Kapitel 2

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"Ihr seht wunderschön aus, wie ihr dort im sonnenlicht wandert." Oh mein Gott, ging es noch schmalziger? Ich lächelte Kenlas nur mit einem falschen lächeln an und ging stumm weiter. Er hatte wohl erwartet, dass ich das Kompliment, sofern man es so nennen kann, erwidere. "Und, wie findet ihr die Gegend?", fragte ich vorsichtig.

"Eure Wälder und Täler sind wunderschön, eure Landschaften traumhaft, wie das  Portrait eines Künstlers, aber keines dieser Eigenschaften kann sich mit eurer Schönheit messen." Wer redet den schon so? Ist das überhaupt normal? "Und wann habt ihr vor uns wieder zu verlassen?" Jetzt wirkte der Prinz beinahe etwas verletzt.

"Wollt ihr mich schonwieder loswerden?" "Ich möchte ehrlich zu euch sein, für eine Vermählung bin ich noch nicht bereit. ich habe noch so vieles, was ich erledigen muss, was ich tun möchte, und eine Ehe steht dem ganzen einfach im Weg. Ihr solltet nach hause gehen, und euch eine andere Braut suchen, jemanden, der zu schätzen weiß, was sie an euch hat, Kenlas."

Er sah mich nur schräg von der Seite an. Offensichtlich hatte er alles erwartet, alles, nur nicht das. Er starrte mich einfach nur geschockt an, doch dann breitete sich ein lächeln auf seinem Gesicht aus. "Ich werde nicht gehen, bevor ich mir nicht sicher war, dass ich alles gegeben habe, damit ihr meine Gemahlin werdet. Ich habe euch bereits erwählt, und werde um euch kämpfen."

Er strich mir einmal sanft über das Haar und wandte sich dann um. "Ihr müsst nicht um mich kämpfen, ich bin nicht interessiert!" , rief ich ihm hinterher, doch da war er schon zwischen den Bäumen verschwunden. So ein Idiot! Wütend stapfte ich weiter voran. Mich interessierte in diesem Moment nicht, dass Matsch auf das Kleid spritzte und es dabei nun vollends ruinierte.

Ein paar Minuten später saß ich auf einer weiten Lichtung. Die majestätischen Bäume um mich herum bildeten einen schützenden Kreis, der mich vor Neugierigen Blicken schützte. Der Himmel sah von hier unten einfach Traumhaft aus, ein Meer aus sanftem Blau mit weißen Farbtupfern.

Die Bäume schienen meinen Namen zu flüstern und der sanfte Wind umspielte mich. Das Gras unter meinem Körper stach etwas, aber das war mir egal. Die Vögel sangen leise Lieder für mich, und ich genoss den Moment einfach nur. Und dann spürte ich es wieder. Eine tote Seele ersuchte meine Hilfe...mal wieder.

Als ich im Himmel erschien wartette die Seele bereits auf mich. Er kauerte auf dem Boden und zitterte wie verrückt, und als ich Näher kam fing er an zu schreien. "Du musst keine Angst vor mir haben, ich bin hier, um dir zu helfen deinen Weg ins Paradies zu finden." Jetzt sah mich der Mann aus vor angst geweiterten Augen an.

Doch wenn ich genauer hinsah, war er kein Mann. Eher ein Junge, der kurz bevor er das Mannes alter erreichen konnte gestorben war. Er war nicht viel älter als ich. Sanft streckte ich meine Hand aus und wartete bis er sie nahm. Als er sich erhob konnte ich seine magere Gestalt erkennen, sowie ein eingefallenes Gesicht.

"Ist...ist er auch hier?... Wird....wird er mich töten?...oder..." Der Junge war völlig aufgelöst, und er schien mir irgendetwas sagen zu wollen. "Was ist mit dir geschehen? Was möchtest du mir sagen?" Er öffnete seinen Mund, um etwas zu sagen, doch ich erschrak. Spitze, schneeweise Zähne ...er war... ein Vampir.

"Er...er ist gekommen...um ihn zu erwecken...", stotterte er. "Wer? Wer soll erweckt werden?" Der Junge begann noch mehr zu zittern. "J...Jack." Jack? Wer war Jack. "Jack sollte in der Unterwelt seine Strafe absitzen. Die Ewigkeit in der Dunkelheit. Es ist unmöglich ihn wiederzuerwecken." Gott war hinter mir erschienen, und sah den Jungen jetzt prüfend an.

"Sag mir alles, was du noch weißt.", sagte Gott. Der Junge begann noch mehr zu zittern, als Gott Näher kam. Ich sah Gott in die Augen, und er wusste sofort, dass ich das übernehmen wollte. Ich legte dem Jungen meine Handfläche auf die Stirn und nahm ihm seine Angst, sodass seine Gedanken klar wurden.

Das zittern des Jungens erstarrte, doch nun war es mein Körper, der die Angst zeigte. Ich atmete einmal tief durch, und das zittern verschwand. "Bitte, sag mir, was du noch weißt. Ich weiß, dass dein Weg schwer war. doch ich bitte dich, dich ein letztes Mal zu erinnern." Der Junge starrte mich aus glasigen Augen an.

"Ich war in Paris... auf dem Eifelturm...meine Gefährtin und ich, wir... sie war sofort tot... sie nahmen mich mit, es war dunkel, und feucht. Ein enger Gang, ich wurde auf einen Stein gelegt...und geopfert." Der Junge begann schwerer zu atmen.

Diese Aussage schien Gott zu reichen, er nahm den Jungen an der Hand und führte ihn zum Tor. Doch bevor sie hindurch gehen konnten drehte sich Gott nocheinmal um. "Lilith, du musst nach Paris fliegen. Der Erzengel Michael wird dich dort empfangen, und gemeinsam sollt ihr euch auf die Suche nach Jack machen. Michael wird dir alles erklären."

Ich verstand nichts. "Wer ist Jack?" Gott lächelte nur. "Das darf ich dir nicht sagen, dass ist eine Sache zwischen dir und deinen Eltern." Dann verschwanden die beiden durch das Tor und ließen mich ratlos zurück.

Als ich auf der Wiese erwachte war es bereits spät am Abend. Ich richtette mich auf und machte mich auf den Weg nach Hause. Dabei grübelte ich über das nach, was Gott zu mir gesagt hatte. Jack war also eine Sache zwischen mir und meinen Eltern. Wer war er? Und was bedeutette, er solle seine Strafe in der Unterwelt absitzen. Das muss ich auf jeden Fall noch klären!

Im Schloss angekommen versuchte ich so leise wie nur möglich zu sein. Meine Eltern hassten es, wenn ich erst so spät abends wieder nach Hause komme und bestraften mich auch dementsprechend. Man sollte meinen, da ich jetzt im Heiratsfähigem alter bin, dass soetwas nicht für mich gilt, aber denkste. Meine Eltern bestraften mich trotzdem für jede Kleinigkeit.

"Na, wie war dein Nächtlicher Spaziergang mit Prinz Kenlas. Hat er dir gefallen?" Erschrocken drehte ich mich um. Meine Eltern standen beide hinter einer Säule, und beobachteten jeden meiner Schritte. "Naja, also...wir sind nicht so wirklich...ich meine...wir... naja, wir sind nicht wirklich spazieren gegangen, ich habe ihm gesagt, dass ich nicht interessiert bin."

Meine Mutter machte einen Geschockten Eindruck und mein Vater sah einfach nur sauer aus. "Prinz Kenlas Vater ist ein sehr guter Freund von mir, wenn du ihn verärgerst, dann könnten wir sie als verbündete verlieren!" Er verlangte doch nicht etwa von mir...oder doch?

"Ihr wollt also, dass Kenlas und ich uns vermählen, damit die Elfenvölker sich vereinigen? Ihr wusstet also von Anfang an, dass ich ihn Heiraten muss? Wisst ihr eigentlich, dass ihr mir damit mein Leben ruiniert?", fauchte ich meine Eltern an.

"Wie kannst du so etwas nur sagen? Eine Prinzessin muss das tun, was am besten für ihr Volk ist. Und so ist es nun mal am besten!", fauchte mein Vater zurück. Meine Mutter legte beschwichtigend eine Hand aus Vaters Schulter. "Du musst uns vertrauen, mein Schatz, so ist es nun mal am besten.", sagte meine Mutter sanft. Jetzt wurde ich richtig sauer.

"Vertrauen? Ich soll euch Vertrauen? Dann sagt mir bitte mal, wer genau Jack ist! Was habe ich mit ihm zu tun?" Jetzt machten meine Eltern ein entsetztes Gesicht. "Wo...woher weißt du von Jack?", fragte meine Mutter vorsichtig. "Das spielt jetzt keine Rolle! Wer ist er?" Mein Vater sah mich traurig an, und dann erfuhr ich die ganze Gesichte...

Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat :) Über votes und kommis würde ich mich sehr freuen!

LG Janina

Todesengel- zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt