Kapitel 18

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Luzifer lächelte mich Charmant an. "Ruh dich erstmal aus meine Liebe. Es hat deinen Körper viel Kraft gekostet die dunkle Energie zu absorbieren. Aber sieh nur wie wunderschön du jetzt bist!" Er hielt mir einen kleinen Handspiegel vors Gesicht.

Mir stockte der Atem. Ich war ja von Natur aus nicht besonders braun, aber jetzt glich meine Haut reinstem Schnee! Meine Iris hatte sich komplett schwarz gefärbt und auch mein Haar schien dunkler geworden zu sein. Ich sah aus wie mein dunkles Ich aus meinem Traum.

Luzifer strich mir beinahe sanft übers Haar. "Wir sind jetzt eins Lilith, jetzt kann uns nichts mehr aufhalten.", flüsterte er mir ins Ohr. Ja, nichts kann uns aufhalten, außer mein Tod, und der Tatsache, dass ich nicht mehr unter seiner Kontrolle stehe.

Ich lächelte matt. "Bevor wir aber vollends vereint sind habe ich noch einen kleinen Wunsch!", sagte ich mit einer überraschend festen Stimme. "Alles was du dir wünscht, ist auch mein Wunsch, meine Geliebte!"

"Ich möchte noch ein letztes Mal meine Familie sehen. Ein letztes Mal möchte ich ins Elfenreich zurückkehren, auch wenn es nur ein Tag lang sein sollte, ich bitte dich, gewähre mir diesen Wunsch!" Zuerst schien Luzifer nicht einverstanden zu sein, doch dann lächelte er wieder.

"Warum sollte ich dich daran hindern deine Familie zu sehen? Ich werden dich begleiten und..."  Ich hielt ihm einen Finger vor den Mund. "Ich möchte... alleine gehen. Du würdest meine Familie erschrecken, auch wenn du ein Teil von mir bist werden sie das nie akzeptieren! Außerdem wird schon bald die ganze Welt von uns beiden wissen, was hast du schon zu verlieren?"

Jedes Wort was ich sagte war ernst gemeint. Ob ich es wollte oder nicht, Luzifer war jetzt ein Teil von mir, und schon bald wird die ganze Welt von unserem Untergang erfahren, von meinem Tod und seiner Niederlage, was hatte ich also zu verlieren?

"Es würde mich sehr glücklich machen sie noch einmal zu sehen! Ich verspreche dir, ich werde wieder zu dir zurückkehren..." Dieses Mal war es Luzifer der mir ins Wort fiel. "Ich habe keinen Zweifel an deiner Loyalität Lilith, das einzigste was mir sorgen bereitet ist die Reaktion deiner Familie auf deine Neue äußere Erscheinung, wie willst du ihnen unter die Augen treten ohne ihnen die Wahrheit zu sagen?"

Seine Worte trafen genau in mein Herz. Vielleicht wollten meine Eltern mich ja garnicht sehen, vielleicht waren sie von  mir angewidert, weil ich die dunkle Seite betreten habe? Tränen traten in meine Augen, ich versuchte sie zurückzudängen, doch da liefen sie auch schon über meine Wange.

"Ich möchte sie trotzdem sehen! Immerhin sind sie meine Eltern!" Luzifer lächelte traurig. "Wenn das dein Wunsch ist soll er dir erfüllt werden. Gestatte aber wenigstens Lish dich zu begleiten." Ich schüttelte nur den Kopf. "Ich werde alleine gehen."

Ich spürte, dass Luzifer mir nicht vertraute. Irgendetwas musste ich tun. Dann schoss eine Idee durch meinen Kopf. Langsam beugte ich mich vor und gab Luzifer einen Kuss. Alles in mir sträubte sich, doch ich ließ keins dieser Gefühle nach außen durchscheinen.

Langsam löste ich mich wieder von ihm. "Glaub mir, hier ist mein Platz, ich werde auf jedenfall wieder zu dir zurückkehren, wo sonst sollte ich denn sein wollen als bei dir?" Die verständlichkeit mit der ich diese Worte aussprach wurde mir erst bewusst als das letzte Wort meine Lippen verlassen hatten.

Eine Stunde später stand ich mit Luzifer, auf einer weiten Lichtung, nicht weit entfernt von dem Elfendorf in dem ich aufgewachsen war. "Denk dran, morgen um diese Zeit werden ich genau hier auf dich warten." Ein letztes Mal hielt er meine Hand, dann war er verschwunden.

Ein Seufzer entglitt meinen Lippen. Ich schloss die Augen und genoss die Sonne die auf meine Haut scheint. Dann spürte ich es wieder, diese Gefühl, wenn eine Seele ins Paradies geführt werden musste. Einen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken einfach zu meinen Eltern zu gehen, doch im nächsten Moment hätte ich mich Ohrfeigen können.

Ohne noch eine weitere Sekunde zu verschwenden wechselte ich die Welten. Ein Stein fiel von meinem Herzen, als ich sah, dass meine Flügel immer noch schneeweiß waren, das hieß, dass ich nicht vollends von Luzifers dunkler Seele erfüllt bin.

Weißer Nebel umüllte meinen Körper, und ich hielt Ausschau nach der Person die ich ins Paradies führen sollte. Es war eine alte Frau, sie vertraute mir schnell und es dauerte nicht lange da hatte ich sie für mich gewonnen, und ich konnte sie ohne Probleme führen.

Als sich jedoch das Tor öffnette, um der Seele eintritt zu gewähren schien es so, als würde mich das strahlende Licht verbrennen, äußerlich waren keine Wunden oder andere Verletzungen zu erkennen, doch innerlich stand mein Körper in Flammen.

Gott kam uns entgegen und nahm die Frau an der Hand. "Lilith, ich möchte, dass du noch hier bleibst, ich muss mit dir reden." Dann verschwanden die beiden und ließen mich zurück. Das brennen hörte auf, sobald das Tor geschlossen war.

Merkwürdig, was war nur los? Sonst passierte nie so etwas. Ich setzte mich in den Nebel und wartette. "Du wirst dunkel, es ist Seine Dunkelheit, die ich in deinem Herzen sehe." Ich drehte mich um. Mich überraschte es schon lange nicht mehr, das hier jemand aus dem Nichts hinter mir erschien.

"Ja, wenn er mich jetzt tötet werden wir beide Untergehen." Doch das Traurige Gesicht das Gott machte, ließ mich schaudern. "Lilith, du warst die ganze Zeit unter dem Bann Luzifers, während deiner Abwesenheit sind unzählige Seelen gekommen." Ich schaute mich um.

Es war niemand anderes hier. "Und wo sind sie dann, wenn sie hier waren?" Ich wich einen Schritt zurück. Irgendetwas sagte mir, dass mir die Antwort auf meine Frage nicht gefallen wird!

"Lilith, sie sind in die Hölle gefahren." Mein Herz setzte einen Moment lang aus. "Wie?... Warum?" Ich konnte kein vernünftigen Satz für das grauen formulieren, dass all die Seelen ereilt hatte, die einst hier waren um endlich die erlösung zu finden, die sie verdient hatten.

"Wenn Seelen zu lange hier sind, und nicht vom Engel des Todes ins Paradies geführt werden verblassen die Seelen und werden in die Hölle berufen. Lilith, du standest die ganze Zeit unter Luzifers Zwang, die Schreie der Seelen haben dich nicht erreicht!"

Ich erstarrte. Wie konnte das sein? Ich hatte die ganze Zeit meinen eigenen Willen und habe eigene Entscheidungen getroffen! "Luzifer hat dich denken lassen, dass du aus eigenem Willen gehandelt hast, um dich zu testen, er wollte wissen ob du ihm wirklich so verfallen bist wie du getan hast."

Tränen stiegen in meine Augen. Dann hatte nicht ich Luzifer getäuscht, sondern er mich. "Lilith, die Situation hat sich geändern, nicht Luzifer muss dich jetzt töten. Es ist so grausam es auszusprechen, aber es wird der Erzengel Michael sein der dich töten wird, es muss die Person sein die du Liebst, und die diese Liebe erwidert."

Die Welt um mich herum wurde schwarz und ich fiel.

Als ich meine Augen aufschlug schien es, als währe keine Sekunde vergangen, es schien immer noch die Sonne.  Erst einen Augenblick später wurde mir bewusst, was gerade geschehen war. Ich wurde aus dem Himmel verbannt, ich war nicht mehr Rein genug.

Ich ging langsam auf das Elfendorf zu. Die Bewohner starrten mich nur alle an, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Früher hätten sie mich alle fröhlich empfangen und die frohe Kunde über meine Rückkehr sofort im ganzen Land verbreitet.

"Lilith!" Ich drehte mich um. Hinter mir stand meine Eltern. In den Augen meiner Mutter standen Tränen. Mein Vater stand ihr und hatte die Arme um ihre Taille geschlungen. "Mein Engel, was ist mit dir passiert?" Nun musste ich auch weinen.

"Luzifer ist mit mir passiert." Ohne noch einen Augenblick zu warten stürmte meine Mutter auf mich zu und schloss mich in ihre Arme und es schien als würde eine kleine Last von meinen Schultern verschwinden.

Hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen hat :D

Todesengel- zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt