„Du hast meine Frage nicht beantwortet. Warum wolltest du mich unbedingt kennenlernen?"
Er zuckte mit den Schultern. Schaute mich nicht an. „Ich weiß auch nicht. Du standest da so ganz allein."
„Du hattest Mitleid mit mir?" Skepsis schwang in meiner Stimme mit. Ehrlich gesagt hatte ich mir schon eine andere Antwort erhofft.
„Nein, kein Mitleid." Er schüttelte den Kopf. Schaute mich wieder an. „Es ist eher so, dass... Also, jeder hatte dort jemanden, mit dem er reden oder tanzen oder trinken konnte. Und du nicht."
„Also doch Mitleid." Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
Erik schüttelte erneut den Kopf. „Nein. Eher Neugierde. Was du dann hier machst, wenn du doch eigentlich nicht hier sein willst."
„Jetzt weißt du es ja", lachte ich. „Wegen meinem Bruder und jetzt wegen dir."
„Wegen mir?"
„Natürlich. Sonst wäre ich wahrscheinlich schon längst verschwunden. Was hätte ich auch hier noch machen sollen?" Ich hatte die Stirn gerunzelt. Nein, wenn er nicht hier wäre, dann wäre ich auch nicht hier. Dann wäre es mir nach spätestens zwei Stunden zu blöd geworden. Und Simon hätte ich für immer dafür gehasst, dass er mich hierher mitgenommen hatte.
„Neue Freunde finden?", schlug Erik vor. Klang aber selbst wenig überzeugt.
„Klar, mit meinen neuen Freunden Matze und Marco einen trinken." Ich verdrehte nur die Augen. Ganz bestimmt nicht.
„Andere Mädchen würden dich darum beneiden." Erik lachte.
„Oh, lass mich raten. Die beiden sind bekannte Fußballspieler aus deiner Mannschaft."
„Volltreffer. Gerade Marco ist der totale Mädchenschwarm. Du hast also das ganz große Los gezogen, hier sein zu dürfen. Und auch persönlich mit ihm sprechen zu können."
„Du merkst mir meine Begeisterung richtig an. Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen", erwiderte ich sarkastisch.
„Ach, ist Marco etwa nicht dein Typ?" In gespielter Überraschung riss er die Augen auf.
„Nee, kein bisschen. Auf so jemanden kann ich echt verzichten." Ich verzog nur das Gesicht. Wie so jemand ein Mädchenschwarm sein konnte war mir auch schleierhaft.
„Auf welchen Typ Mann stehst du dann?"
„Wer sagt, dass ich auf Männer stehe?"
Erik lachte. Augenblicklich stimmte ich mit ein. „Bist du etwa doch nicht so verklemmt, wie ich dachte?", neckte er mich.
„Hab ich doch gesagt."
„Klar. Aber jetzt sag schon. Ich bin neugierig."
Seufzend setzte ich mich etwas aufrechter hin. Mein Rücken schmerzte von meiner schlechten Haltung. „Also gut. Ähm, er sollte auf jeden Fall größer als ich sein. Aber nicht zu groß, sonst sehe ich ja aus wie ein Zwerg. Längere Haare wären toll. Und sportlich muss er auf jeden Fall sein. Oh und ziemlich durchtrainiert wäre nicht schlecht. Älter darf er ruhig sein. Ein paar Jahre wären schon gut. Und ein schönes Lächeln sollte er auf jeden Fall haben."
Erik mir gegenüber sah ziemlich nachdenklich aus. Erwiderte nichts auf meine wirklich ausführliche Beschreibung. Was etwas merkwürdig war. Ich hatte eigentlich mit einem dummen Kommentar gerechnet.
„Was ist?"
„Ich überlege nur, was davon jetzt auf mich zutrifft", lachte er. Seine Augen funkelten wieder. Vergnügt. Schon fast scherzhaft.
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Und Wenn Die Nacht Endet (Erik Durm)
Fanfiction„Ich bin nur wegen meinem Bruder hier. Er hat mich hierher gebracht.“ „Und wieso bist du dann noch hier, wenn es dir nicht gefällt?“ Ich lächelte nur. „Ist das nicht offensichtlich?“ Eine Party. Eine Begegnung. Eine gemeinsame Nacht.