𝟎𝟓

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Álvaro:
Ich war fasziniert von ihr.

Sie verteidigte meinen Namen, als wäre ich nie weg gewesen.

Es erfüllte mich mit stolz, dass sie immer noch zu mir hielt, obwohl wir uns das letzte Mal vor zehn Jahren gesehen haben und ich seitdem ja ‚tot' war.

Ich habe sie bewusst mit meinem Nachnamen angesprochen. Jiménez.

Die Bedeutung dafür, sorgte für eine Übelkeit in meinem Magen. Wäre ich die letzen zehn Jahre nicht damit beschäftigt gewesen meinen eigenen Tod vorzutäuschen, wäre es durchaus möglich gewesen, dass sie meinen Nachnamen tragen würde, aber da dies ja nicht der Fall war, hieß sie immer noch Adora Garcia und nicht Adora Jiménez.

Schon wieder braute sich Verlangen nach der Vergangenheit in mir auf, was ich leider immer noch nicht verdrängen konnte.

Wenn ich gelebt hätte, hätte sie heute meine Frau sein können, meine Freundin, meine Liebe. Aber nichts von all dem war der Fall. Obwohl... denn gegen den letztgenannten konnte ich nichts tun, denn mein Herz hatte da die vollkommene Kontrolle.

Das Herz was mich erst dazu brachte, zehn Jahre meines Lebens, meiner Identität zu verlieren. Man könnte meinen, jetzt wo Adora bei mir war, würde ich wieder anfangen zu leben, aber sie wusste nicht, dass ich am Leben bin, sie wusste nicht das ich Álvaro bin, aber selbst wenn ich es ihr sagen würde, würde sie mich nicht kennen und verflucht, ich weiß nicht ob es jemals ein uns geben kann, wenn immer ein großes Stück meiner Geschichte fehlen würde. Ich konnte ihr die letzen Jahre nicht zurückgeben, ich konnte ihr meinen Bruder Evan nicht zurückgeben, ich konnte ihr mein altes ich nicht zurückgeben und das war wohl das allerschlimmste.

Und trotzdem könnte ich nicht von ihr loskommen. Zu sehr war ich in sie vernarrt, genau - nein, noch schlimmer, als damals.

Aus diesem Grund läuteten alle Alarmglocken, als sie auf einmal im Foyer stand und verschwinden wollte. Sofort hob ich mich von Wohnzimmer Sessel.

Dem Himmel sei Dank, war der eingangsbogen zum Wohnzimmer so groß, dass man von da aus so gut wie alles sehen konnte, was im Eingangsbereich stattfand.

Und was da grade stattfand, gefiel mir ganz und gar nicht.

So schnell wie ich konnte, stellte ich mich ihr in den Weg und unterband damit schnellstmöglich auch ihr Vorhaben.

"Wohin soll's denn gehen, wenn ich fragen darf, Frau Jiménez."

Autsch. Aber ich konnte einfach nicht aufhören sie zu nennen, auch wenn es mir mehr als weh tat. Wie ein bittersüßer Schmerz.

"Ich würde gerne nachhause", erwiderte sie schwer schluckend.

"Du kannst mich davon nicht abhalten!"

Ich lächelte innerlich.

"Kann ich und werde ich auch niemals, aber ich dachte du wärst jetzt meine Ärztin?", wollte ich mit gehobener braue wissen.

Ich würde sie hier nicht einsperren, also musste ich sie anderweitig überzeugen.

Sie nickte zustimmend, vollkommen gegen ihr gesagtes. "Bin ich auch, nur werde ich dabei nicht hier bleiben, sondern in meiner eigenen Wohnung bleiben."

Das gefiel mir ganz und gar nicht und das nicht nur, weil sie deshalb nicht bei mir sein würde, sondern auch deshalb in großer Gefahr wäre.

Sie war wieder auf der Bildfläche und ich hatte nicht grade wenig Feinde, die nur darauf warteten mir irgendeinen Schaden zuzufügen zu können und würden sie ihr was antuen, würden sie mir nicht nur einen Schaden zufügen, sondern sie würden mir das Genick brechen.

Aber das musste die entschlossene blauäugige vor mir nicht wissen.

"Du weißt aber schon, das du jetzt eine laufende Zielscheibe bist, oder?", erinnerte ich sie freundlich an den eigentlichen Ernst.

Wiedermals nickte sie. "Ich werde schon nicht sterben."

Das dachte mein Bruder auch. Der Satz lag unausgesprochen auf meiner Zunge.

"Ich kann dich nicht gehen lassen."

Sie kniff feindselig die Augen zusammen. "Ach und wieso nicht? Würde mein Blut dann an deinem weißen Hemd kleben."

Die Moral ihrer Wortwahl ließ mich anerkennend schauen.

"Ja und ich bin mir ziemlich sicher, dass dein Blut niemals mehr abgehen würde."

Wohl wahr, denn ich würde dieses Hemd dann niemals mehr ausziehen, grade weil ihr Blut dran kleben würde, aber allein schon der Gedanke daran, dass ihr Blut fließt, sorgte für eine ungeheure Wut in mir, die es niemals zulassen würde, dass sie auch nur einen Tropfen verliert.

"Keine Sorge, meins würde unter all dem anderen Blut kaum auffallen."

Touché.

Aber ich hatte nun mal nicht vor ihr Blut fließen zu lassen.

"Willst du wirklich dein Leben riskieren?"

"Ach komm schon, warum sollte ausgerechnet ich umgebracht werden und außerdem wen würde es interessieren, wenn ich sterben würde?"

Schmerz durchfuhr mich. Sie denkt sie hat niemanden mehr. Kein Wunder, dass sie so leichtsinnig alles aufs Spiel setzt.

"Hör zu, ich kann dich vielleicht nicht davon überzeugen hier zu bleiben, aber denk an Evan und Álvaro. Ich tue das hier nicht für dich, sondern für die beiden, du Entscheidest ab jetzt, wie du damit umgehst."

Letzter Versuch, oder ich würde sie wirklich noch über meine Schulter werfen und nie wieder hier rauslassen.

Letzter Versuch, oder ich würde sie wirklich noch über meine Schulter werfen und nie wieder hier rauslassen

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