Etwas Dunkles huschte an ihrem Horizont vorbei. Etwas, das sie Schaudern ließ. Elea. Hier ist etwas. Vorsichtig streckte sie ihre Sinne aus, wie Haru es ihr gezeigt hatte. Sie spürte, wie Eleasar sich bei ihr einklinkte und ihre Wahrnehmung teilte. Kurz darauf stand er bei ihnen.
„Du scheinst wirklich das Glück zu haben, reizende Bekanntschaften zu machen", meinte er ironisch.
„Geisterwesen sind nicht reizend", entgegnete sie knapp. „Wenn du sagst es ist okay, dann lass ich es da. Wenn nicht, kümmere ich mich selbst darum."
Abschätzend musterte er sie. „Der alte Mann tut dir nicht gut. Du kommst auf immer absurdere Ideen."
Sie schnaubte. „Dasselbe gilt für dich."
„Bleib in Gesellschaft. Aram kommt morgen, dann sollte es dir leichter fallen, jemanden um dich herum zu haben."
Freudig sprang sie auf. „Die beiden kommen? Mit dem Kleinen? Uh, dann kann ich meinen Neffen ja doch noch nach Strich und Faden verwöhnen, bevor Adele sich rächen kann!" Ihr Kreislauf schien diese plötzliche Bewegung nicht ganz so gut zu verkraften.
Geistesgegenwärtig legte Eleasar einen Arm um ihren Bauch und half ihr, sich wieder hinzusetzen. „Ich werde sie bitten, deine Anstandsdame zu sein", schlug er betont gleichmütig vor. Er wusste, wie sehr es sie ärgerte, sich Konventionen unterwerfen zu müssen, die sie nicht nachvollziehen konnte.
„Hach, es ist ja so niedlich, wenn du träumst", entgegnete sie zuckersüß.
„Irgendwann zählt deine Schwangerschaft nicht mehr als Ausrede." Er seufzte. „Mach ihr das Leben nicht schwer."
„Wo denkst du hin?" Entsetzt schüttelte sie ihren Kopf. „Sie ist meine beste Freundin. Wir gehen Shoppen. Grab schon mal deine Geldreserven aus. Wenn wir fertig sind, wirst du die bitter nötig haben."
„Das bezweifle ich." Er nahm einem vorbeigehenden Diener ein Glas Saft ab. „Hier, du siehst schrecklich durstig aus."
„Oh, und wir werden gaaaaaaanz viele Kekse kaufen."
Er zeigte sich unbeeindruckt. „Das weiß ich. Habt ihr schon mehrfach getan."
Scheinheilig lächelte sie ihn an. „Ach, wollt ihr Männer uns nicht begleiten? Ihr seid doch groß und stark und könntet unsere Einkäufe tragen."
Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Wenn das das einzige ist, was dir zu uns einfällt."
Ria gab ihre süffisante Haltung auf und griff nach dem Saft, den er ihr hinhielt. „Vergiss es. Uns wird eh das halbe Heer folgen. Sollte ich unbeabsichtigt Frühwehen bekommen, sind genug Leute da, um innerhalb von Sekunden ein Lazarett aufzuschlagen. Aber wo du gerade hier bist. Joleen, Seana und Halie wollten wissen, wie wir uns kennengelernt haben."
Nachdenklich musterte er seine Frau. „Das wollen sie vermutlich gar nicht wirklich wissen." Liebevoll schob er ihr eine Strähne hinters Ohr. „Bleib bitte hier. Es ist immer jemand in der Nähe." Auf ein Zeichen von seiner Mutter hin, verließ er die Mädchengruppe.
„Was war denn?", hakte Halie nach. „Es schien, als würde euch etwas nicht gefallen."
Matt lächelte Ria sie an. „Ich fühle mich in der Nähe von Geistern nicht so wohl. Hab als Kind ganz schlechte Erfahrungen gesammelt, daher reagiere ich immer ein wenig empfindlich."
„Oh. Na, das macht nichts. Hier traut sich bestimmt kein böser Geist hinein. Immerhin ist Seine Majestät anwesend. Ich kann's noch gar nicht fassen, dass wir auch hier sein dürften", quiekte sie aufgeregt.
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Grau wie der Sturm [Schattenseelen 3]
FantasyDer dritte Teil der Schattenseelen-Reihe Nachdem Ria an der Seite ihres Mannes nach Anderswelt zurückgekehrt ist, steht sie vor bislang ungekannten Problemen. Nun muss sie sich, allen Widrigkeiten zum Trotz, in einer neuen Welt zurechtfinden. Dass s...