Samstag
David
Ich öffnete genervt meine Augen und sah auf die Uhr. Acht. Uhr. Morgens. Ich schlug meine Hand vor die Stirn und ließ mich seufzend zurück ins Kissen fallen.
Es war Samstag und ich wurde um Acht Uhr geweckt. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Was war das für ein Krach?!
Ich stöhnte, stand auf und zog mir was an. Dann ging ich ins Bad, um mich dort weiter fertig zu machen.Als ich gerade die Wohnung verlassen wollte, kam meine Mom aus dem Schlafzimmer. Verschlafen rieb sie sich die Augen.
"Guten Morgen, mein Schatz."
"Hi, Mom."
Ich drehte mich um und sah sie an.
"Seit wann stehst du so früh auf?"
"Ich kann nicht mehr schlafen. Unsere lieben Nachbarn machen ziemlich Krach da unten. Ich wollte mal nachsehen, was die da so machen." Genervt zog ich meine Augenbrauen hoch.
"Ja, das hab ich auch schon gehört. Wenn du runter gehst, kannst du die zwei Kinder bitte zu uns zum Essen einladen? Du weißt ja was mit den Eltern passiert ist. Wir können ihnen helfen, indem wir für sie da sind. Also sind sie herzlich eingeladen zum Mittagessen am Dienstag."
"Ja, ok, sag ich denen. Aber Mom.. das sind keine Kinder! Die sind so alt wie ich."
"Ich weiß, aber du bist ja auch mein kleines Baby."
Sie drückte mir einen Schmatzer auf die Wange.
"Mom! Ich bin 18. Hör auf damit!"
"Ja, ist ja gut.", sagte sie lachend.
Dann ging ich raus.
"Tschüss, Davie."
"Moom!"
Sie schloss die Tür hinter mir, während ich die Stufen runter ging. Die Haustür zu Lillys Wohnung stand offen. Ein paar Kartons standen im Eingang. Wieso Kartons?
Vorsichtig betrat ich die Wohnung und lugte um die Ecke. Lilly saß im Wohnzimmer und packte irgendwas ein.
Ich räusperte mich. Erschrocken drehte sie sich um. Als sie mich sah, entspannte sie sich etwas.
"Hi, David."
"Hey."
Ich sah mich um. Die Deko war nicht mehr da, vermutlich in den Kartons.
"Was macht ihr hier?", fragte ich verwirrt.
"Wir ziehen für ein paar Wochen zu meiner Oma. Solange wird diese Wohnung an jemand anderes vermietet."
Lilly lächelte traurig und sah auf den Karton vor sich. Als sie mich wieder ansah, waren ein paar Tränen in ihren Augen, die sie aber schnell wegblinzelte.
"Wieso zieht ihr um?!"
Ich war geschockt.
"Das Jugendamt sagt, bis zu meinem 18. Geburtstag muss ich bei meinem Vormund leben, also bei meiner Oma. Wegen Aufsichtspflicht von Minderjährigen oder so."
Sie rollte mit den Augen.
"Und wo wohnt deine Oma?"
"Aach, das ist gleich um die Ecke. Vielleicht 15 oder 20 Minuten zu Fuß."
Innerlich atmete ich erleichtert auf.
"Und wann wirst du 18?"
"Im August. Am zwölften August."
"Das sind ja nur noch fünf Wochen. Und deswegen machen die so ein Theater?"
"Ja, ich weiß auch nicht.. aber vielleicht ist das ganz gut so. Dann kommen wir ein bisschen hier raus, wo uns alles an sie erinnert.."
Wieder sammelten sich Tränen in ihren Augen. Sie drehte ihren Kopf schnell weg von mir. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Also stand ich unbeholfen an der Ecke und steckte meine Hände in die Hosentaschen.
Als Lilly sich wieder gefangen hatte, drehte sie sich lächelnd zu mir.
"Wieso bist du hergekommen?"
Ja.. wieso?? Ach ja!
"Irgendwas war unglaublich laut, davon bin ich aufgewacht und dachte ich seh mal nach."
"Oh, das tut mir Leid. Vorhin sind ein paar Kartons die Treppen runtergefallen."
"Nicht so schlimm.", sagte ich lächelnd.
Vorhin hörte sich deine Reaktion aber anders an..
Halt die Klappe!
"Ach ja.. bevor ichs vergesse. Ich soll von meiner Mom ausrichten, dass du und dein Bruder am Dienstag zum Mittag eingeladen seid."
"Diesen Dienstag?", fragte eine tiefe Stimme hinter mir.
Ich zuckte zusammen und drehte mich um. Ein Junge kam zur Tür rein. Er hatte blaue Augen und blonde Haare, so wie Lilly.
"Ja.", antwortete ich.
Der Junge, vermutlich Lillys Bruder, musterte mich kritisch.
"Ich kann leider nicht, aber Lilly hat glaub ich nichts vor."
Schließlich wandte er seinen Blick von mir ab und sah zu Lilly. Diese nickte kaum merklich. Wahrscheinlich kommunizierten sie gerade durch Geschwister-Blicke. Also diese Blicke, die nur Geschwister unter sich verstehen konnten.
Dann sah Lillys Bruder mich wieder an.
"Ich bin Matthias." Er hielt mir die Hand hin und lächelte freundlich. Anscheinend hatte er mich als ungefährlich eingestuft.
"David."
Ich nickte ihm grinsend zu und schüttelte seine Hand.
Matthias sah zu Lilly.
"Und?", fragte er.
"Ja, ich hab Zeit. Um wieviel Uhr soll ich kommen?", wandte Lilly sich an mich.
"Um eins."
Ich lächelte sie an. Sie lächelte zurück. Matthias klatschte laut in die Hände und unterbrach somit das harmonische Schweigen. Lilly und ich zuckten zusammen.
"Super.", sagte er etwas ironisch. "Können wir jetzt weiter machen?"
Lilly widmete sich sofort wieder dem, was sie eingepackt hatte, bevor ich gekommen war.
"Soll ich dir helfen mit den Kartons?", fragte ich Matthias.
"Immer gerne. Wir müssen die in den Keller bringen."
Er zeigte auf den Stapel Kartons im Eingang und wir machten uns an die Arbeit.Abends fiel ich erschöpft aufs Bett. Wenn ich so an den Tag dachte, musste ich grinsen wie ein Idiot. Es war lustig gewesen mit den Geschwistern. So konnte umziehen Spaß machen.
Als die Kartons alle gut im Keller verstaut waren und die Dinge, die die beiden brauchen würden bei der Oma waren, hatten wir uns aufs Sofa geschmissen und ne Pizza bestellt. Während wir aßen, guckten wir Iron man.
Ich freute mich schon darauf, dass sie wieder zurück in die Wohnung zogen, denn mit denen würde mir nicht so schnell langweilig werden.
Glücklich kuschelte ich mich in mein Kissen.
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Es war einmal ein Mauerblümchen...
Teen Fiction"Was willst du, David?!" Genervt drehte ich mich zu ihm um. "Hör auf so zu zicken. Ich wollte dir ein Angebot machen." "Ein Angebot? Ach was du nicht sagst.. Ich kenne dich. Du bist genauso wie alle anderen!" "Ich will dir nur helfen. Du bist.. nu...