Kapitel 3

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"Und das habt ihr mir mein ganzes Leben verheimlicht?", fragte ich. Meine Mutter hatte Tränen in den Augen. "Wir wollten doch nur, dass du und dein Bruder ohne Angst vor Vampiren aufwachsen könnt." Ich war fassungslos. "Trotzdem hättet ihr uns das nicht verschweigen dürfen!", sagte ich, und lief auf mein Zimmer.

Dort knallte ich die Tür zu und schloss sie ab. Im nächsten Moment klopfte es auch schon an der Tür. "Lil, Lil, bitte lass uns reden.", flüsterte meine Mutter. Ich ignorierte sie und legte mich auf mein Bett. Wenigstens gaben Gottes Worte jetzt einen Sinn. Ich sollte also verhindern, dass Jack wieder zu den Lebenden zurückkehrte und dafür musste ich nach Paris, wo mich der Erzengel Michael empfangen sollte. Dafür musste ich meine Familie verlassen. Oh man.

Bereits eine halbe Stunde später war ich startklar. Mich schmerzte es, dass ich meine Familie nach so einem Streit einfach verlassen musste, doch sie würden mich nicht einfach so gehen lassen, jedenfalls nicht alleine. Und ich wollte ihnen nicht von meiner Himmlischen Seite erzählen, dass hatte ich schon als kleines Kind entschieden, und das würde sich auch so schnell nicht ändern.

Ich nahm nichts mit. Eine Tasche oder ein Beutel würden mich auf meiner Reise nur vehindern, und Essen und genügend Wasser konnte ich mir selbst besorgen. Sobald ich in Paris angekommen war, würde ich sowieso vollzeitbeschäftigt sein. Mit Engeln (insbesondere Erzengeln) war nicht zu spaßen, und ich muss zugeben, ich habe warnsinnige Angst. Ich bin zwar der Engel des Todes, aber er ist als Erzengel mächtiger als ich, zumindest glaube ich das.

Ich sprang von der Verander, und landette elegant auf dem Boden. Die Dunkelheit machte mir nichts aus, als Engel konnte man schließlich im Dunkeln sehen, ein Priveleg, dass nur wenige magische Wesen genießen können. Ich lief rasch durch das Elfendorf am Fuße des Schlosses.

Dann war ich am Schutzkreis angekommen. Ich wusste, wenn ich jetzt weitergehen würde, gibt es kein zurück mehr. Schweren Herzens sah ich noch ein letztes mal zurück. Ob meine Mutter sich auch so gefühlt hatte, als sie gegangen war um sich Jack zu opfern?

Hatte sie den selben Schmerz gefühlt, den ich jetzt auch fühlen konnte? Dann drehte ich mich um, rannte los und sprang in den See, welcher ein paar Meter abseits des Schutzkreises lag. Meine Verwandlung erfolgte schnell, und dann konnte mich niemand mehr aufhalten.

*Edric*

Nachdem meine Schwester mit diesem Idioten von Prinzen verschwunden war, machte ich mich wieder auf den Weg in die Bibiothek. Dort setzte ich mich auf meinen gewohnten Platz und las in meinem Buch dort weiter, wo ich vor ein paar Stunden aufgehört hatte. Die nächsten Stunden bekam ich nichts mehr mit.

Ich war so vertieft in Die Geschichte der Drachen das ich den Schmerz der Verwandlung fast nicht bemerkte. Darauf folgte ein starker Trennungsschmerz und dann spürte ich meine Schwester garnichtmehr. Schnell schmiss ich mein Buch weg und rannte zu Lilith Zimmer. Ich rüttelte heftig an der Tür, doch sie ließ sich nicht öffnen.

"Du musst dir keine Mühe machen, Lilith hat sie abgeschlossen, bevor sie gegangen ist." Ich zuckte vor Schreck zusammen. Riley war ohne Vorwarnung hinter mir aufgetaucht. Ihr müsst wissen, Riley ist eine Seele, die bereits im Paradies ist, welche aber noch einen letzten Wunsch hat, den ich erfüllen soll.

Ich bin der einzigste, der die Seelen dieser Personen sehen an, niemand weiß davon, nicht einmal meine Schwester.  "Was soll das denn heißen?", fragte ich hektisch. "Das heißt, dass sie weg ist.", sagte Riley. Ich rannte in das Zimmer meiner Eltern uns riss die Tür auf.

Meine Mutter sahs bereits weinend auf ihrem Bett, und mein Vater umarmte sie beruhigend. "Wo ist Lilith?", fragte ich atemlos. Mein Vater sah mich traurig an. "Sie ist gegangen. Komm mal her, Edric, deine Mutter und ich müssen dir etwas erzählen, es hat etwas mit der Vergangenheit von deiner Mutter und mir zu tun." Und dann erfuhr auch ich alles...einfach alles.

*Saphira*

Das Wasser umschmeichelte sanft meinen Körper, und ich passte meine Bewegungen der fließenden Strömung an. So konnte ich leichter und schneller schwimmen. Die Lebewesen um mich herrum beachtetten mich nicht weiter. Mir war das nur recht.

Ich wollte jetzt nicht anhalten, und über das Nachdenken müssen, was ich gerade getan hatte. Als ich Paris erreichte, suchte ich mir einen abgelegenen See aus, und da es bereits früh am morgen war und noch nicht ganz so hell, würde mich keiner Sehen. Ich verwandelte mich zurück und zog mich an Land.

Jetzt hatte ich nur noch ein schwarzes Top und kurze, blaue Shorts an. Ein weiterer Nachteil der Verwandlung. Dann ließ ich das Wasser auf meiner Haut verdampfen, als das beendet war, bewegte ich mich weiter voran. Nach wenigen Schritten hörte ich das sanfte Geräusch von schlagenden Flügeln über mir. Ich sah hoch und erblickte Michael.

Er landette elegant vor mir und sah mich mit seinen strahlend blauen Augen an. Sein Haar war kurz und nachschwarz. Auf seiner Haut konnte man eine leichten bräune erkennen, sonst schien sie aber makellos rein. Er hat ein kantiges Gesicht, und einen muskulösen Körper. Seine Flügel waren strahlend weiß, und jede seiner Federn hatte eine goldumramung und gaben ihm somit ein majestätischen Eindruck.

Jetzt breitete sich ein Lächeln auf seinen vollen Lippen aus, und man konnte seine perfekten, weißen Zähne sehen. "Du musst Lilith sein, der Engel des Todes." Seine Stimme war eine Melodie aus sanften Tönen, und ich war einen Moment wie erstarrt. "Ja...ich bin Lilith.", stammelte ich. Michael war sich seine Wirkung auf mich voll bewusst und unter seinen musternden Blicken lief ich rot an.

"Komm Lilith, du wirst bestimmt hungrig und müde von der langen Reise sein, ich bringe dich in mein Heim, dort kannst du dich erstmal ausruhen." Er streckte seine Hand aus, und wollte offensichtlich, dass ich sie nahm. Ich zögerte. Michael bemerkte meinen Zweifel. "Du kannst mir vertrauen, warum sollte ich dich umbringen, wenn ich dich doch brauche? Das wäre doch ziemlich dämlich, oder?"

Ich traute Michael immer noch nicht, nahm aber trotzdem seine Hand. Er zog mich Näher an sich und umschlang mit einer Hand meine Taille. Abermals lief ich rot an, und Michael konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Wenn du willst können wir auch gerne laufen, falls dir das lieber ist.", flüsterte er mir ins Ohr.

Am liebsten hätte ich ihn von mir weggeschupst, aber ich wollte den Zorn des Erzengels nicht wecken. Außerdem wusste er genau, dass ich nur in der Geistlichen Welt Flügel besaß. Micheal machte einen mächtigen Satz nach oben, und erhob sich in die Lüfte. Panisch presste ich mich enger an ihn. Selber zu fliegen war einfach wundervoll, aber von einem anderen dabei getragen zu werden, dem man nicht ganz vertraut ist einfach der blanke Horror.

Ich kniff meine Augen zu und verfluchte zum hundertstenmal, dass ich nur in der Geistlichen Welt Flügel hatte. Verkrampft krallte ich mich in Micheals Hemd und er konnte nichts anderes tun, als mich zu belächeln. Erst, als Micheal sich zum Landen bereit machte traute ich mich meine Augen zu öffnen.

Die Nach schien bereits undurchdringlich zu sein, und selbst für mich war es schwer Umrisse zu erkennen. "Die Magie des Hauses verhindert es, dass ein fremder es sehen kann. Erst wenn du einmal im Inneren warst, wirst du es sehen können." , sagte Micheal. Dann, endlich, konnten meine Füße den Boden berühren, und Augenblicklich löste ich mich von Micheal. "Wilkommen, in meinem Heim." Dann fiel mein Blick auf Micheals *Haus* und ich musste erst mal schlucken.

Das war kein Haus indem Micheal wohnte, eher ein Schloss, und das beschrieb es nichteinmal ansatzweise. Das weiße Gebäude alleine, war etwa doppelt so groß wie unser Schloss, und hatte mehrere Stockwerke. Die Nördliche Seite bestant komplett aus Glas, und man hatte von dort aus bestimmt einen perfekten Ausblick über das Tal.

Michael nahm meine Hand und zog mich sanft zum Eingang. Die riesige Tür aus schwarzem Ebenholz öffnete sich wie von selbst, sodass ich die große Halle dahinter erkennen konnte. Zwei Treppen führten am Ende des Raumes in das zweite Stockwerk. Ein roter Teppich führte von einer Tür, in der Mitte der beiden Treppen, direkt vor meine Füße. 

Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat :) Bitte kommis hinterlassen und/oder voten, ich würde mich freuen.

LG Janina

Todesengel- zwischen zwei WeltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt