21.45 Uhr

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„Warum? Es ist doch gar nicht so abwegig, jeden Mann als Peter zu sehen. Das macht es dir einfacher, mal darüber zu erzählen." Ich machte eine kurze Pause. Sah ihm aber deutlich an, dass er mich für komplett gestört hielt. „Ich meine, angenommen du triffst einen unbekannten Mann in einem Kaufhaus oder sonst wo. Und dann wird der zufällig von einem Flugsaurier angegriffen und du hilfst ihm, zu entkommen und rettest ihn. Dann kannst du so doch viel einfacher deinen Freunden und Verwandten davon erzählen, wenn das einfach der Peter ist."

„Natürlich. Was auch sonst..." Mit deutlicher Skepsis betrachtete er mich. Etwa so, als würde ich ihm gerade versuchen, ihm von dem fliegenden Einhorn zu erzählen, das ich heute Morgen getroffen hatte. Und den Flugsaurier gleich mit dazu.

„Du hast angefangen damit", erinnerte ich ihn. Ein leichter Vorwurf schwang in meiner Stimme mit. Aber allzu gekränkt war ich nicht. Er war nicht der Erste, der mir sagte, dass ich nicht alle Tassen im Schrank hatte. Gut, vielleicht war die Sache mit dem Flugsaurier auch ein klein wenig übertrieben gewesen.

„Okay, okay, lassen wir das. Ich geb auf." Er schüttelte den Kopf. Grinste aber dabei. Sodass er nicht so ernst wirkte. Mir zeigte, dass er sich nicht angegriffen fühlte von meinen Worten, was bei anderen durchaus vorkam. „Aber für mich bist du eindeutig eine Emma."

„Emma? Etwas Besseres ist dir nicht eingefallen?" Ein wenig enttäuscht war ich jetzt doch von ihm. Zwar war er Fußballer aber zumindest den Hauch von Kreativität durfte man ja erwarten.

„Was hast du gegen den Namen? Ich finde den echt schön", verteidigte Erik sich. Die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Augen funkelten wieder.

„Naja, da gehen die Meinung jetzt ziemlich auseinander...", murmelte ich kopfschüttelnd. Verlagerte mein Gewicht im Stehen ein wenig. Nach der anstrengenden Trainingseinheit heute Mittag wurde es langsam echt anstrengend, hier auch noch eine ganze Weile herumzustehen. Meine Beine schmerzten. Wie schön es doch wäre, sitzen zu können...

Erik verdrehte nur die Augen. „Ach komm schon, Sofia ist jetzt auch nicht besser."

„Na dafür kann ich jetzt aber nichts."

Doch, konnte ich. Aber das sollte ich jetzt besser nicht erwähnen.

„Stimmt auch wieder", seufzte Erik.

Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Was ich überhaupt noch sagen sollte. Wir kannten uns ja nicht. Und standen dennoch zusammen hier herum und redeten über so sinnlose Sachen wie Namen. Dass er überhaupt noch da war und nicht schon lange wieder das Weite gesucht hatte war schon ein Wunder. Bei dem Mist, den ich da von mir gab. Für einen Fremden konnte das durchaus abschreckend sein... Aber Erik schien es wohl irgendwie gut zu finden.

„Ähm, der eine Typ da drinnen meinte, du seist ein Langzeitverletzter oder so was. Wollen wir uns dann vielleicht lieber hinsetzen?" Ich deutete vage in Richtung des Sofas, das auf dem Rasen stand.

„Wer hat dir das erzählt?" Er runzelte die Stirn, ohne auf mein Angebot mit dem Sitzen einzugehen. Auf einmal wirkte er distanziert. Schon fast abweisend. Seine ganze Haltung schien sich auf einmal anzuspannen.

„So ein Typ da drinnen. Äh, Max oder so irgendwie..."

„Mats", korrigierte er mich tonlos.

„Oder so. Kann auch sein." Ich zuckte mit den Schultern. Was war so wichtig daran? Von irgendjemandem hatte ich das eben. Den Typen kannte ich sowieso nicht einmal. Und warum reagierte Erik so komisch darauf?

„Und du bist dann einfach zu faul zum Stehen?", neckte er mich. Die Leichtigkeit in seiner Stimme war wieder zurückgekehrt. Zum Teil. Ganz überzeugt war ich nicht.

Und Wenn Die Nacht Endet (Erik Durm)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt