Als Meister Neret endlich etwas Einsicht und Gnade hatte walten lassen und das überaus ausführliche Training beendete, war es bereits kurz nach 11:30 Uhr.
Nach all der Anstrengung brauchten die Mädchen dringend eine Pause und vorallem eine heiße Dusche.
Ir Neret zeigte ihnen daraufhin die Waschräume und nachdem er ihnen auch den Weg zur Cafeteria beschrieben hatte, verabschiedete er sich von ihnen.
Den Vieren war das ganz recht, so hatten sie etwas Zeit für sich.Circa 45 Minuten später trafen sich alle mehr oder minder gut gelaunt, frisch geduscht und vorallem mit Bärenhunger.
"Los Leute, Beeilung, ich will 'was essen!" Leah wurde unausstehlich, wenn ihr Magen leer war, doch ihre Freundinnen waren das gewöhnt.
Die drei standen in der ziemlich kleinen Küche und bereiteten unter Emmas Anleitung alles für's Essen vor. Sie hatten einstimmig beschlossen auf jegliche Diätpläne und Abnehmabsichen zu pfeifen und Lasagne zu kochen. Während die drei also mit Nudelplatten und Hackfleischsoße hantierten, lief Leah ungeduldig hin und her und beäugte sie misstrauisch. Sie trug genau wie die anderen frische Kleidung und hatte sich von Marilyn die Haare in ein Handtuch wickeln lassen.
"Leah, könntest du bitte aufhören hier herumzurennen. Wenn du schon nichts machst, kannst du dich wenigstens ruhig hinsetzen." Marilyn goss gerade die Soße in die Auflaufform, damit Emma die nächste Nudelplatte darauflegen und alles mit Käse überstreuen konnte.
Leah rollte mit den Augen und trabte dann zu dem doch etwas unfreundlichen Edelstahltisch und warf sich auf einen der Stühle.
Doch die Ruhe währte nicht lange, denn keine zehn Sekunden später fing die Blonde an mit ihren Fingern auf den großen Tisch zu klopfen, sodass ein unschönes, hohles Pochen entstand, das Marilyn wahnsinnig machte.
Sie schnaubte verärgert und wollte gerade etwas sagen, da berührte Susan sie am Arm und meinte zu Leah gewandt: "Komm schon Prinzessin, hilf mir Tischdecken." Sie selbst hatte bereits vier große Teller aus dem hellen Hängeschrank geholt und war auf dem Weg zum Tisch.
Leah fixierte die Rothaarige mit ihrem Todesblick. Wenn sie etwas mehr hasste als die Kombination von Rot und Grün, unpassenden Nagellack oder hungrig zu sein, dann war das, wenn sie jemand Prinzessin nannte. Das durfte nämlich nur ihr Dad und nur er.
"Na los, Prinzessin.", wiederholte Susan. Sie betonte dabei das ungeliebte Wort extra und kicherte als sie Leahs Blick sah. Natürlich hatte sie gewusst wie ihre Freundin reagieren würde, aber genau das wollte sie ja provozieren.
Tatsächlich schien es auch zu klappen, denn nachdem sie die Teller auf der Tischplatte verteilt hatte, erhob sich auch Leah mürrisch vom Stuhl, um kurz darauf Besteck aus einer der Schubladen zu kramen.
Mittlerweile befand sich die Lasagne im Ofen und es roch in der ganzen Küche nach dem leckeren Essen.
Marilyn nahm Emma ihre Schürze ab und sie setzten sich zu Susan an den Tisch, während Leah das Besteck verteilte und Gläser hinstellte.
Nachdem sie auch eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank geholt und auf den Tisch gestellt hatte, setzte sie sich ebenfalls.
"Hättet ihr gedacht, dass es so anstrengend sein würde?", fragte Emma dann, während sie mit einer ihrer Haarsträhnen spielte.
"Was hast du erwartet? Wir müssen für das was auf uns zu kommt eben top fit sein." Marilyn zuckte mit den Schultern, für sie war das alles selbstverständlich.
Emma guckte ein wenig schuldbewusst.
"Also ich fand es auch sehr anstengend", meinte Susan dann, als sie Emmas Blick sah. "Aber wir gewöhnen uns bestimmt schnell daran."
Emma seufzte: "Hoffentlich"
Aufeinmal war ein lautes Gegrummel zu hören und Leahs Gesicht wurde knallrot. Jetzt war es an ihr schuldbewusst zu gucken.
"Was denn? Ich hab doch gesagt ich hab' Hunger."
Marilyn schüttelte belustigt den Kopf und Emma musste laut lachen. Susan hob nur eine Augenbraue. "Na das haben wir ja jetzt gehört" und stimmte in Emmas Gelächter mit ein.
"Ihr könnt aufhören, so lustig war's auch wieder nicht." Ein bisschen beleidigt verschränkte Leah die Arme vor der Brust.
"Ach komm, du musstest auch schmunzeln."
Und Susan hatte recht. Tatsächlich hoben sich die Mundwinkel der Blonden ein kleines Stück, aber das zählte.
"So, jetz' is' gut. Lasst uns über was anderes reden, sonst plündere ich den Kühlschrank, bevor es richtig losgeht."
Die Mädchen redeten dann über dies und das und merkten garnicht wie schnell eine halbe Stunde vergehen konnte. Mitten im Gespräch, gab der Ofen das erlösende Signal von sich, die Lasagne war fertig. Sofort sprang Emma auf, nahm sich zwei Topflappen und stellte das Mittagessen auf den bereitgelegten Untersetzer.
Nacheinander taten sie sich auf und beim Essen waren sich alle einig, dass Emma großartig gekocht hatte.
Nach dem Essen wuschen sie das Geschirr ab und liefen zu den Transporträumen. Es war mitlerweile schon kurz vor 14:00 Uhr und sie beschlossen ersteinmal zurück nach Hause zu gehen, um sich von ihrem ersten und anstrengenden Training zu erholen und sich mental auf den Muskelkater einzustellen, den sie spätestens morgen unter Garantie haben würden.
Auf halber Strecke kam ihnen Meister Neret entgegen und guckte zunächst etwas irritiert. "Ihr seid noch da", es klang eher wie eine Frage als eine Feststellung.
"Aber das ist vielleicht besser so, ich würde mit euch nämlich gerne den Plan für die nächsten Wochen besprechen."
Die Mädchen hatten damit kein Problem, auf die Minute kam es nun wirklich nicht an.
Also folgten sie ihm in den Konferenzraum, wo sie, wie nicht allzu lange Zeit vorher, an den großen weißen Stühlen platznahmen. Ihr blasser Lehrmeister strich sein Gewand glatt bevor er sich hinsetzte und räusperte sich dann kurz.
"Ich bin ansich zufrieden mit dem Verlauf eures ersten Trainings, allerdings ist einiges zum Teil stark verbesserungsbedürftig, wie zum Beispiel eure Muskelkraft." Er sah Emma direkt in die Augen, die sich dabei furchtbar unwohl fühlte, es aber nicht schaffte den Blick abzuwenden. "Aber es gibt nichts, dass sich nicht mit Geduld und Disziplin erreichen ließe, also bin ich optimistisch, dass wir bald positive Veränderungen sehen werden." Er lächelte in die Runde und Emmas unbehagliches Gefühl von eben wich neuem Kampfgeist.
"Ihr könnt nachher nach hause gehen, ihr habt für heute genug getan. Nehmt euch Zeit für euch und ruht euch aus solange ihr es noch könnt, denn sehr bald wird euer Leben um einiges ereignisreicher sein." Meister Neret zwinkerte in die Runde um sich dann nochmals zu räuspern. "Ich habe wie schon erwähnt eine Art Einsatzplan für die nächste Woche erstellt."
Mit einem Knopfdruck erschien ein holografisches Bild aus der Mitte des Tisches und zeigte, was sie in den nächsten Tagen erwarten würde.
"Morgen möchte ich mit eurem Elementbeherrschungs-Training beginnen. Ich denke ich hole euch wieder gegen 9:00 Uhr und dann zeige ich euch die Grundlage eures Guardian-Daseins."
Marilyn lächelte verschmitzt und ballte eine Faust auf dem Tisch, Emma fingerte nervös an einer ihrer Haarsträhnen, Susans Augen leuchteten und Leah wurde ganz hibbelig. Zweifellos brannten alle vier darauf ihre neuen Fähigkeiten zu testen.
Dann sprach der Meister weiter. Die darauffolgenden Tage waren mit Element- und Körpertraining verplant und für Samstag stand ihr erster Simulationskampf auf der Holostation an. Ihre zwei Ferienwochen, in denen sie eigentlich ausspannen und ihre Freizeit genießen wollten, war jetzt unerwartet voll, aber nun gut.
Nachdem Ir Neret seine Konsultation abgeschlossen hatte, folgten sie ihm zu den Transporträumen.
Morgen sollte sie das erste Mal den Umgang mit ihrem Element lernen, das würde sicher spannend werden.
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Guardians
ParanormalDie vier Freundinnen Susan, Emma, Leah und Marilyn haben mit den alltäglichen Problemen typischer Jugendlicher zu kämpfen, als ein Ereignis ihr Leben schlagartig verändert... Sie werden zu Guardians, zu Beschützern der Welten. Ausgestattet mit der K...