Kapitel 10

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Ich spürte, wie meine Knie weich wurden und schlang meine Arme um seinen Hals. Harry legte seine Arme um meine Taille und zog mich an sich. Seine Lippen waren so unglaublich weich. Mein Herz schlug so schnell, dass es sich anfühlte, als ob mein Brustkorb jeden Augenblick explodieren würde.

Ich umfasste sein Gesicht und erwiderte den Kuss fordernd. Seine Zunge streifte über meine Lippen und mit einem Seufzen gewährte ich ihm Einlass. Es fühlte sich so richtig an und doch so falsch.

 „Ich wollte nur wissen, ob ich dich auch rumkriegen kann und ich habe meine Antwort bekommen.“, hallte es plötzlich in meinem Kopf wider.

Ich legte meine Hände auf Harry’s Brust und schob ihn von mir weg. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich schluckte hart.

„Glückwunsch, du hast mich rumgekriegt“, fauchte ich ihn mit brüchiger Stimme an und bevor er mich ein weiteres Mal zurückhalten konnte, stürmte ich aus der Wohnung.

Das Unwetter von letzter Nacht hatte ganze Arbeit geleistet. Die Straßen waren bedeckt mit Blättern und teilweise lagen sogar ganze Ästen auf dem Boden. Achtlos lief ich durch die tiefen Pfützen; es war mir egal ob meine Füße nass wurden, ich spürte es kaum. Die Gänsehaut auf meinen nackten Armen und Beinen war nicht zu übersehen, aber mir war nicht kalt. Das einzige, was ich spürte, war mein gebrochenes Herz. Wie konnte mir jemand, den ich erst seit wenigen Tagen kannte, so viel bedeuten? Ich war kein Mensch, der sich in Dinge hineinstürzte, schon gar nicht wenn es sich um Jungs handelte. Es war einfach nicht möglich, dass ich so für Harry empfand, aber der pochende Schmerz in meiner Brust sagte etwas anderes. Ich mochte ihn. Und zwar sehr.

„Kindchen, geht es Ihnen gut?“, wurde ich plötzlich aus meinen Gedanken gerissen.

Vor mir stand eine ältere Frau, die mich mit besorgtem Blick musterte.

„Denken Sie nicht daran jetzt ‚ja‘  zu sagen! Nur weil ich eine alte Frau bin, heißt das nicht, dass ich keine Augen im Kopf habe oder nicht mehr klar denken kann. Wer bei diesen Temperaturen in Shorts und T-Shirt draußen rumläuft, der steht offensichtlich neben sich.“ Ihre Lippen verzogen sich zu einem nachdenklichen Lächeln.

„Ich wollte nur wissen, ob ich dich auch rumkriegen kann“ .Immer wieder spulten sich seine Worte in meinem Kopf ab. Die Tränen brannten in meinen Augen doch ich konnte sie noch zurückhalten.

„Wenn er Ihnen mit Absicht wehgetan hat, dann ist er es nicht wert, Schätzchen“, sagte sie mit ihrer warmen, ruhigen Stimme und legte ihre Hand auf meinen Arm. Plötzlich wurde ich von der Kälte geradezu erschlagen. Luft entwich mir und ich spürte den scharfen Wind nun deutlich auf meiner nackten Haut. Meine Zähne klapperten und ich schlang die Arme um mich selbst, ein kläglicher Versuch, meinen zitternden Körper zu wärmen.

„Wenn Sie möchten, können Sie kurz auf einen Tee zu mir ins Haus kommen, während Ihre Sachen trocknen. Sie können auch jemanden anrufen, der sie abholt. Mein Mann hat jetzt diese fabelhafte Funktion gekauft, mit der man so viel telefonieren kann wie man möchte, aber immer einen festen Betrag im Monat bezahlt!“

„Eine Flatrate?“ Meine Stimme war mehr ein Krächzen als ein normales Geräusch. Wenn doch bloß dieser verdammte Kloß aus meinem Hals verschwinden würde!

„Na sieh mal einer an, sie kann sprechen!“ Die alte Frau lachte und ich musste lächeln. Sie war so freundlich zu mir, obwohl sie mich gar nicht kannte. „Kommen Sie schon, wir haben nun lange genug in der Kälte herumgestanden“, sagte sie, hakte sich bei mir unter und führte mich die kurze Auffahrt zu ihrer Haustür hinauf.

Ich saß an einem wunderschönen, alten Holztisch über einer dampfenden Tasse Yorkshire Tee. Meine Schuhe und Socken hatte Mrs. Miller, das war ihr Name , auf die Heizung gelegt. Sie hatte mir ein frisch gewaschenes Paar dicker Socken gegeben und ich hatte meine Kleidung vom vorherigen Abend wieder angezogen, da es in Shorts und T-Shirt wirklich viel zu kalt war.

Holding a Heart [Harry Styles]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt