Entrüstet knuffte sie ihm leicht in die Seite. „Hey, das ist gemein. Ich kann durchaus vernünftig sein." Ihr Blick fiel auf das wartende Pferd. „Das ist nicht dein Ernst."
Er setzte sie ab und drehte sich neugierig zu ihr um. „Warum eigentlich?"
In schmerzhafter Erinnerung verzog sie den Mund. „Weil ich als Kind vom Pferd gefallen bin und mir den Arm gebrochen habe. Danach hat Kemal nie wieder versucht, mich zu Reitstunden zu überreden." Kemal war ihr Ziehvater, der sie nach dem grauenvollen Tod ihrer Eltern bei sich aufgenommen hatte. „Seitdem mache ich Kampfsport."
„Du hättest wieder aufs Pferd gemusst", erwiderte er sachlich. „Spätestens nach dieser Reise wirst du es lernen müssen." Er griff nach den Zügeln und bedeutet ihr, sich auf das Tier zu setzen.
„Ich dachte, ich soll mich nicht mehr in lebensgefährliche Situationen begeben", grummelte sie, sobald er hinter ihr saß und das Pferd antrieb.
Mit einer Hand hielt er sie an sich gedrückt, während er mit der anderen das Pferd durch die Bäume lenkte. „Du hast gelernt zu fallen. Und solange es nur ein gebrochener Arm ist, kann ich damit leben."
Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sie das Reiten würde lernen müssen. „Ich kann dich nicht irgendwie vom Gegenteil überzeugen, oder?"
Er lachte hohl. „Nein."
„Vielleicht sollte ich mir vorher den Arm brechen", dachte sie laut nach. „Oder mich sonst irgendwie verletzen, damit ich da nicht durch muss."
„Vergiss es", entgegnete er scharf. „Denk noch einmal daran, eine ähnliche Aktion wie heute Mittag zu starten und ich sorge dafür, dass du schwanger wirst. Dann hat sich das nämlich für die nächsten paar Jahre erledigt."
Eingeschnappt verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sie wusste, dass er in der Lage war, Gedanken zu manipulieren und sie problemlos dazu kriegen konnte. Denn die Voraussetzung für eine Schwangerschaft unter Wesen war, dass beide Partner es sich wünschten.
„Tu das und wir sind geschiedene Leute", fauchte sie ebenso scharf. „Das heute Nachmittag lass ich dir durchgehen, aber wage es ja nicht, meine Gedanken einfach so zu beeinflussen."
„Dann zwing mich nicht dazu."
Kurz darauf hielt er das Pferd vor dem Gasthaus an. Sofort sprang Ria runter und stürmte in den Schankraum, wo Aram und Adele an einem Tisch saßen und ihr Abendessen genossen. Vor Adele stapelten sich die Teller. Brodelnd ließ sie sich neben sie sinken. Als sie die besorgte Miene ihrer Freundin bemerkte, versuchte sie von ihrer schlechten Laune abzulenken. „Heißhunger?" Frech grinste sie sie an.
„Ja, so langsam isst noch jemand anderes mit." Glücklich strich sie über ihren runder werdenden Bauch. „Er bewegt sich langsam."
Eleasar setzte sich neben Aram und lächelte Ria verhalten an. Die ignorierte ihn geflissentlich und versuchte sich für die werdende Mutter zu freuen. „Das ist ja ... unglaublich. Warum er? Erscheint dir dein Kind nachts in Träumen und erzählt dir, wie es dir das Leben schwer zu machen gedenkt?"
Aram lachte fröhlich. „Ich bin ja dafür, dass er eine sie ist. Aber Adele besteht auf das Gegenteil."
„Im Zweifelsfall hat die Mutter immer recht. Die Hormone machen sie unberechenbar, also wunder dich nicht, wenn du mit 'nem Messer in der Brust aufwachst und Adele lachend daneben steht."
„Ria!" Vor Schreck wäre der Blonden fast ihre Gabel aus der Hand gefallen.
Aram griff beruhigend nach der Hand seiner Frau. „Dann weiß ich, dass du versucht hast, meine Frau zu entführen." Er zwinkerte Ria zu.
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Grau wie der Sturm [Schattenseelen 3]
FantasyDer dritte Teil der Schattenseelen-Reihe Nachdem Ria an der Seite ihres Mannes nach Anderswelt zurückgekehrt ist, steht sie vor bislang ungekannten Problemen. Nun muss sie sich, allen Widrigkeiten zum Trotz, in einer neuen Welt zurechtfinden. Dass s...