22.45 Uhr

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„Doch. Natürlich hab ich das", verteidigte Erik sich. Seine Wangen schienen sich ein wenig rot zu verfärben. In dem schwachen Licht konnte ich es nicht genau sagen.

„Ach ja?" Skeptisch blickte ich ihn an. Wirklich überzeugt war ich nicht. An seiner Stelle hätte ich das wohl auch behauptet. Um nicht meinem Klischee zu entsprechen.

Er verdrehte die Augen. „Der härteste Triathlon der Welt. Siehst du. Ich bin doch nicht so unwissend wie du denkst." Triumphierend grinste er. Verschränkte die Arme vor der Brust. Lehnte sich zufrieden in das Polster zurück.

„Fast. Das gilt eigentlich nur für Hawaii. Der Ironman ist eine Serie an Wettkämpfen", verbesserte ich ihn. Aber dennoch etwas beeindruckt von seinem Wissen. Nicht besonders, aber doch ein bisschen. Mein Bruder hätte nicht einmal das nicht zusammengekriegt. Obwohl wir im selben Haus wohnten.

„Und was ist das Ziel von dieser Serie? Ins Ziel kommen? Überleben?" Leichter Spott schwang in seiner Stimme mit.

„Was ist das Ziel von deinen Fußballspielen?", stellte ich die Gegenfrage.

„Na die Meisterschaft. Und die Qualifikation für die Champions League. Und dann der Gewinn der Champions League. Und des DFB-Pokals." Er redete so, als sei das alles selbstverständlich. Und als gebe es keine andere Antwort als diese.

„Die Meisterschaft von was?", fragte ich etwas abfällig. Mit den anderen Begriffen konnte ich rein gar nichts anfangen. Aber das versuchte ich einfach mal zu überspielen. „Weltmeister wirst du dadurch ja bestimmt nicht."

„Nee, das bin ich ja auch schon", lachte Erik.

Dieses Mal war ich diejenige, die die Augen verdrehte. „Klar. Das wird man ja auch so leicht."

„Ist echt so. Dazu wird man eben in die Nationalmannschaft berufen. Und dann wird man Weltmeister." Er grinste. Wirkte fast überheblich.

„Aber bestimmt nicht durch das, was du das ganze Jahr über in den Spielen machst, oder?"

„Wie meinst du denn das?" Er runzelte die Stirn. Rückte ein wenig näher zu mir heran.

„Ich meine, dass das, was du in diesen tausenden Spielen das ganze Jahr über zeigst. Oder machst, was auch immer, dass das keinerlei Einfluss darauf hat, ob du Weltmeister wirst, oder?"

„Naja, du musst eben gut spielen, damit du in die Nationalmannschaft kommst."

„Und da darfst du dann vielleicht spielen", ergänzte ich. Konnte mir einen spöttischen Unterton nicht verkneifen. Das hatte mir Simon schon einmal erzählt. So ähnlich zumindest.

„Hey, ich hab auch meinen Teil dazu beigetragen, dass wir Weltmeister geworden sind", verteidigte Erik sich. „Auch wenn ich im Turnier nicht gespielt hab, das stimmt."

„Und dann darfst du dich trotzdem Weltmeister nennen?" Skeptisch blickte ich ihn an. Es kam mir ungerecht vor. Geschenkt. Wie etwas, das jeder bekommen konnte. Wenn er denn nur genug Glück hatte.

„Natürlich. Ich war ja dabei." Er grinste. Wirkte kein bisschen verunsichert. Sondern stolz. Auf eine Leistung, die er nicht hatte erbringen müssen.

Ich runzelte die Stirn. Noch bevor mein Kopf fertig überlegt hatte, was ich sagen sollte, hatte mein Mund schon gehandelt. „Findest du es dann nicht unfair? Dass du dich mit den Lorbeeren anderer schmückst?"

„Warum mit den Lorbeeren anderer? Ich war dabei. Und hab ebenso meinen Teil dazu beigetragen", wiederholte er. Betonte den letzten Satz besonders. „Außerdem war ich gut genug, um in den Kader, also die engere Auswahl zu kommen. Ich hätte jederzeit spielen können. Und ich wäre gut genug dafür gewesen."

Und Wenn Die Nacht Endet (Erik Durm)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt