Fünfzehn

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Lilly
David sah mir in die Augen. Dann schloss er die kleine Lücke zwischen uns und küsste mich. Ich schloss die Augen und küsste ihn zurück. Ich hatte keine Ahnung, was ich machen musste, aber irgendwie leiteten seine Lippen mich. Der Kuss war langsam, sanft. Mein erster Kuss.

Dann zog er zurück.
Nein! Wieso!?
Er sah auf seine Hände, während ich ihn von der Seite betrachtete.
"Ähmm.. Es.. es tut mir Leid.", sagte er und entriegelte die Tür.
Ich betrachtete ihn von der Seite.
Was war das gerade eben? Warum hatte er mich geküsst? Wieso tat es ihm jetzt Leid? War es ein Fehler? Wollte er etwas testen? Wenn ja, was? War er etwa in mich verliebt? Warum tat es ihm dann Leid?
Fragen stapelten sich in meinem Kopf.

David
Warum küsste ich sie?
Weil du verliebt bist.
Ja, aber der Plan sah eigentlich anders aus.
Aber sie hat dich zurück geküsst.
Tatsächlich.
Und sie steigt nicht aus.
Warum nicht?
Weiß nicht. Sie guckt dich an.
Warum?
Frag doch.

"Was ist?", fragte ich ohne sie anzusehen.
"Nichts."
Lilly drehte ihren Kopf weg und sah aus dem Fenster. Sie stieg immer noch nicht aus. Ihre Genervtheit vom Anfang war weg. Sie klang eher verwirrt. Dann sah sie mich wieder an.

Langsam wurde ich ein bisschen sauer. Wieso stieg sie nicht aus?
Ich drehte mich zu ihr und auch sie sah mich wieder an.
"Willst du dann nicht aussteigen?", fragte ich sie sauer.
Lilly schnellte mit einer Bewegung nach vorne und küsste mich wieder. Sofort küsste ich sie zurück. Meine rechte Hand wanderte hinter ihren Kopf um sie näher zu ziehen. Meine linke Hand legte ich an ihre Hüfte. Sie vergrub ihre Hände in meinen Haaren und lächelte in den Kuss hinein.

Irgendwann zog sie zurück und sah mir kurz in die Augen, drehte sich aber schnell weg und stieg hastig aus.
Warte.. Das ging zu schnell. Was machte sie da? Wieso lief sie jetzt weg?!

Ich sprang aus dem Auto und lief ihr hinterher.
"Lilly!"
Lilly blieb stehen und drehte sich um.
Vor ihr blieb ich stehen und kratzte mich verlegen am Nacken.
"Ähh.. Hast.. Hast du morgen schon was vor?"
"Nein." Sie lächelte mich an.
"Wollen wir vielleicht zusammen Eis essen gehen?"
"Gerne."
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann lief sie ins Haus.

Idiotisch grinsend blieb ich noch eine Weile stehen und ging dann zurück zu meinem Auto.

Mittwoch

Lilly
Aufgeregt saß ich auf der Treppe im Treppenhaus.
Ich trug ein helles geblümtes Kleid und weiße Chucks von Converse. Meine Haare hatte ich mit einem Wasserfallzopf ein bisschen aus dem Gesicht geflochten. Der Rest fiel leicht gelockt über meinen Rücken.
Nervös spielte ich mit meiner braunen kleinen Handtasche herum und sah auf die Uhr. 15.58 Uhr. Noch zwei Minuten.
Ich stand auf und ging zum Spiegel neben dem Schuhregal meiner Oma. Alles saß perfekt. Wieder sah ich auf die Uhr. 15.58 Uhr.
Lilly, beruhig dich.
Ich war so aufgeregt!! 15.59 Uhr. Noch eine Minute!!
Wenn du dich nicht abregst, bist du gleich nur noch am Zittern und kannst nicht reden. Stell dir vor, du kleckerst mit dem Eis auf dein Kleid!
Das wollte ich mir gar nicht vorstellen. Ich atmete tief ein und aus.
Dann klingelte es.
Ich ging zur Tür. Mein Herz raste und ich konnte nicht richtig atmen.
Lilly, beruhig dich.
Ich atmete tief ein und aus, dann öffnete ich die Tür.
Dort stand David, die Hände in den Hosentaschen, ein wenig verlegen.
"Hey.", sagte er und kratzte sich nervös im Nacken.
"Hey." Ich lächelte ihn an.
"Wollen wir los?"
"Ja, gerne." Damit schloss ich die Tür und wir gingen zu Davids Auto.
Er hielt mir die Beifahrertür auf. Nachdem ich eingestiegen war, lief er ums Auto herum und setzte sich hinters Steuer.
"Du siehst hübsch aus.", sagte David.
"Danke."
Meine Wangen wurden rot.
"Hast du irgendein Wunscheiscafé?"
"Jaa. Die Eisdiele neben dem Deichmann. Die ist soo toll."

David
Ich hielt vor ihrem Haus.
"Das war ein schöner Nachmittag.", sagte ich.
Lilly drehte sich zu mir.
"Ja, das stimmt.", sagte sie mit einem Lächeln.
Ich beugte mich vor um mich mit einer Umarmung von ihr zu verabschieden. Doch als mein Blick an ihren Lippen hängen blieb, änderte ich meinen Plan. Ich streifte ihre Lippen kurz mit meinen und sah ihr in die Augen um sie um Erlaubnis zu bitten. Sie sah mich an und lächelte leicht.
Dann küsste ich sie.
Nach einiger Zeit zog ich ein bisschen zurück.
"Lilly?", flüsterte ich.
Sie öffnete ihre Augen.
"Ich habe mich in dich verliebt."
"Dave?", flüsterte sie zurück.
"Ja?"
Aber sie sagte nichts mehr, sondern presste ihre Lippen auf meine.

Donnerstag

Lilly
Gut gelaunt ging ich in den Klassenraum und setzte mich auf meinen Platz in der ersten Reihe. Zwei Minuten später kam David herein und setzte sich neben mich. Er lächelte mich an.
So schön könnte doch jeder Tag beginnen!

Die ersten zwei Stunden vergingen schnell. In der Pause ging ich zu meinem Spind um die Sachen für das nächste Fach zu holen. Auf einmal hörte ich Davids Stimme.
"Jungs, lasst es gut sein."
"Wir wussten, dass du auch sie stehst. Nachdem du die Wette abgesagt hast, war Alles klar."
Andere Jungs lachten.
Welche Wette?!
Ich drehte mich um und sah direkt in Davids Augen. Er hatte anscheinend nicht bemerkt, dass ich schon länger da stand, denn seine Augen weiteten sich.
Ich ging zügig den Flur entlang. Schritte folgten mir.
"Lilly!"
David.
Ich blieb stehen.
"Was für eine Wette?", fragte ich scharf.
"Das war bescheuert. Es ging darum, dich rumzukriegen, weil es noch keiner geschafft hat. Es tut mir Leid. Ich weiß, dass das bescheuert war! Als ich dich näher kennen gelernt hatte, bin ich aus der Wette ausgestiegen, wirklich!"
Ich war sauer und geschockt. Das war alles eine Wette?
"Verzeihst du mir? Bitte?"
Er sah ernst aus.
"Ich.. ich brauche Zeit."
Dann drehte ich mich um und ging schnell zu meinem nächsten Klasseraum.

Es war einmal ein Mauerblümchen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt