(Level 3; PC-Zentrale)
Ich bin durch einen kleinen Tunnel geklettert, nachdem ich mich abgeseilt hatte. Weg von den anderen vier. Ich kam zu einem Fahrstuhlschacht. Zu meinem Glück fuhr er gerade hinab. Ich sprang hinauf. Ich wurde nicht sonderlich freundlich begrüßt. Einer hat mir in den Oberarm geschossen. Ich bin hineingeklettert. Habe gegen sie gekämpft.
Ehe der Fahrstuhl unten angekommen war, war es ruhig. Und ich stand da. Bereit alles zu sehen.
Ein Forschungslabor tat sich hinter den Türen vor, als ich unten ankam. Zuerst herrschte Ruhe. Entsetzen. Dann brach das Chaos aus. Es waren nur Forscher. Keine Kämpfer. Keine Mörder oder Soldaten. Ich zeigte mit meinen Pistolen auf sie. Befahl ihnen ruhig zu bleiben. Sich in eine Ecke zu stellen. Einer hat den Alarm ausgelöst. Ich habe geschossen. Ohne Rücksicht. Ohne nachzudenken. Direkt in sein Herz. Ich hätte ihn nicht umbringen müssen. Ein Schuss in die Hand. Das wäre Warnung genug.
Es waren rund zehn Leute. Frauen. Männer. Sie sahen aus, als hätten sie teilweise Familie. Ich sah sie an. Sah sie da stehen. Ich dachte an meine Eltern. Die umgebracht wurden von einem Terrorist.
War ich ein Terrorist? Ein Verrückter?
„Wehe euch, auch nur einer bewegt sich!", habe ich gebrüllt. Bin zurück zum Fahrstuhl gegangen. Eine kleine Axt aus meinem Rucksack geholt. Die Wand eingeschlagen. Ich merkte, wie ich die Kontrolle über meinen Körper verlor. Wie unsicher meine Griffe wurden. Wie locker und lose. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und entspannte mich kurz. Hinter mir hörte ich das Wimmern der Menschen. Dann schlug ich mit der Axt die Wand im Fahrstuhl ein. Ein weiterer kleiner Tunnel erschien. Eine Treppe führte hinab. Ich drehte den verängstigten Leuten den Kopf zu. Schloss die Fahrstuhltür und zerstörte mit ein paar Schüssen auf die Knöpfe hoffentlich das System. Dann kroch die Treppe hinunter.
Es war heiß und stickig. Ich konnte mich kaum bewegen. Wenn jetzt jemand gekommen wäre. Ich wäre wehrlos gewesen. Wäre tot. Sofort. Mit einem Schuss. Doch es kam niemand. Ich war unten. Fand den ersten Kontrollkasten. Ich tippte kurz auf einer winzigen Tastatur. Befehle. Anweisungen. Codes von Ben.
Hinter mir verschloss sich die Wand. Dann wartete ich kurz. Vor mir tat sich eine weitere Wand auf. Es zischte. Der Luftausgleich. Die Öffnung machte mir Angst. Mit einer Taschenlampe leuchtete ich sie ab. Wie das Maul einer Bestie. Ich hatte Angst. Höllenangst. Dennoch ging ich mit einem Lächeln auf den Lippen hindurch.
Es stank. Ben meinte, dass der Luft wenn er außer Betrieb war, im Vakuum stand. Der Strahl der Taschenlampe leuchtete immer nur kleine Teile des Raums ab. Der nächste Schaltkasten. Plötzlich tauchte er vor mir auf. Ich ging hin. Sah über die Schulter zurück. Ich sah nichts. Nichts aus der Schwärze, die mich umgab. Ich wusste nicht, ob da jemand war. Ob eine Falle dort wartete. Mit meinem Fuß traf ich auf etwas. Es schepperte. Knackste. Ich leuchtete hinunter und erschrak. Sog scharf die Luft ein. Es war ein Mensch. Kaum verwest. Doch das Fleisch fiel lose von den Knochen. Schnell stieg ich hinüber. Ich wusste nicht, ob ich den Boden ableuchten sollte. Wollte ich wissen, was dort unten noch war? Wer?
Entschlossen ging ich zum Kasten. Sah auf die Uhr. Wartete. Lehnte mich locker gegen die Wand. Lauschte der tobenden Stille. Die Ruhe vor dem Sturm ...
Dann war es soweit. Ich öffnete die Tür. Die Tür unter mir. Wo Ben, Will, Drake und Victorya waren. Dann öffnete ich die nächste Tür für mich. Ich wartete wieder. Die Zeit schien nie zu vergehen. So lange zu warten ...
Ich sah mich um. Wenn ich die zweite Tür für sie geöffnet hatte, hatte ich noch zehn Sekunden um heraus zu rennen. Reichlich Zeit. Genügte vollkommen. Ich besah mir genau den Weg, den ich gehen wollte.
Dann war es soweit. Ich öffnete den Kontrollkasten. Kabel fielen heraus. Ich sah nochmals auf den Kasten. Notfallkabellager stand drauf. Ich fluchte. Okay. Wo war der zweite Kasten? Ich trat mühsam aus den Kabeln hervor, die sich um meine Beine schlangen. Dort. Kontrollkasten. Ich trat einen Schritt beiseite. Öffnete den Kasten. Gab den Code ein. Die untere Tür musste sich pünktlich geöffnet haben.
Dann begannen schrille Alarmglocken zu kreischen. Ich erschrak. Ließ die Taschenlampe fallen. Doch ich kannte den Weg, den ich rennen musste.
Noch neun Sekunden.
Ich lief los. Fiel.
Acht.
Ich bin über den Kabelhaufen gefallen. Meine Beine Hatten sich verheddert. Panisch gab ich meinen Urinstinkten nach. Strampelte.
Sieben.
Doch es half nichts. Es machte es nur noch schlimmer. Mit meinen Händen half ich nach.
Sechs.
Es dauerte, bis ich mich befreit hatte. Von Adrenalin angetrieben stand ich auf.
Fünf.
Mir war schwindlig. Mein Kopf dröhnte. Ich wankte. Um mich herum war es dunkel. Ich konnte nichts sehen. Hatte die Orientierung verloren.
Vier.
Ich lief los. Langsamer. Tastete mich Schritt für Schritt voran. Meine Hände ausgestreckt.
Drei
Ich traf auf etwas. Auf eine Wand. Ich tastete mich an ihr weiter vor. Gleich müsste ich am Ausgang sein.
Zwei.
Falsche Richtung. Ich traf auf die Wand Ich drehte mich um. Rannte los.
Eins.
Knall. Die Tür fiel zu. Direkt vor meinen Füßen. Fassungslos stand ich da. Schrie.
„Nein! Nein! Nein!" Verzweifelt kickte ich gegen die Wand. Mir wurde schlecht, als ich begriff. Ich war dem Tod geweiht. Es gab keinen Ausweg mehr. Verängstigt kauerte ich mich nieder. Bemitleidete mich selbst. Dann hörte ich das Zischen. Die Luft wurde abgesaugt. Ich schlug noch ein paar Mal gegen die Tür. Es hallte metallisch.
Sekunden verstrichen. Es schien mir wie Jahre. Die Luft wurde immer dünner. Ich wusste, dass ich hier nie wieder rauskommen würde. Ich wollte es nicht glauben. Wollte es nicht. Ich fühlte mich so klein. Schwach. Zittrig. Mein Atem wurde schneller. Versuchte die Letzte Luft zu bekommen. Die Hitze stieg. Unterdruck in meinen Ohren. Ausgleichen. Stechen. Es zischte durch Ritzen in der Wand.
Das Schlimmste war das warten. Das Wissen zu sterben. Noch ein paar grausame Sekunden zu haben. Sekunden, in denen einem nur eines bleibt: zu warten.
Mein Kopf tat weh. Ich hörte ein lautes Pfeifen. Ich schrie. Vor Angst. Vor Schmerz. Das Pfeifen wurde lauter. Lauter und lauter. Mir war so schwindlig. Ich hatte Mühe zu sitzen. Ich sah Lichte vor meinen Augen auftauchen. Bunte Lichter. Jemand bewegte sich. War das Ben?
Ich halluzinierte. Roch Blut. Schmeckte Blut.
Ich schrie und niemand hörte mich. Nicht einmal ich. Stechen. In der Brust. Im Herz. Im Kopf. Blut.
Das Letzte, das ich fühlte.
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Level 3
Science FictionLondon. Auf einer alten, morschen Bank spielten zwei alte Männer Schach. Ich blickte auf meine neue, silberne Armbanduhr. Es war Viertel vor Drei. Meine Schritte verlangsamten sich und ich blieb stehen. Ich hatte jede Menge Zeit. Die Blätter tanzt...