Kapitel 8 - Allein unterwegs

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»Wie lange stehst du da? »frage ich ihn und kratze mir am hinterkopf. Er grinst schief oder versucht es jedenfalls. Seine Antwort ist trotzdem ein Brummen: »Lang genug. »

»Upps. » murmle ich vor mich hin und seufze nur. Im nächsten Moment kommt eine Windböe und sorgt dafür, dass ich anfange zu frieren.Ich sehe die Straße runter und bekomme von jetzt auf gleich Angst. Wir sind in einem wirklich nicht gerade beliebtem Viertel und ich habe ein viel zu kurzes Kleid an. Immerhin wurde ich gerade für eine Prosituierte gehalten!?

»Komm mit. » sagt Niall und streckt seine Hand zu mir aus. Er nickt in eine Richtung und ich weiche zurück. Ich kenne ihn seit ungefähr 3 Stunden(?) wieso sollte ich dann direkt mit ihm mit gehen?

»Ich fahr dich nach Hause, vertrau mir. Du erfrierst hier noch. » sagt er. Ich schüttle den Kopf und zwinge mich dazu, eine gerade Haltung einzunehmen und sorge dafür, dass man mir die Kälte nicht ansieht.

»Ich wohne nur ungefähr drei Minuten von hier entfernt, ich schaff das schon. » sage ich und winke ihm kurz zum Abschied. Dann gehe ich die Straße entlang und bete nur, dass mich kein Betrunkener überfällt.

Zu meinem Leidwesen habe ich gelogen. Dieses Viertel ist ungefähr am anderen Ende der Stadt und außerdem kenne ich mich hier nicht aus. Nada. Fenito. Niente.

Nach zehn Minuten bin ich halb zu todegefrohren und immer noch auf dem falschem Weg. Das merke ich, als ich schließlich in einer Sackgasse ende. Hetzt bereue ich es, nicht einfach Nialls Hand genommen zu haben und in sein Auto eingestiegen zu sein. Mein kalter Atem streift über meine Finger während ich sie aneinanderpresse und reibe. Mir ist so kalt.

»Na süße. » höre ich eine Stimme und wirble herum. Es ist ein Mann – Ende dreißig mit Vollbart und Alkoholfahne. Diese Art Mensch kenne ich. Vermutlich hat er seine Familie und Beruf verloren wegen Spielsucht oder Kinderschändung oder weiß-gott-was und jetzt besäuft er sich jeden Abend anstatt aufzustehen und zu kämpfen.

Ich hasse Menschen, die ihren Kampfgeist verlieren. Es ist egal wie weit man fällt, ist man unten muss man sich nur sicher sein, dass man nicht noch tiefer fallen kann. Und wenn man an diesem Punkt angekommen ist sollte man verdammt nochmal alles in seiner Machtstehende dafür tun, um die Situation zu ändern!

»Lust auf ein kleines Spielchen? » fragt er und kommt Näher er hebt seine eine Hand und hält sich die Wodka Flasche an die Lippen. Er trinkt einen Schluck und taumelt näher. Ich tapse langsam zurück während mein Körper Signale durch die Muskeln jagt. Es ist dieser Moment, wenn der Körper sich fragt:  Fight or flight. Flucht oder Kampf.

Mein Körper weiß nicht, was er tun soll. Die Gefahr steht vor mir und meine Augen erkennen sie. Mein Gehirn fragt sich gerade, ob ich es schaffe, an der Mauer entlang zu rennen und aus der Gasse zu entfliehen. Aber nein, der Weg ist ungefähr zwei Meter breit und der Kerl ungefähr eineinhalb Meter breit. Okay, vielleicht ist er auch nur 1,40meter breit.

Also fight, denke ich und stelle mich so hin, dass ich selbst in den Heels eine gute Balance finde. Vielleicht, denke ich, tun die Absätze in seinem Schritt ja so weh, dass er ohnmächtig wird. Die Muskeln in meinen Beinen spannen sich an und meine Arme nehmen auch schon Kampf Haltung an.

Der Kerl kommt einige Schritte näher, so dass sich meine Hände zu Fäusten schließen und ich schon ausholen will. Doch dann höre ich einen dumpfen Schlag, hebe die Arme vor mein Gesicht, kneife die Augen zusammen und warte auf Schmerz. Aber nichts passiert.

Langsam und vorsichtig öffne ich erst die Augen, dann ziehe ich die Arme runter und sehe eine Gestalt mit einem Baseballschläger in der Hand.

»Komm schnell. » sagt er. »Bevor er aufwacht. »

Und diesmal zögere ich nicht und lege meine Hand in Nialls.

Ready to fly. ~ Harry Styles u. Niall HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt