Zwar überraschte Dylan meine unhöflichen Antwort, jedoch sagt er nichts weiter dazu. Ist mir auch recht so. "Wo soll es denn überhaupt hingehen?", fragt er mich im nächsten Moment. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und stelle erschrocken fest, dass es viel zu spät war, um mich nach Hause fahren zu lassen. Meine Schicht im Café hat bereits vor zehn Minuten begonnen. "Mist", fluche ich und beginne mir meine Schuhe anzuziehen, welche praktischer Weise vor meinem Sitz lagen. "Was ist los?", fragt mich auch schon kurz darauf Dylan gleich wieder, worauf ich nur meine Augen verdrehe. "Nichts, was relevant für dich wäre. Fahr mich bitte einfach zur Chruch Street, Café Noir", nenne ich ihm mein Ziel und fummle dabei hektisch an meinen Schuhen herum. Ständig erscheine ich auf der Arbeit unpünktlich. Ein Wunder, dass Tim mich noch nicht rausgeschmissen hat, was sich heute aber ändern könnte. "Und du willst da in dem Aufzug hin?", fragt mich mein Fahrer weiter aus. Wieso will er unbedingt alles wissen und muss nerven? Stöhnend verdrehe ich nur meine Augen und atme noch einmal aus, bevor ich versuche ruhig weiter zu sprechen und dabei nicht auszurasten.
"Mir wird mir schon irgendjemand was zum Anziehen borgen können. Hauptsache ist, dass ich nicht gefeuert werde", erkläre ich ihm nun und hoffe, dass er sich damit zufrieden gibt. Ich bemerke, wie Dylan nur verwirrt seine Stirn runzelt und mich von der Seite mustert. "Du arbeitest in einem Café?", spricht er seine nächste Frage nun laut aus und dreht sich komplett zu mir, da der Stadtverkehr uns leider ein wenig aufhält. Ich zucke nur mit den Schultern, was hat der denn bitte erwartet. "Irgendwie muss man sich ja als Normalsterbliche auch sein Geld mit verdienen, oder?", stelle ich eine Rückfrage und beginne nervös auf meinem Sitz herum zu rutschen. Eine halbe Stunde wäre das Maximum, dass hat mir mein Chef schon so oft gesagt. Bisher hat das ja auch ganz gut geklappt. Naja bisher. Dylan schnaubt und erlangt damit endlich wieder meine volle Aufmerksamkeit. "Was?", frage ich ein wenig zickiger. Ein bisschen mehr Respekt, wenn ich bitten darf! "Normalsterbliche, als wäre ich anders als du", erklärt er mir das Ganze und brachte mich zum Augen rollen.
Der Stau löst sich und Dylan kann zum Glück weiter fahren. "Ich bitte dich, allein wenn man so viel Geld besitzt, um sich ein so teures Auto leisten zu können, sieht man ganz andere Dinge als normal an. Für dich ist ein gutbezahlter Job und eine große Wohnung ganz selbstverständlich. Für mich hingegen ist es das nicht. Ich kämpfe für alles was ich brauche", schildere ich ihm meine Sicht der Dinge. Entgegen meiner Erwartungen, biegt Dylan nun komplett falsch ab und drückt auf das Gaspedal. "Ach ja?", fragt er mich sauer und macht mich ein wenig panisch. "Dylan, was wird das?", frage ich den Braunhaarigen verwirrt, als er in die komplett entgegengesetzte Richtung fährt, als das Café liegt. "Du denkst ich habe keine Probleme?!", fragt er mich laut und überholt ein paar andere Autos. Ängstlich klammere ich mich an meinen Autositz und drehe mich meinem Fahrer zu. "Was? Ich meine nur, dass du es einfacher hast als ich", versuche ich ihn zu besänftigen, doch er lacht nur laut auf. Er geht nicht weiter auf mich und fährt seinen Wagen in eine Tiefgarage direkt neben einem riesigen Bürogebäude. Jetzt kann ich meinen Job definitiv vergessen.
"Was zur Hölle wird das?!", schreie ich ihn sauer an, als er doch tatsächlich auf einem Parkplatz zum stehen kommt. Er hingegen steigt schweigend aus, woraufhin ich auch aus dem Wagen ihm hinterherstürme. Dylan will sich anscheinend schon aus dem Staub machen, doch ich halte ihn am Arm fest. "Warum bringst du mich hier her?", schnauze ich ihn an und war kurz davor ihn sogar eine zu klatschen. Er war es nun, der die Augen verdreht und mich genervt betrachtet. "Wenn du meinst ich habe ein so einfaches und tolles Leben, dann braucht mich deins ja auch nicht zu kümmern, oder?", fragt er mich provozierend und zieht eine Augenbraue hoch. Mir klappt der Mund auf und ich kann es nicht fassen. "Du und dein komischer Freund hättet mich doch gar nicht erst mit zu euch nehmen sollen, damit warst du mir etwas schuldig, ok?", will ich ihm klar machen, doch er dreht sich nur kopfschüttelnd von mir weg und läuft auf einige Aufzüge zu. Das letzte was er mir noch zu sehen gibt, ist sein wunderschöner Mittlerfinger.
Schnaubend verschränke ich meine Arme vor der Brust und stampfe wütend in die entgegen gesetzte Richtung zum Ausgang. Hätte ich doch bloß Mal mein Handy oder etwas Geld mitgenommen. Jetzt weiß ich noch nicht einmal, wo ich bin, geschweige denn, wie ich nach Hause kommen kann. Zum Café zu Gehen wäre jetzt total erniedrigend, denn inwzischen ist die halbe Stunde schon längst überzogen. Als ich die Tiefgarage dann verlassen habe, blicke ich nur komplett irritiert durch die Gegend. In diesem Teil von Manhatten bin ich noch nie gewesen. Okay, wie denn auch, hier liefen nur lauter Anzugträger durch die Gegend, welche mir zudem noch skeptische Blicke zuwerfen. Seufzend fahre ich mir durch die Haare und laufe erstmal in die Richtung, aus der ich vorhin mit Dylan gekommen bin. Meine Gedanken sind ein einziges Chaos und ich versuche die ganze Zeit einen guten Plan auszuklügeln, wie ich wenigstens Claire erreichen kann. Denn auch wenn ich jemanden nach einem Handy fragen würde, dummerweise kenne ich ihre Nummer nicht auswendig. Also trotte ich einfach zum nächsten Starbucks, wo ich hoffentlich auch das Internet eines freundlichen Handy-Nutzers nutzen könnte.
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Me and my millionaire
Teen FictionNew York, 2015- Mary hat nun schon seit einiger Zeit ihren Abschluss hinter sich gebracht und treibt sich nun durch ein paar Jobs ein wenig Geld fürs College zusammen. Denn in der Stadt die niemals schläft gibt es mehr als genügend Möglichkeiten. Si...