Der Bahnhof

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"Mutter, was machst du denn hier?", fragt Mum überrascht, während ich mich umdrehe. Tatsächlich, hinter mir steht meine Oma mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht.
" Ich will diesen Augenblick von Wynn doch nicht verpassen, außerdem will ich mir selbst mal den Bahnhof ansehen.", erwidert sie und kommt zu uns.

Während Mum Oma mit Fragen durchlöchert, stehe ich auf und bewege mich zögernd auf die  schimmernde Tür zu. 
Liko tritt für mich zur Seite und vorsichtig drücke ich mit klopfendem Herzen gegen die Tür.
Mit einem Ruck geht die Tür auf und ich sehe einen beleuchteten Gang, an dessen Ende eine Plattform zu erkennen ist. Vor Aufregung, was mich dort auf der Plattform erwartet, renne ich durch den Gang auf die Plattform zu. Ich bin fast über einen Treppenabsatz gestolpert und hingefallen, wenn ich nicht rechtzeitig meine Fähigkeit zu fliegen eingesetzt hätte. 
Erstaunt blicke ich über die Plattform: Unter mir liegt ein gigantisch, großer Bahnhof.
Auf dem haben sich schon viele Familien mit ihren Kindern versammelt und warten darauf, dass diese in einen langen Zug, der am Ende des Bahnhofes steht, einsteigen können.
Vor lauter Bewunderung kann ich nur ein "Wow" von mir geben. Den anderen scheint es nicht besser zu gehen. Ich meine, es ist ja schließlich nicht selbstverständlich, dass in jedem Baum ein Bahnhof steht. Das Einzige, was man im Inneren noch vom Baum erkennen kann, ist, dass der Bahnhof eher rund ist und ca. 50m. hoch geht.
Links und rechts bemerke ich erst jetzt weitere Plattformen, so wie meine, die nummeriert sind und auf denen weitere Familien stehen und genauso verblüfft aussehen wie ich. Ich schaue nach hinten und erkenne die Nummer 142 über den Durchgang stehen, aus dem gerade der Rest meiner Familie kommt. Nach einer gefühlten Ewigkeit ergreift Oma das Wort: " Es hat sich hier anscheinend, seitdem euer Opa hier war, überhaupt nicht verändert. Es ist aber immer noch genauso eindrucksvoll wie er es beschrieben hat. Aber kommt jetzt, Staunen können wir noch später, lasst uns erstmal runter fahren.", sagt sie und zeigt auf einen verzierten, mit Glastüren versehenen Fahrstuhl, der mir bis jetzt noch gar nicht aufgefallen ist. Liko rennt zum Fahrstuhl, damit er den Knopf zum Öffnen drücken kann, während wir mit meinem Gepäck im Schlepptau hinterher kommen. Als wir unten ankommen, habe ich das Gefühl,  dass der Bahnhof noch viel größer ist, als man von oben vermutet. Staunend gehen wir bis zu einer der Säulen, die alle über den Bahnhof verteilt sind und bis zur Decke gehen. " Ihr beide könnt euch jetzt ruhig etwas umschauen. Aber wenn aufgerufen wird, dass man in den Zug einsteigen kann, kommt ihr bitte so schnell es geht wieder her.", sagt Mum und Liko war daraufhin schon verschwunden.

Ich entscheide mich in Richtung Zug zu gehen, um ihn mir näher anzuschauen (und weil ich ja gestern Harry Potter geschaut habe und den Zug vergleichen will) und gucke mir beim Vorbeigehen die Familien genauer an.
Man erkennt hier gut, dass sich hier eine Anzahl von Menschen aus aller Welt angesammelt hat.
Ich schaue mir die Kinder in meinem Alter an." Ich frage mich nur, wie wir alle miteinander kommunizieren sollen.", denke ich besorgt. Endlich komme ich beim Zug an und schon wieder staune ich. Er sieht zwar nicht so geheimnisvoll aus wie der Hogwarts Express, aber trotzdem prächtig und einzigartig. 
Genauso wie der Bahnhof ist er an den Fenstern und Türen mit goldenen Ranken verziert und insgesamt in einem satten Hellblau gestrichen worden.
Statt dem Namen Hogwarts Express ist in goldenen Buchstaben auf den Wagons der Name "Utopia Express" geschrieben. Immer noch staunend gehe ich an den Wagons entlang. Das ganze entpuppt sich für mich immer mehr wie ein unglaublich schöner Traum, und langsam bekomme ich wirklich Angst, dass es einer sein könnte. Sicherheitshalber kneife ich mir in meinen Oberarm."Autsch", murmle ich. "Das fühlt sich hier alles wie ein Traum über Harry Potter an, nicht wahr?", sagt eine fröhliche Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sehe ein braungebranntes Mädchen mit zu einem seitlichen Zopf gebundenes Haar und grünen Augen. Sie lächelt mich freundlich an. Lächelnd erwidere ich: "Ja, tut es. Kaum zu glauben, dass das hier alles real ist." "Finde ich auch. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wirklich hier bin.", erwidert sie lachend und streckt mir ihre Hand entgegen. " Ich bin Liane, und du?"" Wynn", erwidere ich lächelnd und schüttle ihre Hand. " Freut mich ehrlich, Wynn; ich dachte schon, ich werde hier vielleicht keine Freunde finden. Ich dachte hier laufen nur Schnösel und so herum. Ist das auch dein erstes Jahr hier?" "Ja ist es, und ehrlich gesagt bin ich total aufgeregt wegen des Ganzen hier. Aber was meinst du mit Schnösel?" Liane verdreht die Augen: " Naja, ich bin mit meiner Familie in einem Bus zu einem der Eingänge gefahren, in dem noch andere Familien saßen. Die hatten alle die totalen Markenklamotten an und die ganze Zeit rumgemeckert, als wir in einen Wald reinfuhren. Einige von ihnen haben  gemeckert, dass sie kein Netz mehr hätten und andere, weil ihre Schuhe angeblich neu wären, und die auf keinen Fall hier aussteigen könnten.  Der Busfahrer tat mir in dem Moment echt leid, weil wir dann wirklich mitten im Wald  angehalten haben und die meisten Familien dann wie kleine Kinder rumgepöbelt haben." Prustend fang ich an zu lachen und kann wegen dieser Story gar nicht mehr aufhören, weil mich dieses Verhalten so sehr an manche aus meiner (alten) Schule erinnert. Liane stimmt mit ein und so lachen wir bis wir keine Luft mehr bekommen und einige Familien anfangen uns beide komisch anzugucken. Keuchend klopfe ich Liane freundschaftlich auf die Schulter: "Du bist echt okay Liane. Ich bin total froh, dass ich hier wenigstens schon mal eine nette Person kenne." " Da stimme ich dir voll und ganz zu." Plötzlich ertönt eine Ansage aus den Lautsprechern,  die an den Säulen hängen:" An alle neuen Schülerinnen und Schüler, begeben sie sich jetzt bitte in den Zug, wir werden bald abfahren. Bitte bringen sie ihr Gepäck in die hinteren zwei Wagons und vergessen sie nicht, diese mit ihren Initialen zu versehen. Verteilen sie sich dann bitte zügig in die anderen Wagons. Handgepäck dürfen sie mit sich nehmen und vergessen Sie bitte nicht ihren Einladungsbrief bei sich zu haben. Dankeschön. " Schnell sage ich zu Liane, weil die Meute an Familien anfängt sich in Bewegung zu setzen:" Ich muss wieder zu meiner Familie. Treffen wir uns gleich in einem der Wagons? " " Ja klar, ich warte dann in einer der Kabinen im Wagon 4 auf dich." "Okay", antworte ich noch schnell und laufe dann so schnell, wie es halt zwischen Menschenmassen geht, zurück zu meiner Familie.

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Hallo ihr alle!
Tut mir leid, dass ich so lange nichts mehr veröffentlicht habe, aber was soll man halt sagen, die Lehrer machen einem das momentan einfach nicht leicht. 

Euch noch einen schönen restlichen Nikolaus!
Eure
Yve

Die Utopia AkademieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt