14. Kapitel

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Justin(PoV)

Und schon wieder schauten wir uns gegenseitig an. Aus Reflex bewegte ich meinen Kopf langsam nach vorne. Doch diesmal drehte sie den Kopf zuerst weg. Moment. Wollte ich sie gerade küssen? Nein. Oder doch? Jedenfalls wollte sie es nicht. Jetzt herrschte Stille zwischen uns. Wir stiegen in die richtige Bahn.

"Okay, können wir das von grade vergessen?" Endlich sprach sie es an.

"Ja das wäre gut." Wir meinten beide das gleiche, daher musste ich nicht nachfragen. Bevor wir ausstiegen, guckten wir beide uns noch an. Ich musste grinsen und sie grinste zurück. Puh, es war wieder alles in Ordnung.

"Also, was willst du jetzt machen?" Venice platzte bald vor Neugier.

"Am Freitag ist bei Brent eine Party. Uuuuuund ich wollte mir dafür was kaufen. Und wenn du was schönes findest kaufe ich es dir." Wir gingen die Treppen der U-Bahn hinauf und standen nun Mitten auf dem Wilshire Boulevard.

"Okay, aber ich bin nicht eingeladen." "Kein Problem. Du gehst mit mir." Ich zwinkerte ihr zu und brachte sie damit zum Lachen. Ich liebte ihr Lachen. Moment was? "Wo willst du hin?", fragte sie mich. "Also erst nach Snipes, Adidas, Nike und vielleicht Bershka. Wo willst du hin?", äffte ich sie nach. "Ähm, ja ich würde gerne nach Calvin Klein. Will mir da noch einen Sport-BH und Unterhose kaufen. Das kann ich dann auch mit dem Outfit auf der Party kombinieren." "Bei der Anprobe komme ich dann mit rein, ist ja klar oder?", ich legte meinen Arm um sie, in der Annahme sie würde ihn wieder entfernen. Sie tat es nicht. Stattdessen lachte sie nur und sagte, "Nur über meine Leiche." Es war ein...ja schönes Gefühl. Irgendwie. Also gingen wir Arm in Arm den Boulevard entlang und ich kaufte ein Teil nach dem anderen. Venice half mir tolle Sachen zu finden. Sie hatte wirklich einen guten Geschmack. Letztendlich landeten wir dann auch bei Calvin Klein und Venice ging zielstrebig auf die Unterwäsche zu. "Welche Körpchengröße hast du denn?", stieß ich ihr in die Rippen. "C75. Zufrieden?" Ob ich zufrieden bin? Das war perfekt. "Ist schon mal ein Anfang, nh?" Sie stieß mir mit ihren dünnen Ellenbogen in die Seite. Danach packte sich ihre Größe und auch noch den passenden Slip. Als sie in der Umkleidekabine war, holte ich endlich mein Handy raus, weil es schon die ganze Zeit vibrierte. Jasmine.

"Jasmine, was willst du?"

"Man Justin. Ich will nicht das es so endet."

"Es ist schon längst vorbei."

"Bitte, tu mir das nicht an."

"Ich tue dir gar nichts an, kapier? DU hast dich nicht mehr bei mir gemeldet. DU wolltest nichts mehr von mir wissen. DU hattest schon nach einem Monat wieder einen Neuen. DICH hat es nicht interessiert, als ich den Unfall hatte. Weißt Du wie mich das verletzt hat, man? Ich war fast ein ganzes Scheiss Jahr depri und hab nur eine Bitch nach der Anderen geknallt. Denkst du ich wollte das? Nein, Jasmine. Ich wollte dich. Verstehst du? Dich. Nach zwei fucking Jahren dachte ich, ich wäre endlich über dich hinweg und dann tauchst du einfach wieder auf. Und ich lasse nicht zu, dass du mir noch einmal mein Herz brichst. Verstanden? Verpiss dich einfach, Jasmine!"

Aufgelegt.
Einmal tief ein-und-aus-geatmet, wollte ich mich wieder an meinen alten Platz stellen. Doch Venice stand dort und starrte mich an. Toll. Sie hatte alles mit angehört. "Oh mein Gott, Justin. Ist alles okay?" Sie ließ alle ihre Sachen fallen und kam auf mich zugerannt, um mich zu umarmen. Und genau das brauchte ich jetzt. "Danke", sagte ich, als sie sich wieder von mir löste. "Kein Problem. Ich bin jetzt fertig." Ich war ihr dankbar dafür, dass sie nicht mehr weiter nachfragte. An der Kasse bezahlte ich noch immer etwas durcheinander von dem Telefonat. Draußen setzten wir uns auf eine kleine Bank unter einem Baum. "Danke dir." Sie drückte mir einen Kuss auf die Wange.

"Hab ich gerne gemacht. Und hör mal das wegen eben..."

"Mach dir keine Gedanken darum. Das ist deine Angelegenheit."

"Ich möchte es dir aber erklären. Jasmine ist meine Ex und naja meine erste große Liebe sozusagen. Wir waren zwei Jahre zusammen bevor ihr Vater eine Stelle in Berlin angeboten bekommen hat. Und die hat mich damals einfach so verlassen. Ich wusste von nichts. Sie war von einem auf dem anderen Tag weg. Und ich war hier. Alleine. Mit einem gebrochenem Herz. Und sie hat sich kein beschissenes Mal gemeldet. Ich bin halt nie wirklich über sie hinweg gekommen. Obwohl ich mit vielen anderen Mädchen versucht habe sie zu vergessen. Es hat immer und immer mehr geholfen. Und jetzt ist sie halt wieder hier und ich könnte ausrasten." Ich setzte ab um Luft zu holen und zündete meine Selbstgedrehte an.

"Justin das kommt jetzt vielleicht komisch rüber,", fing sie an,"aber ich kann dich verstehen. Als meine Mom wieder geheiratet hat, sind der Typ und sein Sohn bei uns eingezogen. Also kurz gesagt ich verliebte mich irgendwann in den Spast und dann kam seine Ex-Freundin wieder und er war weg. Er ist einfach mit ihr abgehauen. Ich meine hallo?!" Ich blickte sie ganz erstaunt an. "Was ist los, Justin?" "Ich hab dich gerade das erste mal ein Schimpfwort sagen hören." "Dann ist ja alles klar, haha." Sie griff in ihre Hosentasche und zog ihr Handy raus. "Es ist schon halb sieben. Wie schnell die Zeit vorbei geht." "Du könntest echt Philosophin werden oder so was." Ich schnappte mir ihr Handy, weil mich das langsam kirre machte. "Hey! Gib das wieder her!" Sie versuchte vergeblich ihr Handy aus meiner Hand zu reißen. Währenddessen öffnete ich die Innenkamera und hielt das Handy dann auf Position. "Justin ich sehe so schrecklich aus." Mädels. "Komm schon." Sie legte ihre Hand auf ihr Gesicht. "Nicht dein Ernst jetzt oder?", fragte ich sie. "Was denn?" "Musst du jetzt so eine Tumblr-Pose machen mit Hand in der Fresse?" "Sorry." Da ich schon auf Auslöser gedrückt hatte, entschied ich spontan, zog ihre Hand weg und küsste sie auf die Wange. Klick. Das Foto war echt gut geworden. "Das ist voll geil, man. Siehst du, du bist gar nicht hässlich." "Im Gegensatz zu dir bin ich eine Katastrophe. Du bist so hübsch und sexy...", sie stoppte, da sie realisiert hat, was sie gerade gesagt hatte. "So, so dann weiß ich ja jetzt, was du über mich denkst." Bevor sie noch etwas sagen konnte, schnappte ich mir ihre Hand und zog sie hoch. Ließ meine Hand aber an ihrem Platz. Sie auch. "Hunger?" "Und wie. In welches Restaurant gehen wir, Jus?" Jus. Sie hatte mich Jus genannt. So nennt mich fast keiner. "In Das da vorne." Ich zeigte auf einen Eingang mit einer Markise und fünf Sternen davor. "Aber wir sind doch dafür gar nicht richtig angezogen. Und außerdem ist das übel teuer." "Mach dir darum keine Sorgen. Ich hab genug Geld bei." Was die Klamotten betraf, hatte sie ja recht. Selbst der Typ an der Eingangstür musterte uns mit einem abwertendem Blick. "Kann ich Ihnen weiterhelfen?" Er dachte wohl nicht, dass wir hier heute essen werden. "Ja einmal reserviert auf Bieber." Schade, dass Venice ihr Handy weggepackt hat, denn dieses Gesicht war unbezahlbar. Unaufgefordert öffnete er die Tür.


different - j.b. #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt