Der Ausritt

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[Belle]

Als der Morgen dämmerte, wurde ich von einer Zofe geweckt. Gnadenlos zog sie die Vorhänge zur Seite und legte mir meine Kleidung bereit und eine Schüssel mit warmem Wasser. Sie knickste kurz und verließ dann eilig mein Zimmer.
Ich erhob mich seufzend und warf einen Blick auf die Sachen. Es war ein grünes Kleid und daneben lagen braune Stiefel.
Ein Ausritt?, schoss es mir durch den Kopf. Nicht damit.
Ich fegte die Sachen vom Stuhl und öffnete meinen Kleiderschrank. Edmund liebte das Jagen und Ausreiten und deswegen hatte er mir einmal eine enge Reithose und ein Stoffoberteil in einem wunderschönen Rot geschenkt.
Dies zog ich mir an, nachdem ich mich gewaschen hatte, und machte mich auf den Weg zum Frühstück. Zwei Soldaten öffneten mir die Tür zum Speisesaal und ich stolzierte zum Tisch. Die Stiefel, die mir hingelegt wurde, hatte ich angezogen, jedoch starrte meine Mutter mich an, als wäre ich voll daneben gekleidet.
Stumm setzte ich mich zu ihrer Rechten und begann zu essen, ohne auf sie zu achten.
"Wir machen heute einen Ausritt", sagte sie nach einer Weile.
"Und du kommst mit?", fragte ich mit einem überraschten Unterton.
"Ja, irgendjemand muss dir doch Narnia zeigen", meinte sie.
"Wer kommt noch mit?" Ich sah hoffnungsvoll in die Runde.
"Edmund und ich kommen mit", erklärte Sally. Sally war dreißig Jahre alt und die Freundin von meinem Onkel. Warum sie hier war, war eine lange Geschichte.
Nach dem Frühstück gingen wir in die Ställe. Unsere Pferde standen gesattelt in der Gasse und wurde von jeweils einem Stallburschen festgehalten. Lucy kam ebenfalls mit und so ritten wir zu fünft dem Wald entgegen. Meine Mutter saß wie immer gerade und streng auf ihrem Braunen und schaute, ohne dass sich etwas in ihrer Miene regte, nach vorne.
Ich versuchte das ignorieren, obwohl es mir schwer fiel. Ich hatte meine Mutter nie anders erlebt. Sie war immer streng gewesen. Jedoch behauptete meine Familie, dass sie freundlich und herzlich war - jedenfalls vor meiner Geburt.
Edmund trieb sein Pferd an und jagte im Galopp an mir vorbei.
"Du bist ganz schön lahm, Hel!", rief er und warf einen Arm in die Luft.
"Na, warte!" Ich gab meinem Rappen die Sporen und galoppierte meinem Onkel hinterher. Wir erreichten den Wald und ich duckte mich unter einem tiefgelegenen Ast. Lachend beugte ich mich aus dem Sattel und mein Tier streckte sich, so dass es schneller rennen konnte.
Nun befand ich mich nur noch einige Meter hinter Edmund, doch ich schaffte es nicht, noch näher aufzuholen. Plötzlich vernahm ich aus meinen Augenwinkeln eine Bewegung und ich wandte meinen Kopf. Etwas jagte rasend schnell neben mir her, doch ich konnte es nicht erkennen.
Aufeinmal tat das Etwas einen Sprung auf mich zu und mein Pferd bäumte sich auf. Das unbekannte Wesen hatte mich nicht getroffen und ich wusste auch nicht, wo es geblieben war, da es hastig verschwand. Mein Tier wieherte laut, sprang zur Seite und galoppierte durch den Wald, so dass wir immer weiter vom Weg abkamen.
Ich klammerte mich panisch an den Zügeln und der Mähne fest. Vor mir tauchte weißer Kies und ein breiter Fluss auf. Mein Pferd rannte furchtlos durch das Flussbett, so dass mir das Wasser bis zu den Oberschenkel reichte.
Durch das Wasser lief mein Pferd langsamer und dadurch konnte ich es, als wir den Fluss durchquert hatten, zum Halten bringen. Schnell atmend und mit klopfendem Herzen sah ich mich um. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wo ich war.
Beruhige dich, Helena. Weiterreiten oder warten?
Ich entschied mich für Weiterreiten und wandte mein Pferd vom Fluss ab. Im Schritt betraten wir wieder den Wald und ritten eine Weile zwischen den Bäumen umher. Irgendwann lichtete sich der Wald vor mir und ich kam an einer großen Ebene heraus. Das Gras war saftig grün, doch an vielen Stellen befanden sich Löcher und riesige Felsbrocken. Wo bin ich hier?, fragte ich mich.
Mit einem unruhigen Gefühl ritt über das Feld. Erst jetzt bemerkte ich einige zerstörte Helme, Waffen und Rüstungen unter den Steinen oder zwischen dem Gras. Doch was daneben lag, ließ mich beinahe übergeben. Zerborstene und verstümmelte Knochen lagen auf dem Boden - manche älter als andere. Ein Schlachtfeld, schoss es mir durch den Kopf.
Ich trieb mein Pferd an und galoppierte weiter. Vor mir tauchte ein riesiger Hügel auf, welcher ebenso mitgenommen aussah wie der Rest. Ich stieg ab und zog mein Pferd in seine Richtung. Eine Senke führte tiefer hinein, doch der Eingang war fast vollständig verschüttet. Nur eine kleine Spalte war offen geblieben.
Plötzlich bäumte der Rappe sich auf und wieherte laut. Ich ließ ihn erschrocken los und er galoppierte davon.
"Verdammt!", rief ich sauer, doch Jammern würde jetzt auch nichts bringen. Ich wandte mich um und blickte wieder zu dem Eingang des Hügels. Ich nahm tief Luft und zwängte mich durch den Spalt. Es war dunkel, was mich erschaudern ließ. Durch das Licht, welches durch einige Löcher in der Wand hindurchschien, konnte ich eine Fackel erkennen. Ich entnahm sie aus dem Fackelhalter und schlug zwei Steine gegeneinander, die auf dem Boden gelegen hatten. Dadurch konnte ich die Fackel entzünden und schrak zurück. Erst jetzt erkannte ich, dass dir Hälfte des Raumes eingestürzt war.
An einigen Stelle jedoch kam man hindurch und so lief ich weiter. Irgendwann tauchte eine Treppe vor mir auf und ich ging sie hinunter. Unten befand sich ein Raum und in der Mitte stand eine alte, zerbrochene Platte mit einem Schriftzug. Im Hintergrund befand sich das Abbild eines Löwen, der mit dem Kopf zu mir sah.
Wo bin ich hier?, fragte ich mich ein weiteres Mal und legte die Fackel ab.

Heute ein längeres Kapitel. Sorry, dass gestern keines kam.
Wer glaubt ihr, ist das Etwas im Wald? Ich gebe euch einen Tipp: Es ist ein Wesen XD Omg, ich bin ja sooo witzig ^^ Schönen Abend noch und einen tollen Schultag. Ich habe morgen auch Schule ... <3

Die Chroniken von Narnia - The Broken Country || Band 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt