Kapitel 11

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Eisblaue Augen... Eisblaue Augen, in die ich starrte, die mich anstarrten und eine Stimme, welche mich zu sich rief. 

"Bist du bereit mich aus der Unterwelt zu befreien, damit wir beide diese Welt von den Fängen Gottes befreien können?"  

Ja, das war mein größter Wunsch... all seine Wünsche wollte ich erfüllen.

Ein lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und auch ich lächelte.  

"Wenn ihr glücklich seid, dann bin ich es auch, Meister."  

Er schüttelte nur spielerisch den Kopf.  

"Nicht so förmlich meine Liebste, es reicht wenn du mich Luzifer nennst."

Er nahm meine Hand, und zog mich durch den schmalen Gang tiefer in die Katakomben.  

Es wurde immer dunkler, doch ich hatte keine Angst.  

Ich folgte seinen geschmeidigen Bewegungen mit den Augen und merkte nicht, dass mein Wille nicht mehr mein eigener war...

*Michael*

"Die Katakomben sind nur zum teil öffentlich für die Menschen, hunderte von Kilometern wurden nochnichtmal erforscht. Wir werden deshalb nicht den Haupteingang nehmen sondern einen versteckten Eingang. Allerdings gibt es da einen kleinen Haken. Der Eingang ist in einem Tunnel der Metro, und deshalb schwer für uns Erzengel zu passieren. Wir werden bis zu Dunkelheit warten müssen, bis wir aufbrechen können."

Bei Raphaels Worten verzog Uriel das Gesicht. "Luzifer wird nicht warten, bis Lilith ihm freiwillig folgt. Er wird ihr seinen Willen aufzwingen, sie verführen oder foltern, und zwar solange bis er seinen Willen bekommt. Wenn wir nicht sofort aufbrechen, dann könnte es zu spät sein."

Mein Herz setzte einen Moment aus. Der Gedanke, dass Lilith von Luzifer gequält wird, genau in diesem Moment, war einfach zu schmerzhaft. "Michael, was hast du?" Ich blickte auf, Edric, Raphael, Uriel und Gabriel starrten mich besorgt an. "Nein, es ist nichts, ich mache mir nur... sorgen."

"Wenn ihr wollt kann ich mich auf die Suche nach Lil machen." Wir drehten uns überrascht um. Lish stand in der offenen Tür. "Nein, dass ist zu gefährlich für dich, wir sind uns ja nochnichtmal sicher ob wir Lilith mit vereinten Kräften retten können!" Edric machte ein paar Schritte auf Lish zu.

"Bist du dir sicher, dass du diese Risiko auf dich nehmen willst?" Lish nickte. "Dann werde ich mit dir kommen. Gemeinsam haben wir eine größere Chance."

"Das könnt ihr beide vergessen, ihr habt absolut keine Chance gegen Luzifer." Edric schüttelte nur den Kopf. "Sie ist meine Schwester, ich werde sie ganz sicher nicht in den Fängen des Teufels lassen, ich werde sie nicht unnötig leiden lassen!"

"Michael, wir können nichts ausrichten, erst wenn es Nacht wird, können wir die Straßen unendeckt passieren! Lish ist ein Engel, sie hat wohl Chancen gegen Luzifer." Und somit war alles gesagt. Bereits zwei Stunden später waren Lish und Edric aufbruchbereit.

Doch bevor Lish gehen konnte packte ich sie am Arm. "Warte, nimm mein Schwert, es wird dir helfen dich zu verteidigen." Lish lächelte mich aus großen Augen an. "Danke Michael, keine Angst, mir wird nichts passieren. Edric und ich werden Lil retten." Eine letzte Umarmung, dann waren die beiden durch die Tür verschwunden.

*Lish*

Ich war schon lange nicht mehr draußen gewesen. Ich genoss die warmen strahlen der Sonne, die leichte Brise, welche mir mein Haar zerzauste und den frischen Duft von Gras. Aber ich bin nicht hier um die Natur zu genießen, Edric und ich müssen Lil retten.

"Sind sie eine Freundin meiner Schwester?" Ich schaute überrascht zu Edric rüber. "Ja... wir sind... Freundinnen. Zumindest sind wir nah dran. Warum fragst du?" Einen Moment herrschte Stille zwischen uns. "Weißt du, Lil war immer ein... ein Einzelgänger. Sie hat sich niemandem wirklich anvertraut. Nochnichteinmal mir."

Er schenkte mir ein trauriges Lächeln. "Du musst etwas besonderes sein, wenn meine Schwester dich für vetrauenswüdig hält." Dann ging er schweigsam voran. Unbemerkt schlenderten wir durch die Straßen von Paris. Es war wundervoll wieder das Gekreische der Autos zu hören.

Edric holte die Metrokarte von Paris heraus, und studierte sie aufmerksam. Bei dieser gelegenheit sah ich ihn mir etwas genauer an. Das Sonnenlicht ließ seine hellbraunen Haare erstrahlen, was ein schöner Kontrast zu seiner leicht gebräunten Haut ist.

Seine Augen läuchteten wie Sterne am Himmel. Auch er spürte diese Verbindung, doch sie zog vorbei wie eine Sternschnuppe am Firmament. Im nächsten Moment schon ging er weiter, und ich folgte ihm, wie ein Hund seinem Herren. 

"Kannst du mir etwas über dich erzählen? Es muss nicht unbedingt etwas persönliches sein, ich möchte einfach verstehen können warum meine Schwester dir vertraut."

Ich überlegte einen Moment. "Ich habe ihr von meiner Vergangenheit erzählt, ich war ehrlich zu ihr. Außerdem weiß ich ihr Geheimnis, auch wenn sie es sich noch nicht eingestanden hat." Edric überlegte einen Moment.

"Was ist denn ihr Geheimnis?" Ich schüttelte meinen Kopf. "Das werde ich dir nicht sagen. Auch wenn ich ihr nicht mein Versprechen gab ist es falsch."

Edric lächelte  und bei seinen Worten machte mein Herz einen kleinen Sprung. "Jetzt weiß ich warum meine Schwester dir vertraut.

Ich lächelte ihn an. "Und was ist mit dir? Wirst du mir auch vertrauen?" Edric sah mich an. "Wenn die Zeit gekommen ist werde ich es."

*Lilith*

Luzifer hatte mich in einen wunderschönen Ballsaal gebracht. Der Raum ist aus schwarzem, glänzendem Marmor, aus denen weiße Kristalle schimmern, wie Sterne in der Nacht. Drei große Fenster aus blau schimmerndem Lapislazuli prangten an den gewölbten Wänden. "Wo sind wir hier?", fragte ich zaghaft.

"Das hier, Lilith, ist die Hölle. Aber du musst keine Angst haben, du wirst nicht mehr lange hier leben müssen, sobald ich wieder auf der Welt wandeln kann, und Gott besiegt ist wirst du an meiner Seite mit mir herrschen, wir werden ein Neues Zeitalter der Gehorsamkeit und Demut anleiten." Er kam auf mich zu und strich mir meine Haare aus dem Gesicht.

"Meine Geliebte, wir werden heute Abend ein Fest feiern, um diesen Anlass gemessen zu Feiern. Meine Diene werden dich angemäß herrichten." Bei diesen Worten erschienen zwei Frauen aus dem nichts. Sie trugen lange, schwarze Gewänder, und einen Schleier, der ihr ganzes Gesicht verbarg.

Sie nahmen meine Hände und zogen mich von Luzifer davon. "Ich möchte aber nicht gehen, ich möchte bei dir bleiben.", flüsterte ich. Seine Gesichtszüge wurden weicher, und er trat an meine Seite, dann legte er eine Hand an meine Wange und zog mein Gesicht nah an seines.

"Keine Angst, dir wird nichts passieren, ich werde es nicht zulassen." Ich regte mein Kinn vor um ihn zu küssen, doch er entfernte sich. "Dafür haben wir noch die Ewigkeit Zeit, zuerst müssen wir uns um die Erzengel kümmern."

"Die Erzengel?",fragte ich. "Ja, Uriel, Gabriel, Raphael und Michael." Michael? Der Name hallte in meinem Kopf wieder. Bilder, von einem Mann mit schneeweisen Flügeln zogen in meinen Erninnerungen an mir vorbei. Gefühle, an die ich mich nicht mehr erinnerte, so intensiv, so überwältigend.

"Was ist?" Ich schüttelte den Kopf. "Nichts." Dann ging ich mit den Dienerinnen vom Teufel mit, um mich fü das Fest vorzubereiten, aber wollte ich es überhaupt feiern? Wollte ich wirklich hier sein? Und wer ist dieser Mann? Michael? Dieses warme Gefühl, es ließ mich einfach nicht mehr los.

Hey, ich hoffe, dass euch das neue Kapitel und Entschuldigung für die verspätung ^^

LG Janina

Todesengel- zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt