Zu Dinner im Penthous

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Die Skyline von Prag erstreckte sich zu beiden Seiten von Lilith aus, während sie alleine am Ende eines langen Tisches saß, den Rücken gerade an das rote Samtpolster ihres Stuhls gelehnt und darauf bedacht ihre desinteressierte Fassade weiterhin aufrecht zu erhalten.

Überall waren Soldaten, doch keine gewöhnlichen, nein.

Das war die Garde.

Die persönliche Leibwache des Rulers. Gut erkennbar an ihren charakteristischen weißen Schulterpolstern, die ihre ansonsten gewöhnlich schwarzen Uniformen schmückten.

Nur die talentiertesten der Talentierten wurden hier geduldet, aber schließlich lag ja auch Tag täglich das Leben des Regierungsoberhauptes in ihren Händen.

Sechzehn von ihnen standen Schulter an Schulter an den Wänden aufgereiht, während vier weitere rechts und links von ihr Aufstellung genommen hatten.

Lilith war ehrlich gesagt doch ziemlich überrascht gewesen, als man sie ins Penthouse gebracht hatte.

Tatsächlich hätte sie eher mit einem weiteren Befragungsraum gerechnet, aber stattdessen an den Wohnort des Rulers gebracht zu werden war auch nicht schlecht.

Und sie war nicht enttäuscht. In diesem Appartment ließ es sich sicher gut leben.

Zwar hatte sie nicht unbedingt viel gesehen, da man sie vom Aufzug aus direkt in diesen Raum geführt hatte doch hatte die Glasfront, die beinahe zwei Wände bedeckte, es ihr einfach angetan.

Noch nie hatte ein Sonnenuntergang so schön ausgesehen, als von ihren Platz hier.

Zumindest konnte sie sich nicht daran erinnern einen derart atemberaubenden schon einmal gesehen zu haben.

Die letzten Sonnenstrahlen waren allerdings schon vor einiger Zeit verschwunden und inzwischen hatte der Nachthimmel einen tiefen Schwarzton angenommen.

Ohne die Sonne war es dort draußen sicherlich noch immer bitterkalt, da es gerade mal Februar war.

Hier drinnen aber war es warm genug sodass das dünne Kleid und die zierlichen Lederstiefel, die ihr Morris am Nachmittag vorbeigebracht hatte, völlig ausreichten.

Ihre Haare waren gewaschen, geföhnt und gebürstet und fielen ihr in sanften Wellen über den Rücken.

Das Kleid, ein dunkles rot mit goldenen Akzenten, floss in mehreren Lagen eines weichen transparenten Stoffes, bis über ihre Knie herab.

Es war gewiss sehr wertvoll, so wie auch der Rest dieses Appartments hier, dachte sie leicht verbittert.

Was bildete sich dieser Almont auch ein? Dass er sie zu einem Teil seiner Ausstattung machen konnte?

Eine hübsche kleine Puppe, die man nach Belieben anziehen konnte wie man wollte?

Zugegeben, zu Anfang hatte Lilith denn ihr unbekannten Stoff des Kleides durchaus bewundert. Irgendwo tief in ihr war eben doch noch ein kleines Mädchen versteckt, das nachts davon träumte eines Tages Prinzessin zu sein und wundervolle Kleider zu tragen.

Doch dann musste sie an all die Nicht-registrierten denken, die in den Ruinen der alten Städte lebten, mit ihren fadenscheinigen Kleidern, die sie kaum vor der Kälte des Winters zu beschützen vermochten.

Angwidert von sich selbst zog sie ihre Hände zurück, als hätte der Stoff sie verbrannt.

Dabei klirrten die Handschellen, die man ihr wieder angelegt hatte, sobald sie ihr Quartier verlassen hatte.

Inzwischen wartete sie bereits mehr als eine Stunde, doch wollte sie sich nicht beschweren.

Alles war besser als die Langeweile, die sie in ihrem Zimmer erwartete.

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