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Er schwieg. Schaute nach oben zum Himmel.

Die Wolken zogen vorbei. Der Halbmond schien hell auf uns herab. Einige Sterne funkelten in der dunklen Unendlichkeit.

Von weit her hörte ich Glocken läuten. Der Wind trug ihren Klang zu uns hinüber.

„Es ist Mitternacht", sagte er leise.

Ich nickte nur. Was sollte ich darauf schon antworten? Außerdem wollte ich den Moment nicht zerstören. Er kam mir so unglaublich friedlich vor. Weit weg. Wie in einer anderen Welt. Einer anderen Zeit. Ohne die Party im Hintergrund.

Eriks Pulli zog ich enger um mich. Ein leichter Luftzug wehte über uns hinweg. Trug das Glockengeläut hinfort. Es war fast unheimlich. Ich war froh, nicht alleine sein zu müssen.

„Hast du Angst?" Neugierig beobachtete er mich. Der Mond ließ sein Gesicht beinahe unwirklich wirken. Die Schatten auf seinen Wangen ließen sein Gesicht kantiger wirken. Erwachsener.

„Wie alt bist du?", rutschte mir die Frage heraus.

„Was? Wie kommst du darauf?"

„Sorry, ich bin neugierig." Verlegen lächelte ich. Strich mir durch meine Haare. Der Wind hatte sie leicht zerzaust.

„Also das ist mir nicht neu." Leise lachte er auf. „Ich bin 23."

„So alt schon?"

„Alt? Ich bitte dich!" Empört schnaubte er auf.

Meine Wangen brannten. „Das war nicht so gemeint. Ich meine nur, so im Gegensatz..."

„Im Gegensatz zu wem?" Seine Mundwinkel zuckten.

„Vergiss es. Ich hab nichts gesagt." Verlegen schaute ich weg. Bestimmt war ich mittlerweile knallrot im Gesicht. Wie konnte ich so etwas Dummes auch nur sagen? Konnte ich nicht einmal nachdenken, bevor ich etwas sagte? „Und nein, ich habe keine Angst. Also zumindest jetzt nicht."

„Jetzt nicht?"

„Naja, würde ich alleine hier draußen rumsitzen, dann.... würde das vielleicht ein klein wenig anders aussehen."

„Was bedeutet ein klein wenig bei dir?"

Sofort schoss das Blut zurück in meine Wangen. „Das willst du nicht wissen."

„Ich könnte mir aber vorstellen, dass ich das vergessen würde, was du über mein Alter gesagt hast. Vorausgesetzt natürlich, du würdest mir verraten, wie du sonst wärst." Verschwörerisch zwinkerte er mir zu.

Verdammt, jetzt wurde ich auch noch mit meinen eigenen Waffen geschlagen.

„Okay, okay. Ich würde dann vielleicht ein bisschen hysterisch werden", gab ich zu. Immerhin war ich ehrlich.

„Das soll bedeuten?"

„Hey, ich hab dir deine Antwort gegeben!" Empört verschränkte ich die Arme vor der Brust.

„Schon, aber das reicht mir noch nicht als Gegenleistung. Oder besser gesagt Bezahlung." Seine Augen funkelten. Ihm schien die Sache richtig Spaß zu machen. Wie mir vorhin. Nur dass es da lustiger war.

Mittlerweile sah ich bestimmt schon aus wie eine überreife Tomate. Und versuchte, irgendwie aus der Sache wieder rauszukommen. „Ich würde bei dem ein oder anderen Rascheln vielleicht ein wenig zusammenzucken. Und ganz vielleicht, aber das ist nur eine vage Vermutung, doch wieder zurück ins Haus gehen."

Erik lachte laut auf. Und kriegte sich gar nicht mehr ein vor Lachen.

„Das ist nicht witzig." Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust. „Ich kann auch nichts dafür, dass ich so schreckhaft bin."

Und Wenn Die Nacht Endet (Erik Durm)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt