Abschied

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An der Säule warten die anderen schon auf mich. "Sorry, habe mich verquatscht.", keuche ich.
"Schon okay,  wir müssen jetzt aber los  zum Zug.", erwiedern Mum und Omi und schnappen sich mein Gepäck. Zusammen gehen wir in Richtung Zug, während ich den Anderen von meiner Begegnung mit Liane erzähle. " Ist das nicht super?", sage ich glücklich als ich fertig bin, " Jetzt habe ich sogar schon jemanden, mit dem ich das Ganze erleben kann."
"Das ist super Prinzessin.", erwidert Mum lächelnd. "Meiner Meinung nach ist es hier viel zu voll", mault Liko rum. "Keine Sorge, es ist ja bald vorbei Brüderchen.", antworte ich grinsend. 

Nervös und etwas zappelig gucke ich nach vorne: Wir sind endlich beim Zug angekommen und stehen jetzt in der Warteschlange für die Gepäckabgabe.
"Gott, ich sterbe gleich vor Aufregung.", denke ich nervös. 
" Wag es bloß nicht jetzt einen Rückzieher zu machen, Wynn. Du hast es schon bis hierhin geschafft, also schafft du es auch weiter!", sagt meine innere Stimme fordernd zu mir. Entschlossen stimme ich ihr zu und klatsche mir zum Fokussieren einmal gegen beide Wangen.
Endlich stehen wir vor dem Eingang zum Gepäcklager und geben den Leuten dort mein Gepäck ab, nachdem sie nach geguckt haben, ob ich alle Gepäckteile signiert habe.

Danach gehen wir zusammen zum 4. Wagon und bleiben vor dem Eingang stehen.
Traurig umarmt mich meine Mutter.
"Jetzt heißt es Abschied nehmen,  Wynn. Pass gut auf dich auf und unternehme nichts Dummes. Ich weiß, dass du zwar Fähigkeiten hast, die Andere nicht haben. Aber das macht dich nicht unbesiegbar, also überschätze dich nicht. Und vergiss nicht uns und deinen Freunden Briefe zu schicken und an Weihnachten nach Hause zu kommen.
Wir werden dann vor dem Baum auf dich warten, also vergiss die Eingangsnummer nicht."
"Ist gut Mum, ich werde schon nichts vergessen und danke für alles.", erwidere ich flüsternd, weil ich den Tränen nahe bin. Schon klar, ich reagiere vielleicht etwas impulsiv, aber immerhin sehe ich sie alle jetzt ein halbes Jahr nicht mehr. Vorsichtig löse ich mich von Mum und umarme Liko. " Pass gut auf dich auf, Brüderchen, und wage es nicht in mein Zimmer zu gehen, okay?", sage ich scherzend zu ihm. " Lass mal, da gibt es nichts außer Bücher und lesen ist nicht gerade eines meiner Hobbys", erwidert Liko grinsend.
Okay, ja ich habe vielleicht ein "paar" Bücher in meinem Zimmer,  aber so viele sind es nun auch wieder nicht. "Glaub mir, irgendwann wirst du noch dankbar sein, dass ich so viele Bücher besitze, Liko." "Ist klar.", erwidert er augenverdrehend und drückt mich nochmal fest. "Pass du auch auf dich auf, Schwesterherz. " " Mach ich, versprochen. "
Zuletzt umarme ich noch Oma. " Pass gut auf dich auf Wynn.
Damals hat dein Opa erzählt, dass es oft schwierige Zeiten gab. Er erzählte, dass die Akademie einiges von ihm abverlangt hatte, also sei vorsichtig. Genieße die Zeit trotzdem dort in vollen Zügen. Was kann ich dir noch für Ratschläge mitgeben... Zweifel nicht zu sehr an dir und vergiss nicht, dass du nicht alleine bist." "Danke Oma, ich werde es nicht vergessen.", verspreche ich und löse mich dann von ihr.
Ich nehme mir meinen Rucksack, den Mum bis jetzt auf den Rücken getragen hat, und sehe sie alle nochmal an: " Bis Weihnachten, Leute.", sage ich traurig, aber aufgeregt, drehe mich um und steige in den Zug ein.

Nachdem sich die Tür hinter mir schließt, atme ich erstmal aus. " Jetzt gibt es kein Zurück mehr." denke ich entschlossen. Plötzlich durchfährt mich ein Schub Adrenalin und mein Atem geht schneller. Aufgeregt betrete ich den Wagon und schaue in jeder Kabine nach Liane, bis ich vor einer Tür mit braun verzierten Zweigen stehe. Ich klopfe an, als keiner innerhalb der Kabine was sagt, öffne ich zögerlich die Tür. Ich halte geschockt den Atem an. In der Kabine knutschen auf dem Sitz ein schwarzhaarriger Junge mit einer Blondine herum. "Wir sind hier in einem öffentlichen Zug auf dem Weg zur berühmtesten Akademie der Welt und die haben nichts Besseres zu tun, als rumzuknutschen?!? Jetzt weiß ich immerhin schon, wen ich nicht kennen zu lernen brauche.", denke ich fassungslos und angewidert.
Leise probiere ich die Tür zu schließen, doch in dem Moment blickt der Junge auf. Schwarze, durchbohrende Augen sehen mich an.
" Hau ab, Wynn", flüstert mir meine Stimme zu. " Sorry", sage ich zum Jungen und schließe die Tür energisch, doch der schlägt sie wieder auf. Zornig drängt er mich an die Wand.
" Hör mal zu, wie kannst du es wagen einfach in eine Kabine zu kommen?!?", sagt er zornig zu mir. Bei mir schaltet sich in meinem Kopf ein Hebel um. Empört schubse ich ihn von mir weg, sodass er überrascht nach hinten taumelt. " Hör mal zu, du eingebildeter Kerl, ich habe keine Ahnung wer du bist und es ist mir auch ziemlich egal, aber ich habe geklopft, okay?
Und was denkst du eigentlich wer du bist, dass du mich hier einfach an die Wand schubst?"
Überrascht davon, dass ich ihn einfach so wegschubse und so wütend reagiere, kriegt er keinen Ton heraus. Als er endlich etwas erwidern will, hören wir plötzlich eine Stimme aus seiner Kabine kommen. "Deine "Freundin" wartet auf dich.", sage ich zu ihm angeekelt und will gehen, doch er hält mich an meinen Handgelenk fest."Wie heißt du Mädel?" , fragt er mich ruhig."Im Ernst jetzt?!?", denke ich wütend und befreie meinen Arm. Trotzdem erwidere ich bissig: "Wynn". Er grinst." Ich bin Fenris", sagt er und geht wieder in seine Kabine zu der Blondine. Zischend drehe ich mich um und klopfe an die nächste Tür, nachdem ich mich etwas gesammelt habe. Ich betrete die Kabine und höre sofort eine bekannte Stimme.
"Da bist du ja, Wynn, ich dachte schon du kommst gar nicht mehr!"
Erleichtert bemerke ich, dass ich endlich Liane gefunden habe, die gegenüber von einem nett aussehendem, blonden Mädchen sitzt. Schüchtern winkt sie mir zu.
"Du musst Wynn sein, Liane hat mir schon von dir erzählt.  Ich bin Lydia, hi.", sagt sie schüchtern. Etwas überfordert erwidere ich: " Ähm hi Lydia, sorry wenn ich dich gerade etwas erschreckt habe. "" Was ist denn gerade bei dir passiert,  Wynn? Du sahst wie der Teufel höchstpersönlich aus.", fragt Liane mich besorgt. Soviel also zu das ich mich wieder gesammelt habe. Erschöpft lasse ich mich neben ihr auf den Sitz sinken. Plötzlich ertönt eine Ansage: " An alle Fahrgäste, wir werden in einigen Sekunden losfahren, also suchen sie sich bitte nun einen geeigneten Sitzplatz." Schnell erzähle ich den beiden als Kurzfassung, was gerade passiert ist, wobei sie mir aufmerksam zuhören. Gerade als ich fertig bin, ertönt die Zugpfeife und der Zug setzt sich in Bewegung. Liane, Lydia und ich schauen aus dem Fenster raus und winken unseren Familien zum Abschied nochmal zu. Grinsend sehen wir uns an." Auf zur berühmtesten Akademie der Welt!", ruft Liane fröhlich.

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Euch allen schöne Winterferien,  Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!!!

LG,
Yve

Die Utopia AkademieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt