Kapitel 39

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Es fühlte sich an wie eine Unendlichkeit, inder der Wagen auf zwei Rädern stand, bis er mit einem lauten, ungesunden Knall wieder auf allen Vieren landete.

,,Shit!'', fluchte die Rektorin und schlug auf das Lenkrad. Ich schaute ihr leicht verwirrt zu, wie sie ihren Kopf auf ihrer zitternden Hand abstürzt.
,,Das laute Geräusch eben, so hört es sich an wenn eine Achse bricht''.
Das Kopfweh und Adrenalin vergessend, machte sich die Enttäuschung in mir breit.

Als Alex aus den Auto stieg, tat ich es ihr gleich und wir stellten uns vor das Auto. Die Vorderräder stellten sich schräg nach außen und aus der Motorhaube konnte ich es unter dem faulen Mondlicht qualmen sehen.

,,Und jetzt?'', frage ich vorsichtig. Ich fühlte mich schuldig. Immerhin war gerade ihr Auto zu Bruch gegangen weil sie mich zu meinem Pferd fahren wollte UND weil sie sich um mich gesorgt hatte.
Mir wurde wieder ein wenig schwummrig.

,,Ich geb dem ADAC bescheid und dann holen wir uns ein Taxi'', sie seufzte und fuhr sich durch ihre braunen Haare.

,,Und was ist mit Coll..'', ich brach erschrocken ab und hoffte das sie mich nicht gehört hatte. Wie egoistisch war ich denn eigentlich bitte? Ich konnte doch jetzt nicht von ihr erwarten, mich noch zum Tierarzt zu begleiten.

An ihren zitternden Händen konnte ich den Schock, den sie gerade bekommen hatte, gut erkännen und für sie gab es im Moment wichtigere Sachen wie zum Beispiel ihr Auto von der Straße zu bekommen und es reparieren zu lassen.

,,Schon gut'', sie lächelte mir zuversichtlich zu ,,Ich weiß das du zu deinem Pferd willst, wir lassen uns dort hin fahren und schauen dann wie wir wieder ins Internat kommen''.

Ich konnte keinem sagen wie unendlich dankbar ich dieser Frau war!

~*~

Eine halbe Stunde später, wurde der Wagen abgeschleppt und das Taxi stand parat. Ich war ziemlich aufgeregt ob ich Collor gleich wieder sehen würde! Zugleich hatte ich Angst mir zuviel Hoffnung zu machen und später enttäuscht zu werden.

Nach gut einer Viertelstunde kamen wir endlich an der besagten Stelle an. Es standen nur noch wenige Autos herum und wirklich lebendig wirkte es hier auch nicht. Ab und zu liefen Polizisten über den Hof. Hektisch sprang ich aus dem Auto und direkt einem Polizisten in die Arme.

,,Tut mir leid'', murmelte ich leise.

,,Kann ich weiter helfen?'', fragte er mich.

,,Ich suche mein Pferd'', antwortet ich.

,,Dann komm mal mit'', er lief vorraus in eine große Halle.

,,Wie sieht dein Pferd denn aus?'', fragte er mich, öffnete die Türe jedoch nicht.

,,Es ist ein falb.. Er ist cremfarben mit schwarzen Beinen und..äh..schwarzer Mähne und Schweif.. also..'', ich wusste nicht wie ich das erklären sollte.

,,Ein Falbe mit schwarzen Socken und einem weißen Stern auf der Stirn?'', fragte er lächelnd als er in seinen Unterlagen nachschaute.

Ich starrte ihn verwirrt an. ,,Sie kennen sich mit Pferden aus?'' Er nickte lächelnd.

,,Warten sie. Ich habe doch garnicht gesagt das er einen weißen Stern hat. Woher wissen sie das?'', fragte ich misstrauisch. Von womöglich 50 Pferden wusste er genau wie MEINES aussah?

,,Ja keine Sorge, dein Wallach war nur der einzige Falbe laut meinen Papieren. Sie wurden alle in die Tierklinik hier in der Nähe gebracht'', antwortete er mir.

Wir standen vor der Türe der großen Lagerhalle und mein Herz setzte für einen Moment aus. Er, er war wirklich hier! Aber er war verletzt.

,,Was hat er?'', fragte ich schnell.

,,Nichts schlimmes. Er sah nur ziemlich mitgenommen aus und hatte ein paar Schrammen, es ist aber noch alles dran'', antwortete er und lief mit mir zu seinem Wagen.

,,Layla? Layla! Habt ihr ihn?'', die Rektorin kam auf mich zu gejoggt.

,,Er ist in der Tierklinik'', antwortete ich.

,,In welcher?'', fragte die Rektorin wieder. Ich zuckte nur mit den Schultern und schaute den Polizisten an.

,,Die genauen Daten hab ich auch noch nicht aber ich kann es heraus finden, ich bräuchte dazu nur Ihren Personal Ausweis'', er setzte sich in seinen Wagen und schaltete das Funkgerät an. Was genau er sagte verstand ich nicht. Dann notierte er sich den Ausweis der Rektorin und gab und mit einem nicken die Daten herraus.

,,Er ist bei Doktor Pierta im nächsten Ort'', wir bedankten uns und er wünschte uns noch viel Glück, dann fuhr er weg.

,,Und wie kommen wir jetzt dort hin?'', fragte ich.

,,Ach herrje..Wir hätten ihn um eine Mitfahr gelegenheit fragen können''

Ich nickte und schaute mich nachdenklich um. In der großen Lagerhalle brannte noch Licht. Ich lief zielstrebig darauf zu und schob die große Schiebetüre zur Seite.

Sofort stieg mir ein unertragbarer Geruch in die Nase welcher mich zum würgen brachte. Ich hustete und würgte und taumelte ein paar Schritte von der Türe weg. Die Rektorin schlug sich sofort die Hand vor die Nase und sprang ebenfalls von der Türe weg.

Als sich mein Magen einigermaßen beruhig hatte, legte ich meine Nase in meine Armbäuge und betrat den Raum. Ich merkte wie der Geruch an meinen Kleidern zerrte und auf meiner Haut drückte, es war fast unerträglich.
Alles war leise und keiner war zusehen, was allerding zusehen war, waren lauter kleine Blutlachen. Die einen schon vertrocknet die anderen noch frisch. Massenweise Fliegen schwirrten duch die Luft und liesen sich an den Blutpfützen nieder.

Mich interessierte nicht was hier geschehen ist. Ich konnte es mir nur zu gut vorstellen. Dieses Massaker war einfach unwürdig diesen Geschöpfen gegenüber.

~*~

Wir saßen in einem Polizeiauto auf dem Weg zur nächsten Stadt.
Um genau zu sein in dem Polizeiauto des Polizisten, welcher uns geholfen hatte den Kliniknamen herrauszufinden.

Er hatte noch einmal umdrehen müssen, da er vergessen hatte die Lagerhallen, beziehungsweise den Tatort, abzusperren. Ein Pech für ihn, ein Glück für uns. Er hatte uns freiwillig angeboten mitzufahren. Allerdings wollte er uns nicht zur Tierklinik sondern wieder ins Internat fahren, als dann auch noch die Rektoriin nachgab und von seiner Idee überzeugt war, hatte ich solange gebettelt bis wir zur Tierklinik gefahren sind.

Und jetzt sitz ich hier, mit klopfendem Herz und zitternden Händen und wartete darauf meinem geliebten Wallach um den Hals zu fallen!

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