Diary {L.T} Chapter 34:

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Ich flog und flog und flog. Soweit fort, an Orten die mich voller Schönheit überrumpelten. Die grüne Wiese, die mit den verschiedensten, schönen Blumen voll geschmückt war, verlockte jemanden sich einfach auf den Boden auszubreiten. Genau das tat ich - legte mich in die Arme der Person, in die ich mich endlos verliebt hatte. Louis.

Sorglos, wunschlos glücklich, ohne jeglichen Kummer und leid der sich wie ekelhafter Schleim an uns geklebt hatte.
Sanft lächelte ich, genoss die zweisamkeit mit ihm. Alles schien perfekt. Sodass es nicht der Wahrheit entsprechen konnte. Und das tat es nicht. Das hier war nicht real, nichts davon entsprach der Wirklichkeit.

Louis Erscheinung verblasste, seine Erinnerung wurde immer weniger und weniger. So schmerzhaft es auch war, ich vergaß wie er aussah. Die zahlreichen Tattoos auf seinem Körper waren wie weggeblasen, ich hatte nichts was mich für immer und ewig an ihn erinnern würde. Nur ein altes, kleines Foto. Die zerfranzten Ecken, die gelbliche Verfärbung zeigte, das auch jenes Bild seine besten Jahre hinter sich hatte. Und ich hatte Angst. Unendliche angst das mir nur dieses Stück an Papier, jedes mal wenn ich es in die Hand nahm, zerfallen würde. Wie Sand läge es auf dem Boden, zerstreut und vernichtet, das Ende meiner Erinnerung.

Doch dann fiel mir das Tagebuch ein. Einige Einträge zierte das weiße Papier. Ich hatte es in die hinterste Ecke meines Zimmers verstaut. Keiner sollte es kennen, bis es letztendlich fertig geschrieben war. Und nun war es. Meine Geschichte war vollkommen.
Wieso ich das tat, wusste ich nicht. Vielleicht um einfach am Ende das Buch in der Hand zu halten und zu sagen; Das ist meine Geschichte. Nichts und niemand der mich korrigieren kann. Keiner der meint, das das leben wundervoll oder nur voller grauen ist. Denn es sind beide Seiten. Das lernt man mit der Zeit.

Meine besten Jahre hatte ich hinter mir, mein Leben ist bald zu Ende. Ich habe vieles gelernt. Schönes und nicht so schönes. Aber nichtsdestotrotz bin ich glücklich. Denn was bringt es, in der Ecke zu sitzen und zu weinen, wobei man doch solch ein Glück und positive Energie ausstrahlen könnte?

"Wenn man schon selbst nicht glücklich ist, dann zauber anderen ein lächeln ins Gesicht."

So viele Weise Worte älterer Menschen, die ich mir damals nicht zu Herzen genommen hatte. Doch an manchen Tagen fällt einem ein Stein auf dem Kopf und einiges - oder gar alles ändert sich. Mein Leben veränderte sich, ab der Sekunde in der Louis nicht mehr in meiner Welt lebte. Das Trauern wurde mir zur Last. Ich konnte nicht mehr tagtäglich weinen bis mir die Augen aus dem Kopf fielen. Doch so sehr ich mich bemühte mir ein lächeln auf die Lippen zu ringen, rollte die nächste Träne hinunter.

"Dir fehlt dein Anker im Leben. Für manche ist es Gott und für andere Gegenstände. Dein Anker war Louis und nun ist dieser fort. Finde deinen halt im Leben wieder. Glaub' mir. Die Antwort steckt ganz tief in dir."

Ich verstand nie was damit gemeint wurde. Tagelang grübelte ich nach und kam auf den Entschluss das es meine Familie und Freunde sind. Doch so war es nicht. Die Antwort steckte wirklich in mir. Es war das ungeborene Baby das langsam aber sicher in mir aufwuchs.

Mir kamen wieder Bilder in den Kopf, Ian schaltete den Alarm aus. Beinahe hilflos tigerte er im Raum hin und her während mein Körper panisch vor Aufregung zitterte. Der Schwarzhaarige sah mich an. Wie in Trance bis er seine Waffe zückte und diese ladete. Das Geräusch hängt mir immer noch im Knochenmark. Die Tür sprang auf und die bekannte Silberne Waffe glitzerte im fahlen Licht. Seine Silhouette erschien im Türrahmen, meine Nerven schienen zu explodieren. Beide hielten sich die Waffe entgegen und allen war bewusst - jemand würde sterben.

"Louis."

Ian hielt inne. Seine langen Finger griffen stärker um die Waffe, dabei rutschten seine Adern in mein Blickfeld.

"Ich hatte immer gehofft das du verreckst. Gott, Wörter können nicht beschreiben welch unendlichen Hass ich habe. Dir und deiner Familie. Damals, erinnerst du dich? Es war genauso dunkel und kalt, genauso in einem solchen Keller als deine Hurenmutter meinen Vater tötete. Vor unseren Augen. Und erinnerst du dich, wie du in die blutigen Arme deiner Mutter gerannt warst, während ich der Leiche meines Vaters entgegen gestarrt hatte? Oh Louis, ich hatte geschwört auf alles in meinem Leben, ob ich über Leichen gehen muss oder sogar schlimmeres - dein Leben wollte ich zerstören. Und es hatte sogar geklappt bis sie, auch wenn es ungewollt war, in mein Leben platzte. Ich hatte nichtmal großartige Fehler machen müssen, den hattest du schon begangen. Noch ein Fehler von dir war es Louis, hier aufzukreuzen.
Hörst du das Louis? Das sind Sirenen der Polizei. Sie kommen hier her denn wenn nicht ich deinem Leben ein Ende setzen kann, dann können Sie das. Seien wir doch ehrlich Louis. In diesem Spiel habe ich den kürzeren gezogen, doch immer noch den längeren."

Ian richtete die Waffe an seine Schläfe. Alles spielte sich in Zeitlupe ab. Ein lauter Knall und alles hatte ein Ende.
Sein lebloser Körper sackte zu Boden, die Seele in Sekundenschnelle aus ihm gewichen. Louis kam auf mich zu, seine Augen funkelten. Ganz langsam strich er mir eine Strähne hinter das Ohr. Ich wollte schreien, ihn an mich drücken und sagen wie sehr ich ihn liebte. Doch wieder bekam ich nicht mehr als eine einzige Träne heraus. Dann kam auch schon wieder die gewohnte Kälte und Dunkelheit.

Als ich wieder bei Besinnung war, hatte ich gesehen wie Louis mich ins Krankenhaus fuhr. Mein Bein tat damals bis in die Unendlichkeit weh, der Arzt hatte gesagt das eine Arterie getroffen wurde und ich somit einen starken Blutverlusst erlitt. Aber selbst das heilte. Ich wurde operiert und bis zu den Türen des Operationssaal begleitete Louis mich. Die Zeit im Krankenhaus war wohl die schönste. Doch auch das schönste, wie ich es gelernt hatte, endete. Die Polizei war uns dicht auf den Fersen, Louis und ich flohen. Damals war die Nacht so kalt. Minusgrade herrschten, aber seine warme Hand in die meiner schien meinen ganzen Körper zu erwärmen. In Niall's Auto fuhren wir die Landstraße entlang als dieser stoppte. Der Tank war leer. Ich weiß noch, wie er grinste und sagte das wir eben die Nacht hier verbringen müssten bis er morgen einer der Jungs anrufen würde. Den Grund nannte er mir nicht weshalb erst einen Tag später doch ich lies es zu. Wir waren nach hinten geklettert und hatten uns in die warme Decke gekuschelt. Er begann zu erzählen, wie er im Koma lag. Nachdem er aufgewacht war, begann er sofort mit der Suche nach mir. Er war gesucht, flüchtete vor der Polizei und fand anschließend mich. Und nun flüchteten wir beide. Er drückte mir einen sanften Kuss, den ich erwiderte. Meine Finger verfingen sich in seinen Haaren und zogen sanft daran. Seine Hände legten sich unter mein Tshirt auf meine warme Haut. Ein letztes Mal sah er mir in die Augen, flüsterte mir seine Liebe entgegen und tat etwas womit ich wohl nie gerechnet hatte. - er entschuldigte sich. Für alles.

Der Arzt lag falsch. Ich konnte Kinder gebären. An jenem Tag verhaftete die Polizei Louis und alles war anders. Er kam ins Gefängnis, ich musste in eine andere Stadt ziehen, wurde stets von Familie, Freunde und sogar Polizei beobachtet. Vom Gericht bekam ich die Anordnung einen Psychiater aufzusuchen. Und das tat mir gut. Ich redete mir alles von der Seele hinunter, erzählte alles bis ins kleinste Detail, sagte auch, dass Louis mich nicht sehen wollte. Ich durfte ihn nicht besuchen. Das gab mir den Rest und ich zog in eine andere Stadt. Dort bekam ich meine kleine Tochter zur Welt und mein Leben erreichte hinter der dunklen Wolkendecke wieder die strahlend schöne Sonne. Ach ja, ich hatte mein Glück wieder gefunden.

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