29:Ich konnte es einfach nicht...

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Auf die Weiten des Meeres blickend, sitze ich auf einem Felsen. Auf einem Felsen mitten im Meer. Gestrandet und zurückgeblieben. Ich lebe seit zwei Jahren jetzt schon auf einer einsamen Insel. Ohne Hoffnung auf Hilfe. Denn keiner weiß, wo ich bin. Meine Freunde, die mit mir geflogen sind, sind heute genau auf den Tag gestorben. Nur ich habe überlebt. Das einzige, auf das ich mich danach freuen konnte, war. Das Ardy sich verspätet hatte und so nicht mit geflogen ist. Zuerst war ich sauer, dass er schon wieder nicht pünktlich war, aber jetzt danke ich Gott dafür. Ich weiß zwar nicht, ob ich ihn jemals wieder sehen werde, aber ich weiß, dass er lebt. Und das ist die Hauptsache. Es tut mir nur leid, dass ich nicht zum Flughafen kommen konnte. Um ihn wieder zu sehen. Ich vermisse ihn so sehr. Alles an ihm, aber am meisten seine Küsse. Bei ihm habe ich mich immer wohl gefühlt, geborgen. Ich habe ihn seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Ich vermisse ihn jeden Tag mehr, aber es gibt hier keinen Ausweg. Ich bin hier gefangen, bis ich sterbe und hier verrotte.

Ich wünschte es würde mir so wie in Disney Filmen eine gute Fee erscheinen, die mir drei meiner größten Wünsche erfüllen wird. Mein erster wäre wieder zu ihm zu kommen. Mein zweiter für immer mit ihm zusammen sein zu können, also die Ewigkeit erschaffen, die Unsterblichkeit für uns beide. Und mein dritter wäre die richtigen Worte zu finden um mich für all das was ich zu ihm gesagt habe, es aber nicht so meinte zu entschuldigen. Ich muss mich für so viele Sachen entschuldigen. Ich hoffe, falls ich ihn jemals wieder sehen sollte, dass er mir verzeihen kann. Denn nur wenn er es kann, kann ich es auch.

Ich sehe zu, wie die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet. Und es langsam aber sicher dunkle Nacht wird. In der Nacht ist es am schlimmsten. In der Nacht fangen meine Gedanken wieder an, an ihn zu denken. Und das zerstört mich jeden Tag aufs neue.

Ich stehe auf und springe ins Wasser. Schwimme zu meiner Insel und laufe zu meinem selbst gebauten Zelt. Ich habe mir hier eine eigene kleine Welt aufgebaut. Das einzige, was mir noch fleht ist ein Mensch zum reden. Nein nicht irgendein Mensch, ich brauche Ardy. Ich habe schon solange auf ihn warten müssen, um ihn jetzt wieder verloren zu haben. Das ist doch nicht fair. Ich habe ihm vor nicht all zu langer Zeit mal geschworen, ihn nie zu verlassen. Und das hatte ich auch nicht vor. Bestimmt hat er in den Nachrichten gesehen, dass unser Flugzeug abgestürzt ist und er muss denken, dass ich tot sei. Alle anderen waren es ja auch. Wie es ihm wohl gehen muss? Ob er mich schon ersetzt hat? Wenn ich jemals hier weg kommen sollte und zu ihm zurück kann, dann werde ich falls er einen neuen Freund hat um ihn kämpfen. Und ihn nie wirklich nie wieder gehen lassen.

Man gibt sich so viele Versprechen im Leben und kann oder will sie gar nicht einhalten. Ich konnte meins nicht halten. Aber ich gebe noch nicht auf. Noch gibt es Hoffnung. Noch lebe ich. Das einzige, was mich hier töten kann, ist meine Einsamkeit . Ohne Ardy hat eigentlich das alles hier keinen Sinn. Aber da ich auf ihn warten werde, hat es einen Sinn. Ihn wiedersehen zu können, ist Grund genug um am leben zu bleiben.

Ich öffne meine Augen und erblicke wie die letzten zwei Jahre die Weiten des Meeres. Es kann wunderschön sein, aber auch dein schlimmster Albtraum. Es kann einen an Urlaub erinnern, an Palmen und Cocktails. Aber es kann auch an Schiffsbrüche und ertrinken erinnern. Ich erinnere mich an den Absturz ins Meer mit dem Flugzeug, dass mich zurück zu meinem Leben bringen sollte. Es sollte mich zurück zu Ardy bringen.

Ich habe keine Angst vor dem Meer, aber ich liebe es auch nicht. Es trennt mich von ihm. Es hindert mich daran entdeckt zu werden. Es nimmt mir Stück für Stück meine Hoffnung. Die Hoffnung auf eine Änderung.

Ich schwimme wie jeden Tag zu meinem Felsen und betrachte die Weiten des Meeres. Wie die Wellen gegen den Fels schlagen. Und das Meer rauscht. Wie die Sonne immer heller wird und das Meer erwärmt. Wie meine Kleider trocknen. Wie der Tag seinen lauf nimmt. Da ich keine Uhr habe und mein Handy schon längst keinen Akku mehr hat, muss ich raten wie viel Uhr es ist. Ich schätze, dass es jetzt so ungefähr 12:00 sein muss.

Plötzlich höre ich ein unbekanntes Geräusch und schrecke auf. Direkt vor mir bleibt ein Schnellboot stehen. Der Fahrer sieht mich an und fragt „Bist du einer von dem Flugzeugabsturz?" Ich nicke nur, da ich schon sehr lange nicht mehr geredet habe und ich mir meiner Stimme nicht sicher war. Er hielt mir seine Hand hin, die ich auch sogleich ergriff. Danach sagte er nur noch „Jetzt bringen wir dich mal Nachhause" Ich konnte nichts erwidern, geschweige denn mich bewegen.

Als Ich vor meiner Haustür stand, fing ich an wieder klar denken zu können. Ich stand nach zwei Jahren wieder hier. Was würde Ardy wohl sagen, wie würde er reagieren. Was wenn er mich gar nicht mehr wieder sehen will?

Ich konnte es einfach noch nicht. So drehte ich mich um und lief von meiner alten Wohnung weg, ohne zu wissen was jetzt passieren wird...

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Habt ihr Wünche oder Vorschläge, was in meinen nächsten oneshots passieren soll? Oder ein Lied, zudem ich einen schreiben kann? wenn ja, ab in Kommentare damit, Feedback wäre auch ganz toll :)


Tardy OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt