𝟎𝟕

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Álvaro:
Sie ist angekommen und das freut mich.

Ich erhoffe mir wirklich, dass sie sich wie zuhause hier fühlen wird, denn das ist es nunmal. Ihr Zuhause.

Durch meinen Fehler ihren Namen zu nennen, habe ich sie zwar kurz misstrauisch gemacht, aber zum Glück hat sich die Sache schnell gelegt.

Natürlich würde sie früher oder später erfahren wer ich bin und was mich hierhin gebracht hat, aber noch nicht. Ich kann das grade weder ihr, noch mir zumuten.

Also ist alles, was ich tun muss, die Rolle zu halten und ihr ihre Blumen zu bringen.

Sie hat mich heute mittag um Blumen gebeten gehabt und ich würde sie ihr natürlich auch bringen.

Mit einem Blick auf meine Armbanduhr stellte ich allerdings fest, das es schon sehr spät war. Ich schätze sie war schon am schlafen, also wollte ich ihr nicht unnötig Arbeit machen.

Somit nahm ich die Vergissmeinnicht Blumen, welche noch im Papier eingewickelt waren, um sie vom Papier zu befreien. Nebenbei befüllte ich eine Vase mit Wasser, ehe ich die Blumen in diese steckte.

Die Blumen waren in einem wunderschönen Blau, was ein ganz sicherer Blickfang war. Zudem wurde mir von der Floristin, von der ich die Blumen habe, gesagt, dass diese Blumen für treue und die ewige Liebe stehen.

Ich denke also sie werden gut zu Adora passen.

Jetzt musste ich allerdings die Vase unbemerkt in ihr Zimmer bringen, denn sie schläft schon und ich wollte sie nicht wecken. Zumindest war ihr Zimmer Licht aus und auch sonst wäre es um diese Uhrzeit nicht unüblich, wenn sie schlief.

Vor ihrem Zimmer angekommen, stieg ich aus meinen Schuhen, um so leise wie nur möglich zu sein.

Mit vorsichtigen Bewegungen öffnete ich ihre Tür und fand nur mit Hilfe des Mondlichts den Weg zu ihrem Bett. Ich hatte vor die Vase auf ihren Nachtschrank zu stellen und dann so schnell wie möglich zu verschwinden.

Nachdem ich die Vase mit Erfolg abgelegt hatte, fiel mein Blick auf die schlafende Adora. Ihre Haare waren um sie rum verteilt, so dass man einen perfekten Blick auf ihr Gesicht haben konnte.

Sie war tief und fest am schlafen. Der Anblick von ihrem ruhigen Gesicht, brachte mich zum Lächeln. Sie so friedlich zu sehen, sorgte für ein wohltuendes Gefühl in mir.

Ich konnte einfach nicht widerstehen ihr über den Kopf zu streicheln.

Aber diese Berührung löste eine unerwartete Bewegung aus. Kaum hatten meine Finger ihren Kopf berührt, schreckte Adora hoch und schlug auch schon um sich. Damit traf sie meine Schusswunde. Zum zweiten Mal heute...

Ich zischte kurz schmerzhaft zusammen und nahm einige Schritte Abstand zu ihr, damit sie mich erkennen konnte.

Nachdem sie ihr Nachtlicht angeschaltet hatte und mir gegenüber stand, verschwand ihr hektischer Atem und sie atmete erleichtert durch.

Sie war wunderschön. Ich zog jedes kleinste Detail von ihr in mich ein. Ihr nach oben gerutschtes Top zeigte einen Streifen ihrer Haut und nun fragte ich mich augenblicklich wie sich ihre Haut unter meinen Händen anfühlen würde. Fuck, meine Hände kribbelten allein schon bei dem Gedanken.

"Was tust du hier um diese Uhrzeit?", zischte sie mit zusammengezogenen Augenbrauen und weckte mich auch zum Glück aus meinen Vorstellungen mit ihr.

"Ich wollte dir nur deine Blume bringen, aber ich hatte ja keine Ahnung, dass du eine menschliche Alarmanlage bist!"

"Oh verdammt", fluchte sie leise, bevor sich ihr Blick klärte und an meiner Schusswunde hängen blieb.

"Was hast du gemacht?!", fragte sie aufgeschreckt mit Blick auf die Wunde.

Nun blickte ich ebenfalls zu der Stelle und stellte fest, dass die Wunde schon wieder aufgegangen war und das Blut durch mein weißes Hemd durchsickert.

"Das warst du."

Sie schnappte nach Luft.

Ein grinsen schlich sich auf meine Züge. "Das ist schon das zweite Mal heute, dass du meine Wunde öffnest und dabei bist du die Ärztin hier."

"Es tut mir leid", entwich ihr schuldbewusst.

"Schon gut, Blümchen, ich werde es überleben, immerhin habe ich eine tolle Ärztin", zwinkerte ich ihr zu.

Sie nickte nur und rieb sich über ihre Augen, die immer noch halb geschlossen waren.

"Du solltest jetzt schlafen und keine Angst, ich bin hier, du bist in Sicherheit. Solange ich am Leben bin, wird dir keiner auch nur ein Haar krümmen."

Ihr Blick wurde weicher und sie legte sich nun wieder ins Bett. Sie nahm in diesem Zustand meine Worte wahrscheinlich gar nicht richtig wahr.

Ich bewegte mich Richtung Tür, um sie endlich in Ruhe schlafen zu lassen, drehte mich aber allerdings noch einmal um. Sie war schon wieder am schlafen, stellte ich amüsierend fest.

"Gute Nacht, Adora."

"Gute Nacht, Álvaro", murmelte sie verschlafen.

Ich stockte. Hatte sie grade? Mein Herz pumpte wild, das Blut in meinen Adern spielte verrückt, mein Kopf pochte. Und das alles nur, weil sie einen Name. Gesagt hatte. Meinen Namen.

In einem schläfrigen oder betrunkenen Zustand bilden sich viele Menschen Leute ein, die ihnen sehr nah standen.

In ihrem Falle war ich das. Aber in ihrer Welt war ich tot.

Ich bin tot. Álvaro ist tot.

Mit dieser bitteren Erkenntnis schloss ich die Tür und ließ sie zurück mit Álvaro. Mit meinem ich, welches ich ihr nie wieder geben könnte.

Dieser Álvaro musste tot bleiben. Er durfte nur in ihrem Kopf existieren, nirgendwo sonst.

Denn dieser Álvaro hat es nie überlebt.

Denn dieser Álvaro hat es nie überlebt

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