Ein König und unerwiderten Umarmungen

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Die Sonne war erst vor wenigen Minuten untergegangen, als die junge Frau den kleinen Stadtpark betrat.

Ohne jede Hast schlenderte sie den von Kies bedecken Weg entlang.
Ihre einzige Begleitung war ein schwarzer Schäferhund, der auch ohne Leine stets direkt an ihrer Seite blieb.

Auf die wenigen Leute, die sich noch im Park befanden, wirkte sie wohl wie ein ganz gewöhnliches Mädchen, das zu Abend noch einmal mit ihrem Hund spazieren ging.

Nur war sie nicht gewöhnlich.
Und sie schlenderte auch nicht ziellos durch den Park, wie es auf Außenstehende schien.

Sie hatte ein Ziel.
Sogar ein ganz konkretes.

Niemand schenkte ihr Beachtung, als sie abseits der Wege im Schatten, von nicht einer sondern gleich dreier Trauerweiden, verschwand.

Dort, geschützt von der Außenwelt, stand ein alter Pavillon, von der Welt vergessen und schon vor Jahren von der Natur zurück erobert.

Das einzige Licht an diesem verlassenen Ort wurde von einer elektrischen Laterne gespendet, die auf einem Stehtisch in dem kleinen Pavillon stand.

Das gelbliche Licht ließ die weiß-blonden Haare der Frau in einem Goldton schimmern, als sie zu dem Mann trat, der hier bereits seit fast einer Stunde auf sie wartete.

"Cassandra."

Die hell-braunen Augen von Rickon König bohrten sich in ihre tief blauen.

Er wirkte nicht wütend. Nicht einmal genervt.
Viel mehr schien er amüsiert über ihr Zuspätkommen.

"Was hat dich aufgehalten?"
Fuhr er nach einigen Sekunden mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen fort.

"Ich hatte noch etwas mit Hauptmann Matherson zu besprechen."

Cassie besah ihren Gegenüber mit einem skeptischen Blick.

"Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet dass du auf mich warten würdest."

Statt einer Antwort zog Rickon die überraschte Cassandra in seine Arme und küsste sie sanft aber nicht zögerlich.
Gerade so als hätten sie das schon viele Male getan.

Und das hatten sie auch.

"Für dich hätte ich auch die ganze Nacht gewartet. Und die nächste und die nächste darauf....."

Flüsterte er, seine Lippen nur Zentimeter von den ihren entfernt, ehe er sich wieder etwas zurück zog.

Seine Hände ließ er an ihrer Taille liegen.

Oberoffizier Starks Wangen erröteten kaum merklich.

Zufrieden mit der Wirkung, die er auf das Mädchen in seinen Armen hatte, wurde sein Grinsen sogar noch breiter.

"Es muss wichtig gewesen sein, wenn du mich dafür bereitwillig versetzt hättest."

Sein spielerischer Gesichtsausdruck wich beinahe sofort einem besorgten, als er spürte wie Cassandra sich bei seinen Worten versteifte.

Beinahe schon schuldbewusst wandte sie den Blick ab, befreite sich allerdings nicht aus seinem Griff.

"Ich war dort um einen Verräter zu melden."

Sie weigerte sich weiterhin ihm in die Augen zu sehen.

Als sie nicht weiter sprach zog Rickon seine Augenbrauen schon fast misstrauisch zusammen.

"Wer ist der Verräter, den du gemeldet hast?"

Cassandra zögerte ein letztes Mal, ehe sie den Namen über ihre Lippen zwang.

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