1. About Paperballs

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~Even though you don't mean to hurt me you keep tearing me apart~
- Mercy, Shawn Mendes

Ein Papierkügelchen traf mich am Rücken. Ich wusste genau von wem es stammte, dafür brauchte ich mich nicht einmal umzudrehen. Also versuchte ich es einfach zu ignorieren. Es wäre zu auffällig gewesen mitten im Mathe Unterricht aufzustehen und meinen Erzfeind Paul Lahote anzubrüllen er solle aufhören mich mit Papierkügelchen abzuwerfen. Schon wieder. Denn genau das tat er in jeder Unterrichtsstunde, in der er hinter mir saß, was mich jedes mal bis zur Weißglut trieb. Ich weiß das klingt jetzt Neurotisch, aber wenn du, ja genau du, die das hier gerade liest, jeden verdammten Tag von einem Vollidioten mit irgendwelchen dämlichen Streichen geärgert wirst, dann rastest du auch bei so etwas banalem wie Papierkügelchen aus. Klar soweit?

Das nächste Kügelchen traf mich am Ohr. 'Nicht aufregen El', dachte ich krampfhaft, 'genau das will er doch', außerdem würde mein Mathelehrer, Mr Dixon, mich dann vor die Tür schicken. Schon wieder. Ja dieser Kleinkrieg zwischen uns lief nun schon etwas länger. Na gut schon sehr lange. Ok, Ok, so in etwa zehn Jahre genau wusste ich das selbst nicht mehr. Jedenfalls hatte das Ganze in der Grundschule angefangen und das war verdammt lange her. Immerhin war ich schon sechzehn. Ein weiteres Kügelchen traf mich im Nacken und meine Selbstbeherrschung schrumpfte bedenklich. 'Himmel, das kann doch nicht so schwer sein. Nur noch diese eine Stunde dann bin ich in für 2 Monate los', dachte ich und atmete langsam und mit geschlossenen Augen aus.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Ich würde an einem Schüleraustausch nach Kanada teilnehmen. Eigentlich hätte ich das ganze schon vor einem Jahr durchmachen sollen aber, ich war leider krank geworden und konnte deshalb nicht mitfahren. Blöd nur, dass meine Klassenlehrerin Mrs Wale das als Bildungslücke sah und mich mit dem Jahrgang unter mir in ein wildfremdes Land schickte. Wenigstens hatte das ganze mehrere Vorteile z.b. das ich Mr 'Ach-ich-bin-so-toll-und-kann-mir-alles-erlauben' für längere Zeit los war. Moment, sagte ich mehrere Vorteile? Nein es gab nur diesen einen.

Papierkügelchen Nummer 4. traf mich wieder am Rücken und jetzt war ich wirklich kurz davor im an die Gurgel zu springen, aber anstatt dies zu tun ließ ich meinen Stuhl nach kippen und zischte: „Hör gefälligst auf damit", während ich ihn böse an funkelte.

„Warum sollte ich?" fragte er und grinste mich an. Eine Menge Mädchen in meiner Klasse hätten fast alles dafür gegeben, dass Paul sie auch nur beachtete weil sie alle in ihn verknallt waren oder zumindest dachten, er wäre unglaublich heiß. Ich dagegen hasste ihn schon so lange, dass er wie Leonardo DiCaprio hätte aussehen können und es wäre mir egal gewesen. Also der junge DiCaprio, nicht der alte... naja egal.

„Weil ich dir deine blöden Papierkügelchen sonst dahin stecke, wo du sie auf keinen Fall haben willst", antwortete ich ihm.

„Würdet sie bitte aufhören zu flirten, Ms Blackwood und Mr Lahote und dem Unterricht folgen." Halten sich Lehrer eigentlich für besonders witzig wenn sie so etwas sagen? Denn natürlich war es Mr Dixon der uns dazu bringen wollte, weiter seinem unglaublich spannenden Unterricht zu folgen.

„Das will ich doch mal sehen", murmelte Paul mir immer noch grinsend zu und lehnte sich zurück. „Garantiert nicht", antwortete ich und ließ meinen Stuhl wieder nach vorne kippen.

Den restlichen Unterricht ließ ich über mich ergehen, während ich ungeduldig mit einem Stift auf dem Tisch herum klopfte. Als es klingelte sprang ich sofort auf, schnappte mir meine Tasche und ging zu meiner besten Freundin. Mrs Wale, unsere Klassenlehrerin hatte uns schon am Anfang des Schuljahres auseinander gesetzt, weil wir immer und zwar wirklich immer miteinander redeten.

„Ich hab dir doch gesagt du sollst ihn ignorieren", wandte sie sich vorwurfsvoll an mich.

„Ja, ich weiß, aber das ist echt verdammt schwer", antwortete ich und verdrehte die Augen. Kim verstand einfach nicht, weshalb ich mich immer so aufregte, aber wie soll ich sagen. Ich war eben leicht reizbar.

„Müstest du nicht netter zu mir sein? Immerhin bin ich ab morgen 2 Monate weg", fragte ich sie mit einem Grinsen und wackelte mit den Augenbrauen.

„Erinnere mich bloß nicht daran. Ich hab doch keine Ahnung wie ich das ohne dich überleben soll", erwiderte sie, während wir gemeinsam nach draußen gingen.

„Wir müssen jeden Tag miteinander schreiben", sagte ich während wir gemeinsam zu mir nach hause liefen. Kim wollte mir nämlich noch beim packen helfen.

I just wanna hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt