Am nächsten Morgen weckt mich ein leichtes Kribbeln an meiner Wange, weshalb ich kichernd meine Augen öffne. Geblendet vom hellen Licht kneife ich murrend meine Augen wieder zu. Doch erneut kitzelt mich etwas an meiner Wange. Auch wenn es total unbequem war, habe ich die Nacht mit meinem Kopf auf Tommys Schoß verbracht. Mein Kichern wird immer lauter und ich setze mich jetzt hastig auf. "Hör auf!", lache ich den Übeltäter an, welcher zu meiner Überraschung sogar Tommy selbst ist. "Ach du meine Güte! TOMMY!", bringe ich begeistert heraus und schließe meinen grinsenden kleinen Bruder in eine herzliche Umarmung. "Wir wollten dich eigentlich nicht wecken, aber Tommy konnte es schon gar nicht mehr abwarten", spricht nun meine Mutter, welche auf der anderen Seite des Bettes sitzt. Ich löse mich kurz aus der Umarmung und drücke meinem kleinen Engel einen dicken Schmatzer auf die Wange und knuddle ihn erneut. "Hey, du erdrückst mich!", lacht Tommy und drückt mich sanft von ihm weg. "Entschuldigung mein Süßer, aber ich dachte schon, ich würde dich nie wieder Lachen sehen", seufze ich und streiche ihm zärtlich über seine Wange. Ich spüre, wie Dylan hinter mich tritt und seine Hände sanft auf meine Schultern ablegt.
"Als ob ich dich alleine lassen könnte, ohne deinen neuen Lover einmal unter die Lupe zu nehmen", witzelt Tommy und bringt mich dazu schockiert meinen Mund zu öffnen. "Das habe ich jetzt aber überhört", erkläre ich ihm und drehe mich gespielt mürrisch weg. Tommy resigniert die Situation nur mit einem Lachen und steht aus seinem Bett auf. "Wann kommt denn eigentlich endlich der Arzt? Tommy sollte doch morgens entlassen werden", beschwert sich nun meine Mutter und bringt mich zum Schmunzeln. Ihr geht nichts schnell genug. "Bleiben sie ruhig Mrs Foxter, er kommt bestimmt gleich", versichert ihr Dylan und streicht beruhigend mit seinen Fingern über mein Schlüsselbein. Diese kleine Geste macht mich unglaublich nervös und ich beginne mir verlegen auf meiner Unterlippe herumzukauen. "Dylan, wir waren doch schon beim Du angekommen", lacht meine Mutter weiter. "Egal, ich packe jetzt meine Sachen", erklärt Tommy bestimmend und springt auf. Doch er kommt nicht weit, denn er schwankt noch ein wenig, was meine Mutter sofort alarmiert. "Hey, ganz ruhig, übernimm dich nicht", mahnt sie ihn und stützt ihn sofort.
Eine halbe Stunde später sind wir dann auch endlich aus dem Krankenhaus raus und haben uns dazu entschlossen in ein Diner Essen zu gehen. Die Nacht war kurz und hat uns viel Energie geraubt. Tommy ist sogar der Meinung, er hätte seit mehreren Tagen nichts zu essen bekommen und bestellt sich gleich drei Teller Pancakes. Dylan hat dies nur kopfschüttelnd beobachtet. "Ich wette, am Ende wird er uns die Reste aufschieben." Kichernd stupse ich ihn in die Seite und ernte dafür nur einen fragenden Blick meiner Mutter. Doch statt ihr eine Antwort zu schenken, lenke ich das Thema um. "Wie geht es dir denn eigentlich sonst so?", frage ich sie lächelnd und habe sie damit auch schon gleich am Haken. Denn meine Mutter erzählt sehr gerne aus ihrem Leben und findet dann meistens nicht so schnell das Ende der Geschichte. Das bemerkt auch Dylan relativ schnell und kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Unter der Tischplatte ergreift er meine Hand und drückt sie leicht. Eine wohlige Wärme durchzieht meinen Körper und ich fühle mich nicht mehr in der Lage dem Gespräch zu folgen, da mein klopfendes Herz mich viel zu sehr aus der Bahn wirft.
Es hat gut getan, mal wieder meine Familie zu sehen, trotz der unschönen Umstände. Wenigstens kann ich mich danach einigermaßen beruhigt wieder mit Dylan auf den Heimweg machen. Ich habe ein ziemlich gutes Gefühl dabei, dass meine Mutter auch gefallen an ihm finde und von Tommy ganz zu schweigen. Als Dylan ihn vorhin gefragt hat, ob sie zum Spielautomaten gehen wollen, leuchteten Tommys Augen auf. Die Krönung war dann auch noch, dass Tommy einen kleinen Teddy ergattert hat, für den er sich wiederum zu cool fühlte, weshalb ich diesen bekommen habe. Also sitze ich hier im Auto, mit meinem neuen Teddy auf dem Schoß und summe leise bei dem Lied im Radio mit. Das Lied kenne ich nicht, wird aber einen tollen Ohrwurm hinterlassen. "Wusste dein Chef eigentlich davon, dass du die Tage gefehlt hast?", fragt mich Dylan irgendwann, als wir schon von weitem die Wolkenkratzer New Yorks erblicken. Geschockt reiße ich die Augen auf und drehe mich erschrocken zu ihm. "Oh Gott, Nein!", schreie ich verzweifelt und schlage mir meine Hände vors Gesicht. Mittlerweile ist schon später Nachmittag und bei all dem Stress habe ich mich nicht einmal bei meinem Chef, geschweige denn Claire gemeldet!
Hastig zücke ich mein Telefon und wähle die Nummer des Büros. Die Sekretärin verbindet mich weiter, weshalb mich nun das Tuten auf der anderen Seite der Leitung ziemlich verrückt macht. "Mary, schön mal auch von dir zu hören", lacht erstaunlicherweise mein Chef in den Hörer und lässt mich erst einmal stutzig werden. Doch ich finde schnell meine Worte wieder. "Es tut mir ja so unglaublich leid, Mr Cooperson, dass mich heute nicht bei Ihnen gemeldet habe und nicht zur Arbeit erschienen bin. Aber es gab einen familiären Zwischenfall", sage ich verzweifelt und hoffe stark auf sein Mitgefühl. Eine Weile herrscht Stille am anderen Ende der Leitung, bevor er weiterspricht. "Du hast Glück, dass ich dich schon so lange und gut kenne, geht es Tommy denn besser?", fragt er glücklicherweise nur nach und lässt mich erleichtert aufseufzen. Ich will nicht noch einen Job in so kurzer Zeit verlieren.
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Me and my millionaire
Teen FictionNew York, 2015- Mary hat nun schon seit einiger Zeit ihren Abschluss hinter sich gebracht und treibt sich nun durch ein paar Jobs ein wenig Geld fürs College zusammen. Denn in der Stadt die niemals schläft gibt es mehr als genügend Möglichkeiten. Si...