Kapitel 3 - Drake

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(Level2; London)

Will erklärte Jane, wo die Zonen sind. Er spielte ihr eine Karte auf ihr Handy, die zeigte, wie die Level übereinander aufgebaut sind. Es gab Stellen, da sollte man nicht in bestimmte andere Level switchen, weil dort beispielsweise ein Fluss liegt oder so. Switchen ist generell keine risikofreie Sache.

„Drake.", sagte Will. Ich sah ihn an. „Sag Sam, er soll Jane wegbringen."

„Wieso?", fragte ich. Er deutete mit einem Kopfnicken zu ein paar Teenies vorm Diner. Die Abendsonne strahlte gegen die Scheibe, sie konnten uns nicht sehen. Sie redeten wie alle anderen Teenager und lehnten sich an einen Feuerhydranten.

Ich flüsterte Sam etwas ins Ohr. Killer.

„Was ist los?", fragte Jane.

„Nichts. Will, Drake. Man sieht sich.", sagte Sam und schob Jane durch den Hinterausgang.

Ich blieb ruhig sitzen. Will trank in aller Ruhe seine Cola.

Ein Mädchen drehte sich um. Es sah die Tür an.

Wir konnten nicht wegrennen. Sie spüren das switchen und lieber finden wir sie, als sie uns. Wir könnten abhauen, ja, aber was wäre, wenn sie uns entdecken würden? Unserer Gesichter sehen würden? Uns löschen?

Will grinste mir zu.

„Deine kleine Freundin ist wieder da.", flötete er und ich lachte kurz auf. Sie war das blonde Mädchen mit der bunten Mütze. Ich erkenne sie überall wieder, denn sie können zwar ihr Aussehen verändern durch Kostüme und Perücken, doch ihre Augen nicht. Ich habe ihr vor einem halben Jahr das Gesicht zerkratzt. Das war keine sehr schöne Sache.

Will zog seine Maske auf. Ich nahm den letzten Schluck aus seiner Cola. Dann zog ich ebenfalls meine Maske an und verdeckte wie Will mein Haupt mit der schwarzen Kapuze.

Die Killer betraten das Diner.

„Hallo, Rose! Schöner Tag heute, was Schatz?", rief ich zu ihr hinüber und stellte mich auf den Tisch. Die Maske fühlte sich angenehm auf meiner Haut an, sie war beinahe schon ein Teil von mir.

Der Killer stand mit beiden Beinen fest am Boden und starrte mich wütend an. Ich sah den Blutdurst in ihren Augen. Die letzten Sonnenstrahlen verschwanden.

„Gamer.", zischte sie.

„Du darfst mich Dracula nennen, Schätzchen", sagte ich und zückte mein Messer. Ich hatte meine Messer immer bei mir, meistens unterm Ärmel.

Die Zuschauer starrten mich entsetzt an. Alles war mucksmäuschenstill. Ein paar ergriffen die Flucht. Will lehnte lässig am Tisch.

Es war nur diese eine Bewegung, die alle zum Kreischen brachte. Das Messer steckte in der Wand. Ich hatte sie nicht getroffen, hatte niemanden getroffen. Mit einer Pistole wäre es ein Warnschuss gewesen. Doch mit einer Pistole konnte ich nicht zielen. Und sie wäre zu langsam gewesen.

Ich wusste nicht, wie der Killer hieß, dem ich das Gesicht zerkratzt hatte, ich nannte sie jedoch Rose, um sie zu ärgern.

Das war der Startschuss. Die Killer, es waren fünf, stürmten auf uns los und die Außenstehenden rannten zur Tür.

„Ich mach dich alle, Gamer.", zischte ein anderer.

„Ach ja?", rief Will. Ich lachte.

„Das Ding redet mit mir.", rief ich ihm zu.

Dem ersten Killer streckte ich meine Faust ins Gesicht und warf ihn zu Boden. Da kam der nächste und begann mich zu würgen.

Ich ließ den ersten los und griff dem Würger direkt in die Augen. Da kam das Mädchen, Rose, rannte auf mich zu und schubste mich durch die Glasscheibe. Ich spürte, wie mir der Boden unter den Füßen fehlte und wie sich tausende kleine Scherben in meine Jacke bohrten. Nicht alle Scherben kamen bis zum Fleisch.

Level 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt