3. Overtired

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~And hey, if your wings are broken please take mine so yours can open too~
- Stand by You, Rachel Platten

Ich war Hundemüde, was bei mir immer auf eine sehr, sehr, sehr peinliche Situation hinauslief. Das lag daran, dass ich, immer wenn ich müde wurde, anfing zu kichern als sei ich betrunken, mich bewegte als sei ich betrunken und so sprach als sei ich betrunken weshalb, meistens auch alle Menschen in meiner Umgebung davon ausgingen ich sei betrunken. Nur war ich das meistens nicht, was das ganze nur noch peinlicher machte, weil ich mich danach immer daran erinnern konnte wie ich z.b. einen wildfremden alten Opa umarmte und ihm erklärte, dass ich ihn wirklich gern hatte. Was in diesem Fall wirklich stimmte. Damals war ich am um drei Uhr morgens am Bahnhof und kam vom meiner Tante wieder, die ich besucht hatte. Mir hatte genau ein Doller für ein Ticket nach Hause gefehlt. Der Opa hatte mir freundlicherweise diesen einen Doller gegeben und ich war so glücklich gewesen, dass ich ihn unbedingt hatte umarmen wollen. Womit wir bei besagter, peinlicher Situation wären.

Ich hoffe ihr denkt jetzt nicht von mir ich wäre geistesgestört, wenn doch liegt ihr wahrscheinlich richtig. Wie sonst wäre zu erklären, dass ich, als wir aus dem Flugzeug ausstiegen, mit dem wir gerade aus Kanada zurückgeflogen waren, über den halben Flughafen schrie: „Ich hab dich vermisst, Amerika."

Während der Sicherheitskontrolle kam es dann ebenfalls zu, ich sag mal, Zwischenfällen. Keine Ahnung wie man es sonst nennen sollte wenn ein sechzehnjähriges Mädchen auf dem Kofferlaufband (oder wie auch immer man die Dinger nennt) sitzt und Karussell spielt. Als mich ein Lehrer endlich dazu bringen konnte von dem Band herunter zu kommen und ich schließlich aufgehört hatte, wie eine Geisteskranke zu kichern, waren die meisten Lehrer (die, die nicht bereits im stehen schliefen) ziemlich sauer auf mich. Sie wollten natürlich wissen woher ich den Alkohol hatte, denn meinem Verhalten zufolge war ich sturzbesoffen.

Zu meinem Glück kamen meine Eltern und mein großer Bruder, Luke, zu uns und hielten die Lehrer davon ab meine gesamten Taschen durchzusuchen.

Man beachte meinem Glück nicht ihrem denn, während sie zu erklären versuchten, weshalb ich mich so benahm, klammerte ich mich gleichzeitig an meinem Vater und Luke fest und versuchte sie immer wieder abzuknutschen, wogegen sie sich nach Kräften währten. Natürlich waren sie froh mich wiederzuhaben, aber in diesem Zustand war ich wirklich nicht mehr zum aushalten. Nach fünf Minuten in denen meine Mutter es tatsächlich geschafft hatte den Lehrern zu verklickern das ich keinen Alkohol getrunken, keine Drogen genommen, und auch nicht plötzlich den Verstand verloren hatte, sondern einfach nur müde war, gingen wir endlich zum Auto. Noch bevor ich angeschnallt war, war ich eingeschlafen.

Am nächsten Tag durfte ich noch zu Hause bleiben, um auszuschlafen. Wahrscheinlich lag das zu 90% daran, dass der Lehrer, der mich gestern vom Kofferband geholt hatte, noch bei Mrs Vale angerufen hatte um ihr zu raten mich noch einen Tag zu Hause zu lassen. Und zu 10% das Mrs Vale ein sehr freundlicher und liebenswerter Mensch war.

Als ich aufwachte, war ich froh darüber wieder ihm eigenen Bett zu schlafen. Nicht nur, weil meine Gastfamilie katastrophal harte Matratzen hatte, sondern auch, weil ich zu Hause zum Frühstück so etwas normales wie Toast und Müsli bekam und nicht ständig Pfannkuchen. Versteht mich nicht falsch ich liebte Pfannkuchen, aber wenn ich das länger als 2 Monate hätte aushalten müssen, wäre ich wahrscheinlich irgendwann verreckt.

Als ich auf die Uhr schaute, wunderte es mich nicht wirklich, dass es bereits 12.21 war, denn gestern war ich wirklich erledigt gewesen und... Oh nein gestern. Langsam fiel mir wieder ein, was ich gestern getan hatte. Natürlich hatten alle Klassen, die mit am Flughafen gewesen waren, alles mitgekriegt und wahrscheinlich auch mit dem Handy aufgenommen. Mit dem Gefühl eigentlich gar keinen Hunger zu haben stand ich auf und ging hinunter zum Frühstück.

Als ich in der Küche ankam, hatte meine Mutter bereits alle Hände voll zu tun. Sie versuchte zu kochen, während Lily, meine vierjährige kleine Schwester, sich an ihrem einen Bein festhielt und Luna, Lilys Zwillingsschwester, an ihrem anderen Bein hing. Als ich allerdings in die Küche kam, stürzten sie sich lieber auf mich.

„Hey wieso seid ihr denn schon zuhause und nicht im Kindergarten?", fragte ich sie, während ich mich zu ihnen hinunterbeugte und sie beide umarmte. Ich hatte sie wahnsinnig vermisst.

„Da sind Läuse ausgebrochen und ich will nicht, dass sie die auch kriegen."

„Zu spät", sagte ich, während ich Luna über die Haare strich. Denn tatsächlich saß dort eine Laus in ihren dunkelbraunen Locke.

„Oh nein, das kann doch nicht war sein", sagte meine Mutter verzweifelt.

„OK, dann müssen wir umplanen. Eleanor kannst du bitte auf das Essen aufpassen, während ich zur Apotheke fahre und Läusemittel kaufe?"

„Ja klar, aber nur wenn du mich nicht Eleanor nennst. Das klingt immer so als hätte ich irgendwas verbrochen", antwortete ich.

„Gut entschuldige, Ellie", sagte sie und wuselte aus der Küche.

„Also, was muss ich jetzt machen?" fragte ich meine Mutter zweifelnd, als wir später gemeinsam vor der Badewanne standen. Lily und Luna saßen in der Wanne und veranstalteten eine Schaumschlacht. Die zwei sahen wirklich süß aus mit ihrer Schokoladenbraunen Haut. Wir Kinder also Luke, Lily, Luna und hatten alle ein bisschen anders aus als der Rest der Leute in LaPush. Unsere Mutter war nämlich halb Afrikanerin.

„Verteil es einfach auf Lilys Haaren wie Shampoo."

„OK."

Bei näherem hinsehen hatten wir festgestellt, dass Lily ebenfalls Läuse hatte und sie deshalb mit in die Wanne gesteckt.

„Du musst das auch benutzen", sagte meine Mutter zu mir, als endlich fertig waren. Ich war es gar nicht mehr gewöhnt meiner kleinen Schwester die Haare zu waschen. Klar hatte ich meiner Mutter mit meinen Schwestern geholfen, bevor ich in Kanada gewesen war.

„Och man, wieso ich auch? Weißt du wie das Zeug stinkt?" fragte ich sie entgeistert.

„Weil wir im selben Haus wohnen und vielleicht auch Läuse hast."

„Aber ich bin doch erst gestern angekommen."

„Ja, aber Läuse verbreiten sich schnell, also mach keinen Aufstand."

Augen verdrehend schnappte ich mir das Läusemittel und ging unter die Dusche.

I just wanna hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt