒

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Adora:
Kaum war ich wach, erhob ich mich vom Bett und schaute auch direkt zu dem verwundeten Mann von gestern, der mir sein Zimmer zum ausruhen angeboten hatte, aber selber auf dem Sessel blieb. Die ganze Nacht lang.

"Du warst die ganze Nacht lang hier?", fragte ich verwundert, mit dem Kopf noch unten.

Er hätte sich sicherlich irgendwo anders ausruhen können. Er hatte sich ausgesucht hier zu bleiben, warum nur?

"Ich dachte, du würdest dich besser fühlen, wenn du weißt, dass hier jemand ist, der aufpasst."

Er sagte das mit so einer Leichtigkeit, die es schon selbstverständlich wirken ließ.

Damit hob ich auch meinen Kopf an und betrachte ihn.

Kaum sah ich ihn, musste ich auch schon an seinen Satz denken, denn er mir gestern gesagt hatte, nachdem ich den Geschäften mehr oder weniger wieder beigetreten war.

"Du hast so viel dafür gegeben nach Evans tot aus den Geschäften zu kommen, nur um für mich wieder Teil von ihnen zu werden. Was für eine Tragödie, nicht?", lächelte er.

"Woher kennst du Evan?", spuckte ich auch ohne zu zögern aus.

Auf diese Frage hin, lächelte er. Genauso wie gestern.

"Er war mein Bruder", brachte er mit so einer Leichtigkeit über die Lippen, die mir eine Gänsehaut beschaffte.

Dieser verlogene mistkerl.

Álvaro Jiménez.

Evans drei Jahre älterer Bruder.

Er war ein wunderbarer Mensch, er ist aber jung gestorben. Zu jung.

An dem Gedanken an ihn, zieht sich mein Herz eisern zusammen.

Er war nicht wie ein Bruder für mich, so wie es sein jüngerer Bruder war, nein. Er war mehr der Junge, bei dem ich wusste, ich könnte jederzeit zu ihm gehen und würde die Liebe kriegen, die ich brauche. Er war mehr der Liebhaber, der nie mein Liebhaber wurde.

Dafür hatten wir keine Zeit mehr, denn der Tod hat ihn von mir - von uns, weggerissen.

"Evans Bruder ist vor 10 Jahren gestorben", zischte ich.

Doch keine Mimik. Er wirkte vollkommen ruhig, beinahe stumpf.

"Das stimmt."

Seine blauen eisigen Augen fixierten meine.

In seinem Blick lag Faszination, aber ebenfalls eine gewisse Amüsans. 

"Wie standest du zu ihm?", wollte er nun doch mit einem spöttischen Grinsen wissen.

Mein Blut geriet langsam ins kochen. Ich war wirklich kein verkrampfterer Mensch, aber es gibt zwei Grenzen in meinem Leben, die man besser nicht überschreiten sollte.

Zum einem: Evan Jiménez.

Zum anderen: Álvaro Jiménez.

Somit griff ich in die initiative und bückte mich etwas runter zu ihm, um an seine Wunde zu kommen, auf welche ich meine Hand drückte.

Sofort zog er scharf die Luft ein.

"Stell mir noch eine einzige Frage über die beiden und ich sorge dafür, dass du an deiner Verletzung verblutest", riet ich ihm und drückte immer mehr auf seine Wunde. Mittlerweile klebte eine ganze Menge an Blut, an meiner Hand.

"Klar?", fragte ich nochmal mit Nachdruck.

"Glasklar, Frau Jiménez", lächelte dieses Arschloch schon wieder.

Frau Jiménez...

In einem anderen leben bestimmt.

"Also wie geht es unserem Patienten heute?", fragte ich ihn, nachdem ich ein paar Schritte an Abstand gewonnen hatte.

"Eigentlich ganz gut, aber eine gewisse Doktorin, kam auf die Idee mich verbluten zu lassen."

Ich lachte milde auf. "Wie schrecklich von ihr, sie muss ja ein regelrechtes Monster sein", triefte meine Stimme vor Ironie.

"Oh ja", fing er meinen Blick auf. "Ein sehr gefährliches sogar, vor allem dann, wenn du ihre Geliebten erwähnst."

"Wie ungewöhnlich", schnaubte ich.

Seine Augen, tief wie der Kälteste Ozean, ließen meine einfach nicht los. Ich hatte das Gefühl, er wolle mich in seinen Augen ertrinken und verflucht, ich könnte nicht sagen, das es nicht klappen würde.

Er hatte etwas an sich, was mich dazu brachte, vollkommen kampflos zu sein.

"Wie hast du geschlafen?", wechselte er das Thema und zog mich auch gleichzeitig aus den Tiefen des Ozeans, in die er mich kurz davor versunken hatte.

"Schlecht."

Gelogen. Ich hatte seit langem nicht mehr so gut geschlafen, dazu noch ohne jegliches aufschrecken.

"Anscheinend mag dein Körper meine Präsenz nicht."

"Anscheinend nicht."

Wieder gelogen.

Er hatte etwas beruhigendes an sich. Genau wie seine Augen mich versinken können, haben sie auch die Kraft eines ruhigen Gewässers, an dem sich alle Nerven in meinem Körper entspannen.

Verflucht, ich kannte dieses Kerl nicht und er zeigte mir sehr gut, das ich es auch dabei belassen sollte und trotzdem hatte ich schon jegliche Details an ihm, in mich eingezogen und gespeichert.

Das sah wirklich nicht gut aus für mich.

Wenn das so weiter geht, würde ich mich eigenhändig unter Wasser halten und sobald das geschehen war, würde ich nicht mehr um Hilfe schreien können und in dem eisigen Wasser erfrieren.

Wenn das so weiter geht, würde ich mich eigenhändig unter Wasser halten und sobald das geschehen war, würde ich nicht mehr um Hilfe schreien können und in dem eisigen Wasser erfrieren

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Schande über mich, weil ich so unregelmäßig poste, wirklich!

Aber tut mir den Gefallen und seit etwas aktiver beim kommentieren, sowas motiviert mich immer (ja, eure Kommentare helfen)

Erzählt mir, was ihr von dem Kapitel haltet 🥂

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