„Warum haben wir uns noch nie hier getroffen?"
„Vielleicht, weil wir uns hier ganz bestimmt noch nicht über den Weg gelaufen sind?"
„Wie kannst du dir da so sicher sein?" Mein Gegenüber hatte die Stirn gerunzelt. Das Licht wechselte ständig. Verlieh seinen Haaren einen immer anderen Braunton. Es wäre faszinierend, wäre der Typ nicht gleichzeitig so nervig.
„Ach warte, das war eine echt dumme Frage von mir." Er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Lachte laut auf. „Das kann ich mir ja auch so beantworten. Weil du mir sonst ganz bestimmt schon aufgefallen wärst."
Ich verdrehte nur die Augen. Verschränkte die Arme vor der Brust. Es waren vielleicht fünf Minuten gewesen, die ich alleine hier in der Ecke gestanden hatte. Etwas abseits von allem. Und doch so, dass ich meinen Bruder immer im Blick hatte. Die Musik war hier etwas leiser. Sodass ich den Typen gut verstehen konnte, der sich zu mir gesellt hatte. Leider.
Warum hatte er sich aber auch ausgerechnet mich ausgesucht? Es gab genug andere Tussis hier. Die noch dazu viel aufreizender gekleidet waren als ich. Und ganz bestimmt nur darauf aus waren, von dem Typen angegraben zu werden. Gehörte bestimmt auch zu der Mannschaft, in der Simon spielte. War mir aber auch ziemlich egal.
Es nervte mich nur, dass er da war. Und mich daran hinderte, meine Träumereien fortzusetzen. Auch wenn die zugegebenermaßen ziemlich unrealistisch waren. Aber gut, warum sollte Sebastian Kienle auch nicht einfach hier durch die Tür spazieren? Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt.
„Soll ich dir was zu trinken holen?" Der Typ neben mir ließ nicht locker. Kam sogar einen Schritt näher auf mich zu. Trotz meiner definitiv abweisenden Haltung. Naja, fiel einem bestimmt nicht mehr so auf, wenn man schon angetrunken war.
„Ich trinke keinen Alkohol." Stur blickte ich an ihm vorbei. Auf die Tanzfläche. Suchte nach meinem Bruder. Entdeckte ihn, wie er eng umschlungen mit einer hübschen Brünetten... naja, mehr oder weniger tanzte.
„Na so ein Zufall. Ich auch nicht."
Wieder lachte er auf. Ich glaubte ihm kein Wort. So wie der drauf war musste der bestimmt schon einiges intus haben.
Gelangweilt nickte ich einfach nur. In der Hoffnung, dass er dann vielleicht wieder abhauen würde und ich meine Ruhe vor ihm und seinen dummen Sprüchen hatte.
Leider verstand der Typ es noch immer nicht, dass ich absolut keinen Bock auf eine Unterhaltung mit ihm hatte. Nicht, dass es direkt an ihm lag. Es war eher der Umstand, dass ich nicht hier sein und auch keine Kontakte knüpfen wollte.
„Macht sich als Profisportler nicht so gut, sich andauernd zu betrinken, weißt du", brüllte er mir ins Ohr.
Jemand hatte die Musik wieder lauter gestellt. Die Leute auf der Tanzfläche kreischten begeistert auf. Mein Bruder ebenfalls.
In Gedanken gratulierte ich mir selbst für meine grandiose Einschätzung. Er war also wirklich einer dieser arroganten Mitspieler meines Bruders. Die sich für was Besseres hielten.
„Und was machst du so?"
Mit einem süffisanten Lächeln schaute ich ihn an. „Ich gehe noch zur Schule."
Nur kurz war sein Grinsen verschwunden. Der Ausdruck von Verblüffung währte leider auch nicht besonders lange. Und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen machte ihm das rein gar nichts aus.
So ein Mist aber auch. War es nicht abschreckend, wenn man hörte, dass jemand noch zur Schule ging? Verdammt, dann musste ich meinen ganzen Plan neu überdenken!
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Und Wenn Die Nacht Endet (Erik Durm)
Fanfiction„Ich bin nur wegen meinem Bruder hier. Er hat mich hierher gebracht.“ „Und wieso bist du dann noch hier, wenn es dir nicht gefällt?“ Ich lächelte nur. „Ist das nicht offensichtlich?“ Eine Party. Eine Begegnung. Eine gemeinsame Nacht.