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Mörderkind. Du hast Mörderblut in dir. Bringt ihn um, bevor er seine Bestimmung entdeckt. Er kann nur ein Mörder werden. Diese Stimmen verfolgten Tilus schon sein ganzes Leben lang. Mördersohn. So nannten ihn alle. Er konnte es nicht mehr hören. Als er 10 Jahre alt war, wurden seine Eltern hingerichtet. Wegen Mordes verurteilt. Was sie getan hatten wusste Tilus nicht. Ob sie überhaupt jemanden getötet hatten. Er wusste es nicht. Kurz vor ihrer Hinrichtung setzten sie ihn bei seinen Großeltern ab. Kein anderes Kind durfte mit ihm spielen. Kein Mädchen wollte etwas von ihm wissen. Alle flüsterten es ihm nach. Mördersohn. Wenn man in seine Nähe kommt wird er einen früher oder später töten. Tilus ertrug es nicht. Bei jedem Fest stand er am Rand und versuchte nicht gesehen zu werden. Als seine Großeltern überraschend verstarben schoben es alle ihm in die Schuhe. Er hat sie umgebracht. Dieser Mördersohn hat sie auf dem Gewissen. Tilus konnte nicht mehr. Es war die Hölle. Er wollte weg. Wenn es der Einzige Ausweg war, würde er sogar sterben. Doch da war das Mädchen mit den türkisenen Augen. Sie holte ihn aus seinem Dorf. Vor aller Augen ging sie zu ihm. Das blonde, offene Haar wehte im Wind. Mit einem Lächeln auf den Lippen hielt sie ihm ihre Hand hin und zog ihn mit sich. Alle Dorfbewohner wurden still. Denn dieses schöne Mädchen nahm den Mördersohn und nicht jemand anderen. Sie verstanden nicht warum. Warum den Mörder? Es gab so viele bessere, wichtigere Jungen. Doch die Antwort war einfach. Ihr war er wichtig. Ihr und dem Fischmann, der Sklavin und der Kaisertochter. Hier war er kein Mördersohn. Hier war er frei.

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