.:28:. Vom Suchen und Finden

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Nachdenklich beobachtete Aleix Ria und Eleasar. Die meiste Zeit hingen sie gemeinsam irgendwo herum, scherzten oder kabbelten sich. Sie wirkte glücklich. Zwar war die Traurigkeit immer noch ein Schatten in ihren Zügen, doch schien seine Gegenwart ihr gut zu tun. Und andersrum war es wohl ebenso. Suzis kopfschüttelnde Kommentare ließen zumindest darauf schließen. Er selbst fragte sich, wie er sie auf einmal hatte vergessen können. Es hatte ihm fast das Herz gebrochen zu sehen, dass sie diesen Mann aufrichtig liebte. Als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte er von dem Gerücht der Seelenbindung gehört. Sein Vater hatte ihm davon erzählt, dass Wesen in Anderswelt sich gelegentlich so stark verliebten, dass sie selbst dem Tode trotzen konnten. Wann immer man ihm davon erzählt hatte, hatte er ungläubig die Augen verdreht. Rias Kommentar vorhin hatte ihn zum Grübeln gebracht. Ihre rothaarige Schwester hatte von Anfang an einen gewissen Reiz auf ihn ausgeübt. Er fragte sich, wie sich diese tiefgreifende Liebe wohl anfühlen mochte. Ria hatte ihm vor wenigen Minuten lächelnd geantwortet, dass man sich fühle, als würde einem der Boden unter den Füßen weggezogen werden.

„Machst du dir immer noch Gedanken?" Entspannt lehnte sie sich neben ihm an die Reling.

„Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll", gestand er verwirrt.

Sie schenkte ihm ein mitleidiges Lächeln. „Das wusste ich auch nicht. Wir waren auf der Flucht vor Sems Leuten. Also eigentlich war ich mit Aram und Adele in einem Dorf, als ein anderer König in das Land von Eleas Vater einfiel. Wir haben uns im Wald versteckt, wo wir auf Elea gestoßen sind. Er wollte sich eigentlich nur mit Aram treffen. Aram ist Eleasars engster Freund", fügte sie erklärend hinzu, als sie seinen fragenden Blick bemerkte. „Ich war nicht ganz auf der Höhe meiner Kräfte. Da die Soldaten auf der Suche nach mir waren, hat er Aram und Adele zum Schloss geschickt und ist mit mir durch den Wald gewandert, bis sich die Lage beruhigt hat."

„Warum hast du mir nie davon erzählt?" Er spürte keine Verbitterung darüber, weil er ahnte, dass es für sie eine sehr intime Erfahrung gewesen sein musste.

Ein trauriger Ausdruck trat in ihre Augen. „Weil ich ihn vergessen wollte." So schnell wie sie gekommen war, verschwand ihre bedrückte Stimmung und sie zwinkerte ihm gelassen zu. „Möchtest du jetzt den Rest der Geschichte hören, solange wir noch unterwegs sind oder nicht?"

Gespannt nickte er.

„Im Grunde genommen ist er meistens ein Arsch", sagte sie frei heraus. „Das habe ich selbst einige Male zu spüren bekommen. Seine ersten Worte an mich waren: ‚Du hast also überlebt'. Und dazu dieser abschätzige Blick. Ich war zu fertig, um ihm eine runter zu hauen, sonst hätte ich es getan. Aber er hat mich nicht dort liegen lassen, nachdem Aram verschwunden und mir schwarz vor Augen geworden ist. Oh, und er hat mir einen Apfel gegeben." Sie lachte kurz bei der Erinnerung daran. „Ich hatte so viele Fragen, aber er hat mich immer abgewürgt und so getan, als wären unsere Verfolger uns dicht auf den Fersen. Ich weiß nicht, wie du Suzi wahrnimmst, aber für mich war er von Anfang an warm. So warm wie eine Sonne. Es ist schwer zu beschreiben. Ich wusste zu der Zeit nicht recht, ob ich ihn mögen oder verachten sollte. Er selbst konnte ja nichts dafür, dass sein Vater mich aus niederen Motiven von Aram hat entführen lassen. Ich war auch zu erschöpft, um mir wirklich Gedanken darüber zu machen. Wir haben in einem Gasthaus übernachtet. Angeblich war da nur ein Zimmer frei. Ich habe keine Ahnung, wie er die Nacht verbracht hat, aber am nächsten Morgen hat er mir Frühstück aufs Zimmer gebracht und mir eröffnet, dass wir wegen eines Unwetters einen Tag lang festsaßen. Da er bei mir blieb, habe ich ihn mit Fragen gelöchert. Natürlich wollte ich wissen, warum er mir hilft. ‚Dafür gibt es viele Gründe'", äffte sie ihn gekonnt nach. „Er hat seinen Vater als den wichtigsten genannt. Im Prinzip war es mir egal, weil ich eh nur zurück in die Menschenwelt wollte. Mein absolutes Highlight war, als er meinte, ich solle mich als sein Dienstmädchen verkleiden, da ich sicher nicht den Schneid hätte, seine Geliebte zu spielen. Ich hab ihm fast die Kehle aufgeschnitten, als er mir unterstellte, ich habe Manieren wie ein Bauer. Das fand er dann wohl nicht ganz so lustig."

Grau wie der Sturm [Schattenseelen 3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt