1.38 Uhr

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„Und im nächsten Moment rammt es dir ein Messer in den Rücken." Eriks Stimme wurde kühl. Die Wärme war gewichen. Von der einen Sekunde auf die andere. Sein Blick fixierte etwas hinter mir. Eine Bewegung, die ich nicht wahrgenommen hatte.

Ich drehte meinen Kopf nach hinten. Ein junger Mann kam das kurze Stück durch das Gras auf uns zugewankt. Er war betrunken. Eindeutig.

Vielleicht war es Simon, der mich scuhte? Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich ihn. Nein, er war nicht so breit wie mein Bruder. Und auch etwas größer. Aber wer wusste dann davon, dass wir hier draußen saßen?

„Oder es lässt eben einen betrunkenen Matze auftauchen." Erik seufzte laut auf.

„Hey, was macht ihr beiden Hübschen denn hier draußen so? Alleine?" Der Typ ließ sich neben Erik auf die Couch fallen. Die Anzüglichkeit überhörte sogar ich nicht. Und seine Alkoholfahne übersah ich leider auch nicht. Immerhin konnte er noch einigermaßen deutlich reden. Auch wenn es ihm deutlich schwerfiel.

„Wir haben uns ganz nett unterhalten. Bis du aufgetaucht bist", erwiderte Erik. Er klang deutlich gereizt. Verdrehte in meine Richtung die Augen.

„Das hab... hab ich gesehen!", beschwerte der andere Typ sich sofort.

„Ja und? Willst du es noch deutlicher hören, dass du nervst?", mischte ich mich ein. Unterdrückte meine Gereiztheit nicht. Es war so schön gewesen gerade. Ich hatte mich wohl gefühlt. Geborgen bei Erik. Zu gerne hätte ich gewusst, wie es weitergegangen wäre. Was er noch erzählt hätte.

„Keine Sorge. Ich... bin gleich wieder weg. Ich muss nur Erik schnell ent... führen." Er kicherte. Weshalb auch immer.

„Matze, das muss jetzt echt nicht sein", stöhnte Erik.

„Kann schon verstehen, dass ihr lieber allein sein wollt. Aber es... es ist dringend!" Mit der Überzeugung eines Betrunkenen schaute er seinen Freund an.

„Ach ja? Und worum geht es?"

„Es ist... Viertel vor zwei." Feierlichkeit schwang in seiner Stimme mit. Oder sollte zumindest. Wenn er noch klar reden würde. Seine Stimme wurde immer undeutlicher. Er stockte beim Reden immer mal wieder. Hatte offensichtlich Probleme damit, die Wörter korrekt auszusprechen.

Kurz gesagt: Er war nicht beneidenswert. Und ein Grund mehr für mich, warum ich mich nicht betrinken wollte. Warum ich den Alkohol ablehnte.

Erneut stöhnte Erik auf. „Nee, lass mal. Da hab ich jetzt echt kein Bock drauf. Das könnt ihr ruhig ohne mich machen."

„Aber... du, du gehörst da... dazu."

„Dann eben heute nicht. Und Matze bitte, hau einfach ab. Du bist betrunken."

„Ja und? Was macht das aus? Kennst... mich doch schon sso." Er grinste Erik an. Wollte ihm einen Arm um die Schultern legen. Was Erik aber sofort und genervt ablehnte.

„Natürlich. Aber du nervst. Also bitte."

Matze sah für einen Moment ziemlich verwirrt aus. Die Erkenntnis zwei Sekunden später sah man ihm deutlich an. Als hätte man eine Lampe angeknipst. Ich beobachtete ihn gespannt. Wie eine Studie. Wie ein Testobjekt, das man auf verschiedene Dinge testete. Was als nächstes kommen würde.

„Ah, ich verste... verstehe schon. Ihr beiden wollt also... Jaja, seid ihr zwei..." Er grinste mich an. Dann wieder Erik. Wieder zu mir. Sein Kopf schwankte bedenklich. Ich hatte fast Angst, dass er ihm gleich vom Hals kippte. Oder der Typ vom Sofa.

„Ja genau. Und da wollen wir dich nicht dabei haben." Erik stieß laut die Luft aus. Während ich noch nicht ganz verstanden hatte, was Erik und ich denn gleich wollten.

Und Wenn Die Nacht Endet (Erik Durm)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt