Kapitel 40

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Ich konnte das Praxisschild schon von weitem Lesen.
Tierarztpraxis Dr. Rudolf Pierta.

Ich schnallte mich ab bevor der Wagen hielt. Und als ob mich der Polizist ärgern wollte suchte er sich erst noch gemütlich einen Parkplatz aus, anstatt uns gleich vor der Türe raus zulassen. Wollte der etwas mit kommen? Da fiel mir plötzlich ein das wir ja auch wieder ins Internat zurück kommen mussten.

Ich hatte ihn dazu angebettelt uns hier her zu fahren und ihn somit auch zum bleiben und warten gedrängt. Ich fühlte mich ein wenig schlecht weil ich schon wieder nur an mich gedacht hatte.

Vorne standen zwei Pferdetransporter und es herschte hochbetrieb. Überall rannten Arzthelferinnen herum und in jeder Ecke brannte Licht.

Ich steuerte auf ein großes Gebäude zu und wollte die Klinke der Türe herrunter drücken. Doch ich verfehlte sie und lief erst einmal kräftig gegen die Türe.

Sofort wurde die Türe von innen aufgerissen und ein junger, blonder Mann stand mir gegenüber. Er war vielleicht so sechzehn oder siebzehn und schaute mich leicht verwirrt an. ,,Alles in Ordnung?'', fragte er mich. Ich, immer noch leicht überrumpelt, nickte nur und fing dann an zu lachen.

,,Hast du dir den Kopf angeschlagen?'', fragte er. Sollte das etwa eine beleidigung sein?!

,,Nein, alles in Ordnung, ich war gerade nur in Eile'', grinste ich und schob mich an dem Typen vorbei. Er schüttelte nur lächelnd den Kopf und verließ den Raum.

Ich drängelte mich vor eine Frau die gerade einen Katzenkorb an der Info abstellen wollte.
Was die hier wohl macht? Immerhin war es weit nach Mitternacht?
Die Frau schnaupte empört nach Luft.

,,Tut mir leid..'', murmelte ich der Frau entgegen und wendete mich an die Tierarzthelferin hinter der Rezeption.

,,Entschuldigen sie, ich suche mein Pferd, es ist mit den Polizeitransportern hergebracht worden'', die Frau gab mir lange Zeit keine Antwort sondern starrte nur auf ihre Unterlagen.

Dann fand sie endlich ihre Sprache und schaute mich genervt an. ,,Mädchen, woher soll ich bitte wissen welches Pferd deines ist, schau dich um aber lass mich meinen Job machen'', zischte sie.

,,Tut mir leid das das ihr Job ist..'', murrte ich und hoffte das sie es noch gehört hatte ehe ich mich umdrehte und nach draußen ging.

Als ich die Türe öffnete, um nach draußen zu stürmen, lief ich fast in jemanden hinein. ,,Tut mir leid'', ich erkannte nur einen weißen, langen Arztkittel.

Erst hatte ich an den Tierarzt persönlich gedacht, doch als ich den Blick hob erkannte ich ihn an den blonden Haaren und dem jungen Gesicht wieder. Es war der Junge von vorhin.

,,Sie sind Doktor Pierta?'', fragte ich verwiert.
Er lachte darauf.

,,Ich bin sein Sohn. Daniel Pierta. Ich muss meinem Dad nur helfen weil gerade soviel los ist''

,,Achso.'', ich nickte verständlich. Ich überlegte kurz und wollte dann zu einer Frage ansetzen
,,Dann weist-'', als er im gleichen Moment auch anfing ,,Du bist heu-''.

Wir beide lachten los. ,,Du zuerst'', forderte ich ihn auf.

,,Eigentlich ja Ladys first, aber du bist heute ziemlich unkonzentriert oder?'', fragte er grinsend.
Ich lachte

,,Es ist ja auch schon weit nach Mitternacht, zudem besteht die Möglichkeit heute endlich wieder mein Pferd zu sehen. Weißt du wo sie stehen?'', fragte ich.

,,Ja'', er nickte ,,Wenn du schnell wartest, dann kann ich dich zu ihnen bringen'', ich nickte und er verschwand für einen Moment in der Praxis. Ich wartete ungeduldig vor der Türe. ,,Das bist du ja!'', hörte ich die Rektorin hinter mir. Ich drehte mich um

,,Warst du schon bei ihm?''

,,Nein, jemand wollte mich gerade zu ihm bringen'', ich deutet auf die Türe, dann wieder auf mich.

,,Er steht unten im Stall, solltest du nicht verfehlen. Zweiter Gang, zweite Box von links'', erklärte sie mir.

Ich war mir unsicher, ob ich erst auf diesen Daniel warten oder gleich los sprinten sollte.

Schließlich trugen mich meine Füße von alleine in den Stall.
Ich lief noch einmal aus dem Stall um die Nummer zu lesen.
Falscher Stall! Ich lief auf den Hof und fand den zweiten Stall auf anhieb.

Etwas langsamer als ich gerade in den ersten Stall gelaufen bin, betrat ich nun den zweiten und richtigen Stall. Zielstrebig lief ich auf die zweite Box von links zu. Mein Herz raste und trommelte in meiner Brust wie wild. Meine Gefühle fuhren, dank des Adrenalins, Achterbahn und ich merkte wie ich zu zittern begann. Ich würde es nicht noch einmal überstehen wenn er weg wäre.

Doch er war nicht weg, er stand putz munter in der Box. Ein kleiner Verband zierte ein teil seines rechten Vorderfußes.
Mein Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen um neue Karft zu holen und kräftiger denje loszuschlagen. Ich wollte unbedingt zu ihm! Doch der Riegel klemmte. Als ich es dann endlich hatte kam er ein paar Schritte auf mich zu. Ich viel ihm um den Hals und konnte meine Tränen nicht mehr zurück halten. Sie strömten einfach so aus meinen Augen.

Es war wunderschön seinen Geruch einzuatmen und meine Finger in seine einst so flauschige Mähne zu vergraben, auch wenn seine Mähne jetzt nicht so flauschig war, war es trotzdem ein unbeschreibliches Gefühl.

Ein Gefühlsschwall überkam mich und mir entfuhren kräftige schluchzer. Ich konnte mich nicht mehr bremsen, ich war einfach nur überglücklich! Ich hatte mein Collor wieder, es gab nichts schöneres als sein Pferd wieder zu riechen, zu spüren, zu fühlen.

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