Die Sonne steht schon hoch am Himmel, als ich die Haustür meiner Eltern hinter mir schließe. Die Nacht hier hat mich etwas zur Ruhe kommen lassen. Dennoch wiederholten sich die Worte meiner Eltern und die meiner eigenen Gedanken.
Hope bleibt für die nächsten Stunden bei ihnen. Es tut gut zu wissen, dass sie in guten Händen ist, auch wenn sie mich mit diesen großen Augen angesehen hat, als wollte sie mich fragen, warum ich sie nicht mitnehme.
Mit einem tiefen Atemzug mache ich mich auf den Weg zur Uni. Der Campus ist wie immer belebt – Studenten laufen in Gruppen herum, lachen, reden, einige mit Büchern in den Händen, andere mit Kaffeebechern. Ich versuche, mich in diese Normalität einzufügen, doch ein schwerer Schatten begleitet mich.
Ich biege in Richtung meines Vorlesungsraums ab, als ich ihn sehe.
Jacob.
Sein blonder Haarschopf leuchtet in der Sonne, aber sein Gesicht ist angespannt, die Schultern leicht nach vorne gezogen, als wolle er sich unsichtbar machen. Ich zögere kurz, doch mein Herz schlägt schneller. Ich habe ihn seit dieser Party nicht mehr gesehen – seit Kenzo mit ihm gesprochen hat.
Ich warte darauf, dass er mich bemerkt, aber er geht einfach weiter. Kein Hallo, kein Nicken, nicht einmal ein Blick in meine Richtung. Es ist, als würde er absichtlich versuchen, mich zu meiden.
Etwas in mir zieht sich zusammen. Nein, das kann ich nicht so stehen lassen.
„Jacob!" rufe ich, doch er reagiert nicht. Er beschleunigt sogar seinen Schritt.
Ich folge ihm. „Jacob, warte!"
Er wirft mir einen kurzen Blick über die Schulter zu, doch er bleibt nicht stehen. Im Gegenteil, er versucht, noch schneller zu gehen.
Jetzt reicht es. Ich eile hinter ihm her und packe ihn schließlich am Arm, zwinge ihn, stehen zu bleiben. „Jacob, was soll das? Warum ignorierst du mich?"
Er reißt sich aus meinem Griff, aber er bleibt stehen. Sein Blick ist nervös, fast panisch, als er sich umschaut, ob uns jemand beobachtet. „Was willst du, Iliana?" fragt er, seine Stimme ist leise, aber angespannt.
„Ich will wissen, was los ist", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. „Warum gehst du mir aus dem Weg? Was hat Kean...äh Kenzo zu dir gesagt?"
Sein Gesicht wird blass, und für einen Moment denke ich, er wird einfach weglaufen. Doch dann seufzt er und fährt sich mit einer Hand durch die Haare. „Du solltest mich das lieber vergessen lassen."
„Jacob, hör auf. Sag es mir einfach." Ich mache einen Schritt auf ihn zu. „Was hat er gesagt?"
Er schüttelt den Kopf, sieht mich an, als könne er nicht glauben, dass ich überhaupt frage. „Er hat mich gewarnt. Okay? Mehr als das. Er hat... er hat mir unmissverständlich klargemacht, dass ich dir nicht zu nahe kommen soll. Dass ich mich von dir fernhalten soll."
Mein Magen zieht sich zusammen. „Was heißt ‚unmissverständlich'?"
Jacob lacht bitter. „Du weißt genau, was ich meine. Der Typ hat mir Angst gemacht, Iliana. Und ich bin nicht der Typ, der sich leicht einschüchtern lässt."
„Jacob—"
„Iliana." Seine Stimme wird eindringlich. „Du solltest dir überlegen, auf wen du dich einlässt. Der Typ... der ist gefährlich."
Bevor ich etwas sagen kann, dreht er sich um und geht. Ich bleibe stehen, meine Gedanken wirbeln. Gefährlich. Das Wort bleibt in meinem Kopf hängen, wie ein Echo. Jacob hat keine Ahnung, wie tief diese Gefahr wirklich geht.
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Aiming at Love
RomanceDas Desaster ging los, als sich unsere Augen zum ersten Mal trafen. Es war einfach, sich bedingungslos in dich zu verlieben. Ich hätte wissen müssen, dass genau das nicht hätte passieren sollen. Dass ich meine Lüge hätte weiter decken sollen. Dass i...