Kapitel 56

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 Elraya P.o.V.:

Leise und vorsichtig schleiche ich im Schatten von Säule zu Säule, bis ich so nah an Bard und Thranduil bin, dass ich ihr Gespräch mit anhören kann.  Schockiert höre ich, wie er den Erebor angreifen will und sich seine Truppen in Bewegung setzten. Gerade will ich aus dem Schatten treten um ihn auf zu halten oder es zumindest hinaus zu zögern, da greift Bard ein. "Ihr zieht in den Krieg wegen einer Hand voll Edelsteine?" Sofort habe ich wieder ein wenig Hoffnung, dass Thranduil vielleicht doch nicht angreift, doch diese Schwindet schnell wieder. "Die Erbstücke meines Volkes werden nicht leichtfertig aufgegeben." "Auch mein Volk hat einen Anspruch auf die Reichtümer in diesem Berg, lasst mich mit Thorin reden." endlich sieht Thranduil zu Bard, statt stur nach vorne. "Ihr wollt mit dem Zwerg verhandeln?" Verwunderung liegt in seiner Stimme und Wut steigt in mir auf. Was denkt dieser Elb sich eigentlich? Als wären Zwerge nicht in der Lage anständig zu reden.  Bevor ich mich weiter aufregen kann spricht Bard schon weiter. "Um einen Krieg zu verhindern? Ja." 

Schon wendet sich Bard wieder ab und geht in Richtung Stallungen. Wieder folge ich ihm schnell und leise, jedoch immer noch nur im Schatten. Erst nach vielen Metern bin ich mir sicher, dass mich kein Elb mehr sieht und gehe wieder neben Bard. "Was ist passiert? fragt er ohne mich an zu sehen. Total verwirrt drehe ich meinen Kopf zu ihm. "Wieso? W..." "Normalerweise versteckt man sich nicht vor einem Elben. Die meisten wollen sie sehen, suchen sie sogar. Also, wieso versteckst du dich vor ihrem König?" Erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass Bard ziemlich schlau ist und gucke wieder nach vorne. "ich denke es ist für alle leichter und vielleicht auch besser, wenn ihr das nicht wisst." Erleichtert stelle ich fest, dass Bard es erst mal nicht weiter anspricht, dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass er es immer noch wissen will. "Wollt ihr mitkommen? Vielleicht hilft das, sie zur Vernunft zu bringen." Stumm folge ich ihm in den Stall und überlege kurz, wie ich es jetzt erklären soll. "Den einzigen, den man zur Vernunft bringen müsste, wäre Thorin. Versucht habe ich es schon...  Ich denke nicht, dass es gut wäre, wenn ich euch begleiten würde, Bard." verstehend nickt er und holt ein Pferd aus einer der Boxen.  


 Paloma P.o.V.:

Schon früh am Morgen laufe ich alleine durch den Erebor. Bis auf Thorin, welcher schon seit Tagen in der Schatzkammer ist und Bilbo, sind alle noch am schlafen. Gedankenverloren und traurig laufe ich durch den Erebor, bis hinunter zu den Schmieden. Hier haben wir noch nicht damit angefangen, alles wieder auf zu bauen und kaputte Steine weg zu räumen. 

Einige Zeit bleibe ich dort, gehe noch zum 'goldenem See', wie wir ihn getauft haben und dann wieder nach oben. Mittlerweile sind auch schon einige andere wach und laufen über den Flur, gehen ihren Aufgaben nach oder räumen weitere Räume auf. Bemüht freundlich grüße ich alle, versuche mir nichts anmerken zu lassen und gehe zum Tor.  Wo Ely mittlerweile wohl ist...  Von hier aus kann man Thal gut sehen und zwischendurch sehe ich, wie jemand dort auf den Mauern lang läuft. Kurz genieße ich den Wind, der leicht von Westen her weht.

Nachdenklich setzte ich mich auf einen Stein und blicke erst wieder auf, als ich von weit weg ein Pferd höre. Verwundert stehe ich wieder auf und gucke über den Wall. Zuerst achte ich nur auf den Weg, der nach Thal führt, doch dort ist noch niemand zu sehen. Nur die Pferdehufe höre ich näher kommen. Also lasse ich meinen Blick nach Thal selbst wandern und erschrecke, dort steht ein Heer von Elben auf den Mauern, in goldenen Rüstungen. Nun ist das Geräusch der Pferdehufe schon recht nah und ich blicke zurück in die Richtung, aus der ich sie höre. Hinter ein paar Felsen, kommt ein einzelner Reiter den Weg lang galoppiert. "Verdammt.." vorsichtig drehe ich mich um, um zu sehen, ob jemand in der Nähe ist und es auch gehört haben könnte. Zu meinem Entsetzen sehe ich gerade noch, wie jemand in einen der Gänge verschwindet. Dann ist Thorin bald hier... 

Sobald ich den Reiter richtig sehen kann, erkenne ich ihn. "Bard? Ihr solltet schnell wieder gehen, Thorin ist nicht er selbst." Doch Bard hört nicht auf mich und steigt ab. "Ich will lediglich mit ihm sprechen. Er hat uns etwas versprochen, etwas, was wir zum überleben brauchen." Während er das sagt kommt er immer näher ans Tor. So leise es geht versuche ich es wieder "Das verstehe ich, aber es wäre wirklich besser ihr würdet gehen. Thorin..." Weiter komme ich nicht, da ich genau seine Stimme hinter mir höre. "Wer ist dort, Paloma?" Fragt Thorin laut. Es ist deutlich zu hören, dass er nicht begeistert ist und langsam drehe ich mich zu ihm um. Er steht noch unten an der Treppe, hinter ihm alle anderen. "Ein Bote, Bard." antworte ich ehrlich. Leicht wütend kommt Thorin die Treppe hoch, gefolgt von den anderen. Kaum steht er neben mir und sieht zu Bard runter, fängt dieser an zu sprechen. "Seit gegrüßt Thorin, Sohn von Train. Dass ihr noch am Leben seit, wagten wir nicht zu hoffen." Doch Thorin geht nicht darauf ein und sieht auch nicht glücklich aus, dass jemand hier her kommt. "Warum kommt ihr in Kriegsrüstung an das Tor des Königs unter dem Berge?" "Warum verschanzt sich der König unter dem Berge, wie ein Räuber, in seiner Höhle?" stellt Bard nur eine Gegenfrage. "Vielleicht weil ich erwarte beraubt zu werden." wieder hört man, dass er gereizt ist. Scheinbar bemerkt auch Bard dies, denn er spricht extra höflich weiter."Mein Herr, um euch zu berauben sind wir nicht hier. Nur um einer gerechten Einigung willen. Wollt ihr nicht mit mir reden?" Bitte rede wenigstens mit ihm... Angespannt stehe ich neben Thorin, Kili hat sich rechts neben mich gestellt, bis Thorin seinen Kopf leicht senkt und die Treppen wieder hinunter geht. Doch bei Dwalin und Balin bleibt er noch mal kurz stehen und flüstert irgend etwas. Erst dann geht er runter, zu einer kleinen Lücke in dem Wall. Bard stellt sich auch vor dieses. Doch leider kann man von hier oben nicht verstehen, was sie sagen. Nach kurzer Zeit gehen die ersten ebenfalls wieder vom Wall runter und stellen sich hinter Thorin, um besser zu hören. Auch ich folge ihnen nach kurzer Zeit und stelle mich ganz hinten links neben Bilbo. 

"Und euer Gewissen? Sagt es euch nicht, dass unser Anliegen rechtens ist?" Ist das erste, was ich höre. "Mein Volk hat euch geholfen und zum Dank brachtet ihr ihnen nichts, als verderben und tot." redet Bard weiter. Doch leider scheint es, als hätte Thorin kein Gewissen mehr. "Wann haben die Menschen aus der Seestadt je geholfen, ohne reich belohnt werden zu wollen?" fragt er zornig. Doch auch Bard wird langsam ungeduldig. "Wir haben eine Abmachung!" sagt er nun etwas deutlicher. "Eine Abmachung?" spuckt Thorin ihm wiederum fast entgegen. "Was konnten wir tun, außer unser Geburtsrecht gegen Essen und Decken zu verschachern? Als unsere Freiheit mit unserer Zukunft zu erkaufen?" In diesem Punkt hat er ja irgend wie Recht... "Sagt mir Bard, der Drachentöter, warum sollte ich solche Regeln anerkennen?" Redet er nun wieder ruhig aber etwas spöttisch. Bard hingegen bleibt weiterhin ruhig und lässt sich nicht provozieren "Weil ihr uns euer Wort gegeben habt. Bedeutet das denn gar nichts?" Fragt er sowohl hoffnungsvoll, als auch leicht vorwerfend. 

Scheinbar hat das doch etwas geholfen, denn Thorin geht von dem Loch weg und lehnt sich daneben gegen die Mauer. Nun sieht er uns alle hier stehen, ihn erwartungsvoll anguckend und ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder dieser Zwerge hier meine Meinung teilt; Thorin soll ihnen das Gold geben. Doch dieser Meinung ist er scheinbar immer noch nicht. "Verschwindet! Ehe unsere Pfeile fliegen!" ruft er laut und ich sehe, wie Bard mit der Hand gegen die Mauer schlägt.Autsch, das tat bestimmt weh... Doch er nimmt Thorin ernst, dreht sich um und reitet zurück nach Thal. 

Oben vom Wall aus sehen wir ihm hinterher. Endlich spricht Bilbo das aus, was ich schon die ganze Zeit denke: "Was tust du? Du kannst doch keinen Krieg führen." doch Thorin bleibt weiterhin stur. "Das geht dich nichts an." Nun wird selbst Bilbo leicht wütend. "Entschuldige, aber falls du es noch nicht bemerkt hast, ein Elbenheer steht dort unten vor dem Tor. Ganz zu schweigen von hunderten zorniger Fischer." Während er redet drehen sich langsam alle Zwerge zu ihm. Nur ich stehe eher hinter ihm. "Wir sind deutlich in der Unterzahl." wird er nun wieder leise. "Nicht mehr sehr lange." erwiedert Thorin leicht belustigt. Sichtlich verwirrt fragt Bilbo nach. "Was soll das heißen?"  "Das heißt Meister Beutlin, dass man Zwerge niemals unterschätzen sollte." ein leichtes Lächeln bildet sich auf seinen Lippen, ein gefährliches Lächeln..."Wir haben den Erebor zurück, nun halten wir ihn." Damit wendet er sich ab und geht in das Inneren des Erebors zurück.

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