𝟎𝟖

526 31 12
                                        

Adora:
Die Blumen waren wunderschön. Er hatte wirklich schöne ausgesucht.

Der Anblick meiner Blumen auf dem Nachttisch, brachte mich zum Lächeln und ließ mich schon viel mehr wie zuhause fühlen.

Nachdem ich in dem Ankleidezimmer auch noch einen Voll bestatteten Kleiderschranken entdeckt hatte, ließ es eine unerwartete Wärme in mir aufkommen. Es hatte sich lange keiner mehr so um mich gekümmert. Auch nicht Evan vor seinem Tod. Ich denke, er hatte einfach viel wichtigeres in seinem Leben zu tun. Außerdem war er nie der Typ gewesen, der mich mit Samthandschuhen angefasst hat. Das war eher sein Bruder gewesen. Diese Gefühl der Geborgenheit ist ungewohnt, nach so langer Zeit.

RÜCKBLENDE VOR 11 JAHREN:
Es fühlte sich schrecklich an, jemanden nach Hilfe schreien zu hören, dem man nicht helfen konnte. Nicht durfte.

Evan meinte, er hätte die perfekte Idee gehabt, um ein spannendes Wochenende zu haben. Wie schon zu erwarten, waren unsere Erwartungen von spannend, Welten von einander entfernt.

"Evan, das sollten wir nicht tun!", versuchte ich ihn davon abzubringen.

"Komm schon, Adora. Das ist bei uns normal, wieso findest du das so schlimm?"

"Weil ich vielleicht nicht darauf stehe jemanden beim sterben zuzuhören?!", klang ich nun mittlerweile verzweifelt.

Er und ich lehnten an einer Wand und und hörten den Leuten unserer Eltern zu, wie sie jemanden in die Mangel nahmen.

So habe ich mir meinen Freitag Abend nun wirklich nicht vorgestellt.

Ich wusste nicht warum Evan sich das hier anhören wollte, aber ich wusste auf jeden Fall, dass ich es nicht wollte.

Ich konnte es noch nie ab, an jemanden, der Hilfe brauchte, einfach so vorbeizugehen.

"Ich will hier weg, Evan!"

Er drehte sich zu mir und musterte meine verzweifelten Gesichtszüge. "Willst du alleine um diese Uhrzeit raus?", fragte er mich, da wir in dem Gartenhaus waren und der Weg zum Anwesen nicht grade der kürzeste war.

Bei den lauten, die wir da hörten, wurde mir auch klar warum und mir wurde auch klar, dass Evan nicht mitkommen würde.

Frustriert lehnte ich meinen Kopf gegen die Wand hinter mir.

"Sie geht nicht alleine, ich begleite sie."

Sofort richtete ich meinen Kopf auch in die Richtung der Stimme, die mir mehr als bekannt vorkam und auch zu guter Recht, denn Álvaro stand vor uns und hielt mir die Hand hin, die ich auch instinktiv ergriff und mich von ihm hochziehen zu lassen, um an seiner Seite stehen zu bleiben.

"Was denkst du dir nur dabei, Evan? Du weißt doch, dass sie es nicht abkann Menschen hilflos zu sehen", belehrte er seinen jüngeren Bruder.

Natürlich wusste Evan das, immerhin verbrachten er und ich auch die meiste Zeit miteinder, da wir auch einfach in der selben Altersklasse waren und somit auch in den selben Jahrgang gingen, trotzdessen, dass ich ein Jahr älter, als Evan war.

Aber woher wusste Álvaro das? Er war mir nah, aber nicht so nah. Er kannte mich gut, aber nicht so gut.

Er war der ältere Bruder von Evan - meines besten Freundes, er war der älteste Sohn der Familie und somit Erbe dieser ganzen Machenschaften.

Im groben und Ganzen vielleicht nicht der beste für mich und trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass es mich glücklich machte, dass er sich Dinge über mich merkte.

Álvaro war drei Jahre älter als wir und hatte somit relativ wenig mit uns zutun. Zu Anfangszeiten haben er und ich gar nicht miteinder gesprochen, aber mittlerweile war er ein Zufluchtsort für mich geworden.

RÜCKBLENDE ENDE.

Ich war ihm wirklich dankbar, nur habe ich ihm das noch nie gesagt, aber ich wusste auch nicht ob ich vor den gewonnen Gefühlen Angst haben sollte.

Er hatte sie gestern Nacht noch extra in mein Zimmer gebracht, allerdings war ich viel zu müde um zu realisieren, deshalb musste ich das heute nachholen.

Entschlossen ihn zu finden, verließ ich mein Zimmer, um die Treppen runterzugehen und ihn zu finden.

Ich lief einige Zeit irrlos umher, weil ich mich noch gar nicht auskannte. Das einzige was mich davon abhielt, mich komplett zu verirren, war das Geräusch von Besteck.

Ohne länger nachzudenken, folgte ich dem Geräusch und fand mich auch wenig später in der Küche wieder . Und siehe da, er war auch hier. Heute hatte er ein schwarzes Hemd kombiniert mit einer schwarzen Jeans an. Die letzen weißen Hemden haben ja mit blutflecken geendet...

Er hantierte grade mit irgendwas herum, er hatte mich noch nicht erkannt, weil er mit dem Rücken zu mir stand.

"Guten Morgen", sprach ich ihn an und schon drehte er sich um und schaute mir einen Moment zu lange in die Augen, bevor er antwortete.

"Guten Morgen, Blümchen."

Und dann noch dieser Spitzname. Ich wollte nicht, aber musste einfach Dämlich grinsen über diesen Spitznamen.

 Ich wollte nicht, aber musste einfach Dämlich grinsen über diesen Spitznamen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Feedback?

Start without end Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt