Kapitel 19

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Nun kam auch mein Vater und umarmte mich und meine Mutter. "Ich möchte alles wissen was passiert ist!", sagte mein Vater, seine Stimme zitterte, so als ob er versuchte seine Gefühle zu verbergen. Nun liefen Tränen über meine Wange. "Ihr habt ja keine Ahnung!"

Ich strich mit meiner Hand über die weiche Bettdecke. Wie lange war es schon her, als ich das letzte Mal in meinem Zimmer gewesen bin? Es fühlte sich an, als würde ich garnichtmehr hier hin gehören, als wäre meine alte Welt nicht mehr meine.

Es klopfte an der Tür und meine Zofe Mai kam herein. Sie starrte schüchternd zu Boden, als würde sie mich nicht kennen. "Ich hab ihnen etwas zu Essen mitgebracht." Erst  jetzt bemerkte ich das Silberne Tablett auf dem ein paar Fruchte kunstvoll aufgestapelt waren.

Mai drückte mir das Tablett in die Hand und wollte gerade wieder verschwinden, als ich sie am Arm packte und zurückhielt. "Was soll das Mai? Wir sind doch Freunde, warum hast du... Angst vor mir?" Mais Augen weiteten sich bei meinen Worten.

"Ich habe keine... Angst Lilith. Du bist mir nur plötzlich so fremd. Deine Augen, dein Haar es scheint als währe nichts mehr von meiner alten Freundin übrig." Ihre Worte versetzten mir einen Schlag. Wie konnte Mai nur so etwas von mir denken?

Ich meine Ich bin bereit mich für alle zu Opfern, bin bereit mein Leben aufzugeben, damit sie alle in Frieden weiterleben können und was machen sie? "Au! Aua Lilith du tust mir weh!" Mais Schreie weckten mich aus meiner Starre.

Ich löste meine Hand von Mais Arm. Unbewusst hatte ich meinen Griff verstärkt. "Tut mir Leid! Das wollte ich nicht!" Panisch flüchtete Mai aus meinem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Ich konnte es ihr  in diesem Moment nicht verübeln.

Ich setzte mich auf mein Bett und bereute es abgrundtief hierher gekommen zu sein. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Mein Blick blieb an der Tür zum Balkon hängen.

Ich könnte jetzt sofort verschwinden.

Langsam ging ich nach draußen und stieg auf das breite Gelände des Balkons. Es ist falsch hier zu sein, hier gehöre ich schon lange nichtmehr hin. Tränen stiegen mir in meine Augen. Es wird nie mehr so sein wie früher. Langsam ging ich in die Knie und setzte zum Sprung an.

"Lilith, was machst du da?"

 *Edric*

"Michael pass auf!" Ein Feuerball zerstörte mit einem lauten knall eine der Wände, sodass Knochen und Dreck uns nur so um die Ohren flogen. Michael stand blutüberströmt vor mir. Alleine würde er Luzifer nicht besiegen können, dass wussten wir beide.

"Wo ist Lil, was hast du Monster ihr angetan?", schrie Michael. Luzifer wechselte nun seine Gestalt von dem Feuerwesen in seine Menschliche Gestalt.

"Was ich mit Lil getan habe? Nichts, ich habe ihr nichts gegen ihren Willen getan." Sein breites grinsen verriet, dass es da noch mehr gab. Michael zitterte vor Wut. "Du Bastart, was hast du mit ihr gemacht? Wo ist sie?!"

Luzifers kaltes Lachen ertönte. "Das habe ich doch schon gesagt, ich habe nichts gegen ihren Willen getan." Dieses Spielchen machte ihm offensichtlich Spaß! "Bring mich zu ihr, oder ich werde dich töten!", schrie Michael. "Wie währe es wenn ich euch stattdessen mit einer alten Freundin wiedervereine? Währe das nicht viel besser? Lish, möchtest du dich nicht zu uns gesellen?"

Mein Atem und Puls beschleunigte sich. Lish?

"Ihr habt mich gerufen Meister?" Aus der Dunkelheit tauchte Lish plötzlich auf. Luzifer strich langsam über ihre Wange. "Würdest du mir einen Gefallen tun meine Liebe?" Lish starte Luzifer nur in die Augen. "Jeden Meister!"

"Töte sie!", flüsterte Luzifer und deutete auf uns.

"Wie ihr wünscht Meister.", sagte Lish und fing an auf  Michael einzuschlagen. Luzifer hatte ihr weder Schwert noch irgendeine andere Waffe gegeben, seine Absichten waren nur alzuleicht zu durchschauen.

Er sah einige Sekunden zu, wie die beiden sich bekämpften und Michael immer wieder versuchte auf Lish einzureden, doch es schien, als würde sie kein Wort erreichen. Dann zog er sein Flammendes Schwert.

Ich machte einen Satz nach vorne und stieß Lish von Michael weg. "Kümmere dich um Luzifer, ich versuche Lish zu Vernunft zu bringen!" Lish schlug auf meinen Kopf ein, ich ließ mich zur Seite fallen und landete mit dem Kopf auf einem Stein.

Ein stechender Schmerz durchfuhr mich, und Blut bildete eine kleine Pfütze zu meinen Füßen. Ich kämpfte mich wieder auf die Beine, versuchte noch Lishs nächstem Schlag auszuweichen, doch nur einen Moment später sah ich nur noch Dunkelheit.

*Lish*

Er ging zu Boden, dieser Mann, den ich noch nie in meinem Leben gesehen habe und der mir doch so bekannt vorkam. Töte sie! Die Stimme meines Meisters hallte immer noch durch meinen Kopf. Ich hob den nächstbesten Stein vom Boden auf und hielt ihn über den Kopf des Mannes.

Meine Hände zitterten. Warum konnte ich den Gedanken nicht ertragen diesen Mann tot zu sehen? Eine Träne rollte über meine Wange. Überrascht ließ ich den Stein zu Boden fallen und strich mir mit der freien Hand die Träne weg.

Tränen? Für jemanden der meinen Meister töten möchte? Für jemanden der mich töten wollte? Jedoch, wenn ich recht überlege, er wollte mich nicht töten, auch der Engel hat es nicht getan, obwohl er die Chance dazu hatte.

Lish, dass bist nicht du! Er kontrolliert dich!

Eine Stimme, so klar und wundervoll hallte durch meinen Kopf.  Nun umhüllte mich die Dunkelheit, doch ich hatte keine Angst, im Gegenteil ich ersehnte sie. Der Mann, den ich eben noch bewusstlos geschlagen habe erschien vor mir.

Er legte seine Hand an meine Wange und strich mir sanft über meine Lippen. "Dieses Schicksal hast du nicht verdient, ich bitte dich, erinnere dich wieder an alles was war. Auch wenn es dich schmerzt, auch wenn es dich zerreisen sollte, du musst dich erinnern."

Ich fing an zu weinen. "Ab jetzt werde ich immer bei dir sein. Deine Sünden werden auch meine sein, deine Ängst die meinen. Ich liebe dich Lish." Er beugte sich vor und küsste mich. Meine Augen weiterten sich, mein Herz klopfte wie wild...

Bilder schosse durch meinen Kopf, Bilder des Schmerzes, des Chaos... doch zwischen all dieser Verzweiflung, diesem Hass erschienen plötzlich die schönen Momente in meinem Leben. Meine gemeinsame Zeit mit Michael und den anderen Erzengeln. Das war die schönste Zeit.

Und jetzt hatte ich Edric.

 *Lilith*

Es standen Tränen in den Augen meines Vaters. "Was hat er dir angetan, dass du dich jetzt schon von deiner Familie abwendest?" Ich schüttelte nur den Kopf. "Das kann ich dir nicht sagen, ich bin nur hergekommen um euch noch ein letztes mal zu sehen, bevor..."

Ich konnte die Worte nicht aussprechen, ich konnte es einfach nicht. "Es war falsch hier her zu kommen. Ich gehöre nichtmehr hierher."  Ich atmete einmal tief durch und sprang.

Tschuldigung das es so lange gedauert hat bis das neue Kapitel erschienen ist, aber ich hatte in letzter Zeit echt kaum eine Möglichkeit zu schreiben.

Trotzdem hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat und ihr fleißig votet und kommentiert :3

LG Janina

Todesengel- zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt