Kapitel 8 - Ben Wale

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(Level 2, London)

Ich saß im Hotelzimmer am Schreibtisch. Jane, Sam und Drake saßen am Couchtisch und schwiegen.

„Gott, verdammt noch mal!", brüllte ich und schlug mit meiner Faust auf den Holztisch.

Es war alles so ruhig. Zu ruhig. Kein Lachen, keine Freude.

„Wir ... wir können das nutzen. Es ... es könnte uns einen Vorteil sein ... oder ... oder ..." Meine Stimme zitterte.

Ich hatte Angst. Sie wuchs immer mehr und mehr. Es war mein Fehler. Ich, ich ganz alleine war daran schuld. Ich konnte ihm nicht helfen.

Noch nicht. Es braucht ... Zeit. Und Vorbereitung.

Doch Zeit hatten wir nicht! Wir hatten keine Zeit! Das waren keine Daten, kein Spiel, kein Computersystem! Das war echt! Ich musste handeln! Jetzt gleich! Sofort!

Doch ich konnte nicht. Ich wusste nicht wie.

Keine Zeit ...

Keine Vorbereitung ...

Er würde sterben. Sie würden ihn löschen. Vielleicht in ein paar Minuten. Vielleicht in ein paar Stunden. Vielleicht in ein oder zwei Tagen. Laut Wahrscheinlichkeitsrechnung ...

Gott, diese verdammte Mathematik!

Ich warf meine Zettel, meine ganzen Berechnungen, vom Tisch und stürmte aus dem Zimmer. Frische Luft hat mir bisher immer geholfen, einen klaren Kopf zu bekommen.

Ich lief am Ufer der Themse entlang. Es war kalt. Bald würde es Winter werden. Wenn Will sich schlau verhielt, würde er mindestens eine Woche überleben. Das war immerhin etwas. Es gab uns Zeit.

Ich lehnte mich ans Geländer und blickte hinab in die dreckigen Wellen der Themse. Und langsam, ganz langsam formte sich in meinem Kopf ein Plan ...

„Hört her!", sagte ich, als ich wieder ins Hotelzimmer gestürmt kam. „Die Person, die ihr da herausgeholt habt, ist James Root.

Er und Andrew können uns helfen Will dort heraus zu holen." Alle saßen da und starrten mich mit großen Augen an. Ich zog die Schuhe aus und sauste zu meinem Schreibtisch.

„Wie?", fragte Jane. Ihre Augen waren rot und wässerig.

„Wir müssen wissen, wo er ist und wie wir zu ihm gelangen können. Andi, James. Ihr lernt das hier auswendig. Ihr werdet einen neuen Beruf bekommen."

„Da sieht man sich zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder und nicht einmal hallo sagt man mehr?!", beschwerte sich James.

„Hallo.", sagte ich zu ihm, als ich ihm 15 Zettel in die Hand drückte.

James war ein guter Mann, stets für alles bereit und immer da, wann man ihn brauchte. Sein Körperbau ließ ihn zwar kräftig wirken, doch gewalttätig war er keineswegs. Er wurde in den Untergrund 3 gebracht, weil er hinter den fiesen Plan von White gekommen war und versucht hatte die anderen Bewohner von Level 3 darauf aufmerksam zu machen.

Ich lernte ihn in einer Bar kennen. Seitdem hatte er sich kein bisschen verändert. Er hatte immer noch dieselben buschigen Augenbrauen und denselben skurrilen Haarschnitt, wie vor fünfzehn Jahren. Der einzige Unterschied war, dass er viel größer und magerer war, als früher. Er war mein engster Vertrauter und bester Freund.

„Moment.", sagte Andrew. „Wir sollen uns als jemand anderes ausgeben und Bodyguard der Präsidentin werden?!"

„Guter Plan, Ben."; meinte James.

„Ist das nicht genau das, was Will getan hat?", protestierte Andrew.

„Ganz genau, nur mit einem Unterschied."

„Der Plan ist idiotensicher!", beendete James den Satz für mich.

„Und was tun wir? Wir können nicht hier herumsitzen und warten!", schimpfte Sam.

„Dann schaut Fernsehen, spielt Cluedo oder lenkt euch sonst irgendwie ab.", sagte ich.

„Bitte, Dad!", meckerte Drake.

„Ihr könnt mir beim Auswerten der Informationen helfen.", überlegte ich. „Andi, James, übermorgen starten wir. Ich besorge euch derweil alles, was ihr benötigen werdet."

Bis zum übernächsten Tag hatte ich tatsächlich einen falschen Pass besorgen können. Drake setzte sie vor dem weißen Haus ab. Ich saß mit Jane und Sam in meinem Labor. Es war ein unterirdisch gelegenes Versteck.

Der Raum war rund, in der Mitte stand eine Säule, die mit Bildschirmen zugedrückt war. Die vielen verschiedenen Computer summten. Es war dieses angenehme Summen, das ich immer vermisste, wenn ich weg war. Hinter mir an der Wand waren die Computer und Schränke voller Büchern und Fakten. Ich goss mir Tee in meine Tasse und rutschte auf meinem Drehstuhl zu einem Bildschirm.

Ich sah mir die Videos auf der Überwachungskamera an. Dank Sam waren wir im Kontrollsystem vom Präsidentenhaus. Ich sah, wie Andi und James zum Eingang gingen.

„Hallo, mein Name ist James Diggery und ich habe hier einen neuen Job als Bodyguard.", sagte er. Ich hörte ein Brummen aus der Sprechanlage und sah, wie sein Gesicht gescannt wurde. Dann ging er durch die Tür und wurde von Bodyguards empfangen.

„Mein Name ist Andrew Collins. Ich habe hier eine freie Stelle bekommen."

Brummen.

„Als Wachpersonal."

Wieder ein Brummen. Dann wurde sein Gesicht gescannt.

Er folgte James und sie wurden von drei Bodyguards in den obersten Stock gebracht. Sie wurden in einen Raum geführt, indem es mehrere Spinde gab. Sie wurden nach Waffen untersucht und mehrfach überprüft. Sie riefen sogar bei der Ausbildungsschule für Leibwächter an, um ganz sicher zu gehen, weshalb ich kurzfristig einen gestressten Schulleiter spielen musste:

„Ist Michael Karrth am Apparat?", fragte ein Bodyguard.

„Können Sie uns positiv bestätigen, dass Sie zwei Männer mit dem Namen James Diggery und Andrew Collins zu uns geschickt haben?"

„Einen Moment. ...", sagte ich und lehnte mich zurück. „Diggery James und Collins Andrew ... Ja. Genau. Gibt es Probleme? Sie sollten als Computerwache eingestellt werden. Sie sind zwei unserer besten Männer des Jahrgangs."

„Nein. Reine Routine. Vielen Dank.", sagte er und legte auf.

Sie wurden in den dunklen Computerraum geschickt, wo Sam mir das Sicherheitssystem heruntergeladen hatte.


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