„Wie meinst du das?" Mein Herz pochte schneller. Stumm betete ich, dass er es nicht herausgefunden hatte. Dass es nur ein dummer Scherz war. Dass er gerade nicht herausgefunden hatte, dass ich ihn den ganzen Abend belogen hatte. Gewissermaßen. In einem einzigen Punkt nur. Dennoch... hätte es den Verlauf des Abends nicht doch irgendwie beeinflusst? Wenn er von Anfang an gewusst hätte, wer ich war?
„Du bist Simons Schwester."
„Wie kommst du darauf?"
„Er ist der Einzige, der noch bei seinen Eltern lebt."
„Es könnte doch auch sein, dass ich mit meinem Bruder in einer WG wohne", wandte ich ein. Versuchte irgendwie, ihn von seiner verdammt richtigen Spur abzubringen.
„Mit einem arroganten Fußballer? Freiwillig?" Zweifelnd schaute er mich an.
Gut, das hatte ich nicht unbedingt bedacht. Wir hatten eindeutig zu viel geredet. Und er sich zu viel davon gemerkt. „Auch wenn mein Bruder der Grund für all meine klischeehaften Vorstellungen ist, ich liebe ihn trotzdem. Er ist mein Bruder. Seinetwegen bin ich hier. Das sagt schon einiges."
„Das stimmt. Das sagt wirklich einiges." Er lachte leise auf. „Aber Spaß beiseite. Du bist Simons Schwester, oder? Er ist der Einzige, bei dem ich mich daran erinnern kann, dass er jemals über eine Schwester geredet hat."
„Ja, gut. Kann schon sein", gab ich mürrisch zu. Jetzt war ich es also doch. Simons Schwester. Was ich hatte vermeiden wollen. Um jeden Preis. Ich wollte ich selbst sein. Nicht die Schwester von Simon.
„Und die heißt nicht Sofia."
„Worauf willst du hinaus? Für dich bin ich doch sowieso Emma."
Er verdrehte die Augen. Beobachtete mich weiterhin aufmerksam. Wut oder Ähnliches konnte ich in seinem Gesicht nicht lesen. Nicht im Geringsten erkennen. Vielleicht war er aber auch nur ein guter Schauspieler. „Das stimmt. Gewissermaßen. Aber ich bin trotzdem neugierig. Jetzt erst recht."
„Auf meinen Namen?" Ich runzelte die Stirn. Das war jetzt nicht unbedingt das, womit ich gerechnet hatte.
„Ja. Über deinen Bruder weiß ich schon mehr als genug." Er lachte.
„Warte, das heißt, dass du mir nicht böse bist, dass ich dir den ganzen Abend etwas vorgeschwindelt hab?"
Er runzelte die Stirn. „Nein. Du hast mich ja nie richtig angelogen. Abgesehen von deinem Namen."
„Und... was nützt es dir, wenn du jetzt weißt, wie ich wirklich heiße?"
„Dann hab ich endlich eine richtige Vorstellung von dir."
„Die solltest du doch jetzt auch schon haben. Nach so vielen Stunden", wandte ich ein. Noch immer distanziert.
„Ich finde, erst durch einen Namen kann man jemanden richtig einordnen."
„Da bin ich anderer Meinung."
„Und deshalb wirst du ihn mir auch nicht verraten, stimmt's?"
„Genau."
„Warum? Warum siehst du das so anders? Was ist der Grund dafür?"
„Ich weiß nicht genau. Aber ich finde, Namen sind nicht so wichtig. Sie beeinflussen uns manchmal schon, bevor wir eine Person richtig kennen. Wir hören nur den Namen und ordnen diesen dann schon vorherigen Erlebnissen zu. Verknüpfen ihn mit unseren Erinnerungen. Und haben schon ein Vorurteil gegen diese Person. Noch bevor diese irgendetwas dagegen tun kann."
„Jetzt ist es aber anders. Ich weiß, was ich von dir denke." Er lächelte. Ehrlich. Es erreichte seine Augen. Sie begannen wieder zu funkeln.
Ich erwiderte es. Zurückhaltender. „Das glaube ich dir auch. Aber ich finde es so besser."
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Und Wenn Die Nacht Endet (Erik Durm)
Fanfic„Ich bin nur wegen meinem Bruder hier. Er hat mich hierher gebracht.“ „Und wieso bist du dann noch hier, wenn es dir nicht gefällt?“ Ich lächelte nur. „Ist das nicht offensichtlich?“ Eine Party. Eine Begegnung. Eine gemeinsame Nacht.