8. Cloths And Cliffs

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~But Baby now, take me into your loving arms, kiss me under the light of a thousand stars, place your head on my beating heart~
-Thinking out Loud, Ed Sheeran

„Halli, Hallo, Hallöchen", wurde ich mit einer herzlichen Umarmung begrüßt. Ich halte echt nicht viel von diesen ganzen Vorurteilen gegen Homosexuelle, aber mein Onkel war mit seinem bunten Hemd und den dramatischen Handgesten der Inbegriff eines schwulen Mannes.

„Hey, na wie war die Fahrt?" Ich hatte ihn wirklich vermisst.

„Ganz toll, wir haben sogar noch bei einem Designeroutlet angehalten. Abby!" Meine Mutter kam in den Flur mit einem Putzlappen in der Hand, den sie jedoch schnell hinter ihrem Rücken verschwinden ließ.

„Daniel, wie geht's dir?" Sie umarmten sich, wobei meine Mutter den Lappen auf die Treppe warf, damit man ihn nicht mehr sehen konnte.

„Na, alles klar bei dir Kleine?", fragte mich Alec, der Freund meines Onkels.

„Könnte nicht besser sein und hör auf mich 'Kleine' zu nennen nur weil du 1,90 groß bist", antwortete ich und grinste, dann fing ich den Blick meiner Mutter auf, welcher mir eindeutig bedeutete ich solle den Lappen auf der Treppe verstecken, bevor ihn jemand sah. Unauffällig schob ich mich zur Treppe und hob ihn auf. Als ich gerade ebenso unauffällig ihn mein Zimmer abhauen wollte, kam mein Vater in den Flur.

„Wo willst du den hin, Fräulein?", fragte er während er Alec und Daniel begrüßte.

„Ähm, ich wollte nur...." Misst. Normalerweise war ich die Königin der Ausreden, aber gerade jetzt viel mir nichts ein.

„Du willst doch unsere Gäste nicht alleine lassen. Komm schon ich hab extra Kaffee gekocht." Na toll. Als gerade niemand hin sah, schob ich mir den Lappen unter mein T-Shirt und folgte meinen Eltern in die Küche.

Nach drei Tassen ohne Zucker oder Milch, fühlte ich mich, als ob mich jemand an eine Steckdose angeschlossen hätte. Was mir Erschreckenderweise schon mal mit fünf Jahren passiert war. Sagen wir einfach, meinem Bruder war an diesem Tag sehr langweilig gewesen. Als wir uns alle ausgiebig über Sandra Bullocks neue Frisur, Lukes Haarwachs und meinen ersten Freund unterhalten hatten (was vor Eltern ziemlich peinlich ist. Herzlichen Dank Onkel Daniel), wurde ich endlich in mein Zimmer entlassen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und starrte aus dem Fenster. Ausnahmsweise schien mal die Sonne und ich überlegte ob ich Kim anrufen sollte, doch da klingelte bereits mein Handy.

„Ellie, wie geht's dir? Hast du heute Zeit? Ist dein Onkel schon da?"

„Gut, ja und ja", antwortete ich und ließ mich mit meinem Handy am Ohr aufs Bett fallen.

„Ach ja, Paul hat nach dir gefragt..." Echt jetzt? Schon wieder?

„Was will er denn eigentlich von mir?", fragte ich und rollte mich auf den Bauch.

„Wahrscheinlich mit dir ausgehen." Ich stöhnte.

„Ich will aber nicht mit ihm ausgehen."

„Dann sag ihm das doch persönlich. Die Jungs treffen sich heute an der Klippe zum schwimmen und ich bin auch da, also..."

„Du willst nicht alleine hingehen", vermutete ich.

„Okay, will ich wirklich nicht, aber..."

„Du weißt, dass ich Wasser hasse", unterbrach ich sie.

„Du musst ja nicht ins Wasser gehen, außerdem kannst du dir ein Buch mitnehmen."

„Ist ja schon gut, ich komm mit", sagte ich, stand auf und ging zum Schrank, um den einzigen Bikini, den ich besaß, aus einer der hintersten Schubladen hervorzukramen.

„Wann treffen wir uns denn?", fragte ich. „So in einer halbenStunde,"

„Okay, dann bis später," „By".

Als ich mich umzog, fiel mir auf, dass ich noch immer den Putzlappen unter meinem T-Shirt hatte. Kopfschüttelnd warf ich ihn auf meinen Schreibtischstuhl. Normalerweise lagen darauf Tonnen an Kleidern, aber wegen meiner Mutter hatte ich sie alle wegräumen müssen (Ihr wisst was für einen Stuhl ich meine Leute, jeder hat zu hause einenStuhl auf den er die Wäsche wirft, die zu sauber für die Waschmaschine, aber zu dreckig für den Schrank ist). Generell wirkte mein Zimmer viel größer, wenn es aufgeräumt war. Das 1,40 breite Bett war gemacht und ich hatte alle Bilder an den grünen Wänden meines Zimmers gerade gerückt.

Mit Handtuch und meinem Lieblingsbuch lief ich die Treppe runter. Dabei wäre ich beinahe mit meiner Mum zusammengestoßen. „Der Waschlappen?" fragte sie mich und wirkte dabei so gestresst wie... eigentlich so wie immer wenn wir Besuch hatten. „In meinem Zimmer. Ach übrigens, ich treff mich mit Kim und den Jungs an den Klippen, ist das okay?"

„Ja ja, geh schon", antwortete sie zerstreut im vorbeilaufen. Mein Vater hätte mir das nie erlaubt, denn wir hatten ja Gäste.

Als ich bei den anderen ankam, waren die Jungs bereits eifrig dabei sich wie lebensmüde Vollidioten von den Klippen zu stürzten. Kim saß auf einem Handtuch am Strand und da die Sonne ausnahmsweise mal schien, war es mit 20° Grad für uns schon beinahe so heiß wie in der Sauna. Ich warf mein Handtuch neben sie auf den Boden und zog mein T-Shirt aus, wofür ich ein anerkennendes pfeifen von Paul erntete. Er kam gerade aus dem Wasser und... wow mit Klamotten sah er ja schon gut aus, aber nur in Badehose... einfach nur wow. Schnell wandte ich meinen Blick ab. Hatte er gesehen, wie ich ihn anschaute? Ich war mir nicht sicher, aber bevor er sprach zwinkerte er mir zu und ich verdrehte einfach nur die Augen.

„Ich dachte du magst kein Wasser, El."

„Tu ich auch nicht und nenn mich bloß nicht 'El'." Er kam auf mich zu und seine Haare trieften, sodass ich beinahe damit rechnete er würde sich wie ein Hund schütteln, wofür ich ihn höchstwahrscheinlich eigenhändig ertränkt hätte. Wasser hin oder her.

"Wieso darf ich dich nicht so nennen?" fragte er und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Glaubte er ernsthaft ich würde jetzt wie ein dämliches Wassereis dahinschmelzen?

"Du tropfst", antwortete ich unbeeindruckt. "Ja, das ist ein wirklich guter Grund", meinte er und drehte sich um. Kopfschüttelnd setzte ich mich neben Kim und holte mein Buch raus.

Ich hatte kaum ein paar Seiten gelesen, da kam Jared auch schon zu uns und begann mit Kim rumzuknutschen. Schon klar, Liebe ist etwas wunderbares und alles, aber wenn eure beste Freundin neben euch auf ihrem Freund sitzt und ihr euch ernsthaft Sorgen machen müsst, ob sie den Geräuschen, die sich von sich gibt zu Folge überhaupt noch Luft bekommt, dann geht euch Liebe echt auf die Nerven. Also stand ich auf um mir das nicht weiter anschauen, beziehungsweise anhören zu müssen.
Ich lief am Wasser entlang, als ich plötzlich von hinten gepackt und ins Wass geschleift wurde. Ich schrie wie am Spieß und als ich mich umdrehte um meinen Kidnapper zu identifizieren, sah ich in das gewitzte Gesicht von Paul und seine wunderschönen Schockobrownieaugen. Das Wasser war nicht nur kalt, sondern wirklich, wirklich scheiße kalt (Sorry für die Ausdrucksweise). Ich klammerte mich krampfhaft an Paul fest und versuchte gleichzeitig ihn zu schlagen, womit ich kläglich scheiterte. Lacht nicht, das ist echt schwer.

"Du verschrumpelte, hässliche... Mandarine, bring mich sofort zurück", kreischte ich. Doch er lachte nur, ob über meine verzweifelte Lage oder meine Beleidigung wusste ich nicht genau.

I just wanna hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt