14. Vegans Are The Problem

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~I tried to be chill but you're so hot that I melted I fell right through the cracks~
- I'm Yours, Jason Mraz

Als Kim und ich mit ihrem Pick-Up durch den Wald fuhren, wurde es bereits langsam dunkel.

Jareds Haus tauchte zwischen den Bäumen auf und plötzlich wurde mir bewusst wie schnell mein Herz schlug. Warum war ich denn jetzt auf einmal so aufgeregt? Ich hatte doch beschlossen, dass mir Paul von nun an egal war, oder nicht? Nachdem ich noch einmal tief ein- und ausgeatmet hatte, stieg ich aus. Kim, die plötzlich neben mir erschienen war, drückte kurz meine Hand. „Du schaffst das schon." Ich lächelte sie an und war wirklich dankbar sie zu haben. Für eine Sekunde, denn da war auch schon Jared, der sie in die Arme schloss und ihr einen Kuss auf den Kopf drückte. „Da bist du ja endlich" Dann wandte er sich an mich: „Ich bin echt froh das es dir wieder besser geht. Jake ist übrigens drinnen. Er wartet schon die ganze Zeit auf dich." „Okay, dann geh ich mal rein", sagte ich und ließ die beiden alleine zurück.

Das Wohnzimmer war schon voller Leute. Es lief Musik, die ich nicht kannte und in einer Ecke knutschte irgendein Pärchen rum. Eine typische Party eben. An der Theke, auf der ein Buffett aufgebaut war, lehnte Jake und versuchte sich zwei Hamburger auf einmal in den Mund zu schieben, was nur so mäßig klappe, sodass ihm die Hälfte auf den Boden fiel. Mit Senf beschmiertem Gesicht drehte er sich zu mir um. „Hey, nah wie geht's dir. Cool, dass du da bist." Er versuchte mich zu umarmen, doch da seine Hände ebenfalls vor Burgersoße nur so tropften und ich ein weißes Kleid trug, trat ich einen Schritt zurück. „Ganz gut", antwortete ich knapp und schaute mich unauffällig um. Nicht dass ich nach jemandem Bestimmten Ausschau hielt. Nein!

„Er ist draußen", sagte Jacob.

„Was meinst du?"

„Paul, den suchst du doch."

„Äh nein, eigentlich habe ich das Bier gesucht. Jared hat doch welches besorgt?"

„Na klar, denkst du Josh und Haley würden sonst rummachen?"

Er deutete auf das Pärchen in der Ecke. Ich legte den Kopf schief „Oh", war mein einziger Kommentar. Haley ging in unsere Parallelklasse und war ziemlich schüchtern und Josh versuchte schon seit Monaten sie rumzukriegen.

Auf einmal tauchte Quil mit zwei Bechern in der Hand auf. „Einer für dich", er drückte mir den roten Plastikbecher in die Hand, „und einer für dich." Den anderen bekam Jacob. „Viel Spaß noch euch zwei."

Dann verschwand er wieder. „Du wolltest doch Bier", sagte Jacob und nahm einen großen Schluck. Ich zuckte mit den Schultern und wollte gerade zu einem Schluck ansetzen, als ich ihn sah. Er stand, an denTürrahmen gelehnt da und sah in seinem weißen T-Shirt viel zu gut aus. Er unterhielt sich gerade mit Jenny, doch als er meinen Blick bemerkte, drehte er den Kopf und musterte mich von Kopf bis Fuß, dann lächelte er schief. Schnell schaute ich wieder weg und trank etwas von meinem Bier. Ich spürte seinen Blick weiterhin in meinem Nacken, traute mich jedoch nicht mich noch einmal umzudrehen. Innerhalb einer Minute war mein Bier leer.

„Ich such mal... irgendwen?" sagte ich zu Jake und bahnte mir einen Weg zur Haustür. Was hatte ich mir eigentlich gedacht, was passieren würde? Hier einfach so aufzutauchen und zu erwarten, dass er miregal war? Vielleicht lag es am Alkohol, aber mir wurde auf einmal klar, dass er mir nie egal gewesen war. Es war schon immer irgendetwas zwischen uns gewesen. Eine Art Chemie, die ich nicht beschreiben konnte. Jeden Moment, in dem er mich ärgerte oder dämlich anlaberte, genoss ich insgeheim. Jedes Mal wenn ich ihn anschrie spürte ich eine Verbindung zwischen uns.

Ich lief an Quil vorbei und schnappte mir noch einen Becher aus seiner Hand. Unschlüssig stand ich mitten im Raum und hatte mein Bier schon wieder halb geleert, als jemand in mich reinlief und bevor ich mich auch nur rühren konnte, schlang jemand schluchzend seine Arme um mich. Hilflos tätschelte ich dem Mädchen, ich glaubte zumindest, dass es sich um eines handelte, den Rücken. Sie schaute hoch und ich erkannte, dass es Haley war. Ich war etwas verwirrt, da ich in meinem Leben erst ungefähr drei mal mit ihr geredet hatte, doch sie schien das nicht zu stören. Geräuschvoll heulte sie sich wortwörtlich an meiner Schulter aus. „Hey, was... was ist denn los?", fragte ich.

Ich war schon immer besser mit Jungs, als mit Mädchen klargekommen. Deshalb kannte ich mich nicht gut damit aus, was man Mädchen sagte, wenn sie heulten. Wenn es Kim nicht gut ging setzten wir uns vor den Fernseher und schauten alle Disney Filme die wir kannte. Doch da, der Fernseher in diesem Wohnzimmer mit einer ominösen Substanz überschüttet/überzogen/bedeckt worden war, fiel diese Möglichkeit leider aus.

Ich setzte Haley auf ein Sofa und wartete darauf, dass sie eine Antwort gab, doch das tat sie nicht. Als ich gerade wieder gehen wollte, hielt sie mich zurück. „Warte Emma, isch muss dir was sagen."

„Eigentlich heiße ich... ach ist auch egal. Was willst du sagen?"

„Isch hab...hab Josh geküsst, aber isch glaube er is...er is..."

Sie brachte es nicht über sich weiterzusprechen und sackte noch vorne. Ihr Gesicht, das inzwischen so aussah als hätte man ein Radieschen zu lange im Wasser liegen lassen, war verzerrt und aus ihren Augen liefen Sturzbäche, die sich wunderbar mit ihrer Mascara verbanden und einen Effekt entstehen ließen, auf den jeder Emo sehr stolz gewesen wäre. „So schlimm kann es doch nicht sein", versuchte ich sie zu beruhigen.

„Doch es is schli-him. Er is..er is...er is...Veganer."

„Okay, und warum ist das so schlimm?"

„Na weil er dann nur noch winzig kleine gehackte Möhren isst un wenn wir heiraten, dann muss ich die ihm imma ha-hacken, aber ich bin allergischgegen Möhren."

„Bitte was?"

„Und außerdem mag er Tiere viel mehr als mich. Ich sags dir, eigentlich würde er viel lieber mit einem Robbenbaby küssen als mit mir."

„Okay, also erstens kann man nicht 'mit jemandem küssen' das ist nämlich grammatikalisch falsch. Zweitens warum zum Teufel sollte er Veganer sein? Er isst gerade einen Cheeseburger."

„Das is ein Vetschie Burger."

„Nein, das glaub ich nicht. Geh doch mal rüber und frag ihn?"

„Meinst du echt?"

„Ja, jetzt geh schon und sprich dich mit ihm aus." War ich ein gemeiner Mensch, weil ich sie loswerden wollte? Vielleicht.

Sie umarmte mich und sprang dann auf, schwankte kurz und lief dann rüber zu Josh, der von seinem Schicksal noch nichts wusste, es aber bald erfahren würde.

Ich seufzte und ließ den Kopf in die Hände sinken.

„Schön zu sehen, dass es dir besser geht."

I just wanna hate youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt